Bad Endorf – Radfahren ist nicht nur gut für die körperliche Fitness, es schont auch die Umwelt. Doch wenn die gemütliche Fahrradtour zur Nervenzerreißprobe wird und mit Todesängsten endet, dann ist es Zweckentfremdung auf höchstem Niveau, finden zahlreiche Bürger, die sich an die OVB-Heimatzeitungen gewandt haben. Dazu gehört auch Gerhard Reith. Der Münchner war im Sommer Kurgast in Bad Endorf. Als leidenschaftlicher Radfahrer ist er gerne und viel unterwegs. Was er dabei auf dem Radweg zwischen Mauerkirchen und Rimsting erlebte, wird er so schnell nicht vergessen.
Gute Verbindung bis zur Gemeindegrenze
Im September unternahm Gerhard Reith eine Radtour. Auf dem Rückweg von Prien fuhr er über den Radweg bis Rimsting weiter nach Bad Endorf. „Bis zur Endorfer Gemeindegrenze war die Verbindung gut gekennzeichnet, die Fahrbahnbeläge waren bestens“, berichtet er. Dann, kurz vor Mauerkirchen, war Schluss: Dort mündet der Radweg in die Staatsstraße 2092. „Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt ein Kiesweg, der für Radfahrer absolut ungeeignet ist, in eine scheinbar andere Richtung. Wegweiser gab es nicht“, ärgert sich der Münchner.
Dass er dem Kiesweg folgend über den Osterbachweg und Mauerkirchener Weg nach Mauerkirchen und dort wieder auf den Radweg gekommen wäre, wusste Reith aufgrund der fehlenden Beschilderung nicht. Er sei zurück auf die Staatsstraße gefahren, um die letzten Meter bis zum Ortsschild zurückzulegen.
Da lauert seines Erachtens die Gefahr: Denn auf dem rund 300 Meter langen Teilstück hätten ihn mehrere Autos mit hohem Tempo überholt. „Mehr als die Hälfte der Überholenden wollten oder konnten wegen Gegenverkehr den Mindestabstand nicht einhalten“, so Reith. Er habe sogar den Luftzug gespürt. „Lebensgefährlich“ sei es für ihn gewesen und eine Zumutung für alle Radler, die diese Strecke nutzen.
Der Gemeinde ist das Problem bekannt. Das bestätigt Bürgermeister Alois Loferer auf Nachfrage. „Die Gemeinde ist schon seit Langem um eine Lösung bemüht“, sagt er. Allerdings gestalte sich dies nicht so leicht. Denn die Gemeinde würde gerne die Lücke schließen, laut Loferer steht der Grund dafür aber nicht zur Verfügung. „Verhandlungsgespräche mit den Eigentümern laufen bereits“, so der Rathauschef. Zudem gebe es auf dem Teilstück hinter Mauerkirchen viel zu beachten: darunter die Geländebeschaffenheit, ein Bachlauf sowie die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen, die nicht zerschnitten werden sollen.
Die fehlende Beschilderung für die Umfahrung über den Osterbachweg/ Mauerkirchener Weg erklärt Loferer damit, dass diese Trasse nie als Alternative angedacht war. Die Gemeinde könne die Strecke auch nur als Radweg ausweisen, wenn diese auf Gemeindegrund liegt. Zwei potenzielle Trassen habe die Verwaltung dafür erarbeitet. Genaueres wollte der Bürgermeister dazu aber noch nicht sagen, um keinen Druck auf die Grundeigner auszuüben.
Weitere Lücken sollen geschlossen werden
2017 wurde der Fuß- und Radweg zwischen der Fußgängerbrücke in Bad Endorf bis runter nach Mauerkirchen eröffnet. Auch weitere Lücken im Radwegenetz gilt es laut Loferer zu schließen. Beispielsweise soll im Rahmen des Radwege-Konzepts des Landkreises ein lückenloses Radwegenetz entstehen, um mit dem Rad in alle Richtungen von Ort zu Ort zu kommen.Das Staatliche Bauamt Rosenheim, das für die Radwege entlang der Staatsstraßen zuständig ist, habe bezüglich des Lückenschlusses des Geh- und Radweges seit 2019 verschiedene Abstimmungen mit den Fachbehörden und der Gemeinde vorgenommen, so Pressesprecherin Ursula Lampe.
Anfang dieses Jahres habe die Gemeinde durch das Amt prüfen lassen, ob eine Verschmälerung der Staatsstraße 2092 möglich wäre, um dadurch die ausreichende Breite für einen Geh- und Radweg herzustellen. Ohne Erfolg, denn die jetzige Fahrbahnbreite liegt bei 5,6 Meter. Diese sei mindestens nötig, um den Begegnungsverkehr zwischen zwei Lkw sicherzustellen und aufrechtzuerhalten.