Stephanskirchen – Die Filze geht vor. Dabei bleibt der Stephanskirchener Gemeinderat. Auch wenn es einzelne Bauwerber hart trifft. Im Juli hatte der Gemeinderat beschlossen, dass eine Nachverdichtung und weitere Bebauung rund um die sensible Westerndorfer Filze nicht erwünscht ist und entsprechende gegenteilige Beschlüsse der Vorgänger gekippt. Nur an der Birkenriedstraße sollte Nachverdichtung noch möglich sein, der Bebauungsplan wurde entsprechend geändert.
Geplantes Baurecht Opfer der Änderung
Dem fiel ein geplantes Baurecht am Filzenweg zum Opfer. Der Besitzer der Grundstücke beantragte nun, dass der Bebauungsplan entsprechend geändert werde, er das erst geplante, dann gestrichene Baurecht doch erhalte. Der Bauausschuss hatte in seiner jüngsten Sitzung diesem Wunsch mehrheitlich entsprochen. Obwohl die Verwaltung darauf hingewiesen hatte, dass diese Bauparzelle mehr in die Filze eingreife, als es eine Nachverdichtung in den bereits bebauten Bereichen tun würde..
Dr. Nicole Eckert (Die Grünen) war immer noch verwundert über diesen Beschluss: „Es kann doch nicht sein, dass wir den Filzenschutz priorisieren und bei nächster Gelegenheit doch den weiteren Zubau genehmigen.“ Auch Petra Schnell (Unabhängige Fraktion) fand das „ein völlig falsches Signal“, Thomas Hoffmann (CSU) hingegen meinte, es wäre doch ein Baurecht innerhalb der Baulinie der bestehenden Bebauung und damit kein Eingriff in die Filze. Stephan Mayer, Vorsitzender der Parteifreien, sorgte für Schmunzeln mit seiner Aussage, dass seine Fraktion zwei Stunden über diesen Punkt diskutiert habe und sich nicht einig geworden sei. Er selber sah keinen Eingriff in die Filze.
Johannes Lessing (Die Grünen) erinnerte daran, dass die Fläche immer noch als Biotop kartiert sei. Christian Ladner (Parteifreie) fände es interessant zu wissen, wie viele der in den 90er-Jahren dort erfassten Tierarten jetzt noch dort lebten und verwies darauf, dass der Bauwerber ja ein großes Biotop anlegen wolle. Ob das auch geschehe, wenn er kein Baurecht erhalte? Er habe so seine Zweifel.
Steffi Panhans (SPD) gestand, dass sie nicht nachvollziehen könne, dass einerseits ein Gartenbesitzer am Heimgartenweg seine Laube massiv zurückbauen müsse, andererseits am benachbarten Filzenweg Baurecht geschaffen werden solle. „Ich weiß nicht, wie ich das den Leuten vermitteln soll.“
Thomas Riedrich (Parteifreie) räumte ein, seine Meinung zwischen Bauausschuss- und Gemeinderatssitzung geändert zu haben, nachdem er sich in das Thema eingelesen habe. Nicht nur im ursprünglichen Bebauungsplan von 1990, in dem eine Renaturierung der Filze festgehalten wurde, sondern auch in einer Studie der Uni Stuttgart, die von jeglichem baulichem Eingriff in die Filze abrät.
Der Filzenweg sei doch gar keine Filzenfläche mehr, so Hoffmann, sondern völlig verkiest. Das war der Moment, in dem Janna Miller (Die Grünen) die Hutschnur hoch ging: „Wir können doch nicht einfach so weitermachen wie in der Vergangenheit, wenn wir heute wissen, dass es sich um massive Eingriffe in die Filze handelt. Die Häuser in zweiter und dritter Reihe hätten schon gar nicht entstehen dürfen. Ja, die Entscheidung trifft diesen Bauwerber hart. Und das tut mir auch leid. Aber wir können doch nicht einfach sagen ‚Die Fehler haben schon unsere Vorgänger gemacht, deswegen ist es jetzt auch schon egal‘. Diese Zeit ist längst vorbei!“
Entscheidung fiel denkbar knapp aus
Die Stimmung für und wider ging quer durch die Fraktionen, letztlich beschloss der Gemeinderat mit zwölf gegen elf Stimmen, seiner Grundsatzentscheidung vom Juli treu zu bleiben und lehnte es ab, zusätzliches Baurecht auf dem Grundstück am Filzenweg zu schaffen.