Wieder bleibt die Leinwand weiß

von Redaktion

Wie die Betreiber von Marias Kino in Bad Endorf die Corona-Krise meistern

Bad Endorf – Die Sitze bleiben leer, die Leinwand weiß. Wo sonst gespannt ein Film gesehen und dessen Ausgang hitzig diskutiert wird, ist es nun still. Denn neben Gastronomie, Hotels und kulturellen Veranstaltungen mussten auch Kinos wegen der Corona-Pandemie Anfang November erneut in die Zwangspause gehen. Auch in Marias Kino in Bad Endorf heißt es vorerst nicht mehr: „Film ab!“ Wie lange das so bleibt, ist noch ungewiss.

Mischung aus
Verständnis und Frust

„Nachdem wir im Sommer zwischendurch Kino betreiben durften, waren wir nach der Schließung im November etwas frustriert“, gesteht Jürgen Bach, einer der Betreiber des kleinen Filmhauses. Dennoch stellt er klar, dass er absolutes Verständnis für den Lockdown hätte: „Kontaktvermeidung ist das Einzige, was hilft.“ Trotzdem hätte Marias Kino „ein gutes Hygiene-Konzept“ gehabt, sodass eine komplette Schließung „nicht nötig“ gewesen sei, findet Bach.

Insgesamt 230 Menschen finden in dem Filmhaus Platz. Während des Sommers hätten die Betreiber die Besucherzahl auf maximal 70 Zuschauer beschränkt. „Wir haben jede zweite Reihe frei gelassen und zwei Sitze Abstand zu anderen eingehalten“, so Bach. Durch die Größe des Raums sei ohnehin viel Platz vorhanden. Und auch während des Lockdowns im März und April hatten die Kino-Betreiber aufgerüstet: So sei eine neue Heizungs- sowie Lüftungsanlage mit Filtersystem verbaut worden.

Insgesamt sei der Kino-Betrieb in Bad Endorf von Juli bis Ende Oktober gut gelaufen: Die Reservierungen, die wegen Corona und der begrenzten Platzwahl unumgänglich waren, hätten gezeigt, dass viele Besucher mehrmals gekommen sind. „Vielleicht aus Solidarität einmal mehr als sonst“, hatte Bach den Eindruck. Auffällig sei aber auch gewesen, dass sich viele der älteren Stammgäste zurückhielten und seit Ausbruch der Pandemie vorsichtiger seien. „Absolut verständlich“, meint der Kino-Betreiber.

Sorgen machen, dass das Kino die Krise nicht übersteht, müsse sich aber keiner. „Dadurch, dass wir das Kino ehrenamtlich betreiben und niemand von den Einnahmen lebt, können wir die Situation überbrücken“, erläutert der Kino-Betreiber. Die monatlichen Fixkosten lägen bei der Pacht sowie den Strom- und Heizkosten. Da der Förderverein, der hinter dem Kino steht, stabil sei und über Rücklagen verfüge, sei die Situation finanziell zu stemmen.

Aber es geht nicht nur ums Geld. Neben dem finanziellen Aspekt machen sich die Betreiber von Marias Kino aber auch Gedanken, um den kulturellen Wert des Kinos. Blockbuster und Kassenschlager dominieren nicht das Filmprogramm in Bad Endorf. „Wir verstehen uns als Art-House“, erklärt Bach. Neben alternativen Filmproduktionen und Dokumentarfilmen werden auch Aufzeichnungen oder Live-Übertragungen von Opern gezeigt – in diesem Sommer beispielsweise von den Salzburger Festspielen.

Doch längst nicht allen Kino-Betreibern geht es so gut. Das Jahr 2020 sei für die Branche das herausforderndste und schwierigste Jahr gewesen, seit es Kino gibt, erklärt die Vorsitzende des Hauptverbandes deutscher Filmtheater, Christine Berg. In 125 Jahren Kino-Geschichte hätten die Filmhäuser noch nie so lange schließen müssen. Dem Verband sind aktuell vier Häuser bekannt, die aufgrund der Pandemie in die Insolvenz gegangen sind.

Der Verband sei auf Länder- und Bundesebene im engen Austausch mit der Regierung. „Die Politik sollte dafür sorgen, dass die Mittel aus allen Förderprogrammen jetzt auch tatsächlich schnell und unbürokratisch bereitgestellt werden“, so Berg. Des Weiteren wünsche sich der Verband Planbarkeit und bundesweit einheitliche Regelung zur Wiedereröffnung. Nur dann werde es möglich sein, einheitlich neue Filme zu starten und das Geschäft wieder wirtschaftlich betreiben zu können.

Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, bleibt vorerst ungewiss. „Bislang steht der 10. Januar nur in Aussicht“, sagt Jürgen Bach. Er und seine Kollegen bräuchten gut zwei Wochen Vorlauf, um ein Programm zu erstellen und die Filme bei den Verleihern zu bekommen. „Wir haben aber einige neue Filme auf dem Novemberplan gehabt, die wir unbedingt zeigen möchten“, verspricht Bach.

Staatliche Hilfen für Kino-Betreiber

Bayerns Digitalministerium hatte im April 1,2 Millionen Euro für bayerische Kinos im Rahmen von Sofort-Prämien zur Verfügung gestellt. Auch die Programmprämien, die die Fördergesellschaft Film Fernsehen Fonds (FFF) jedes Jahr für herausragende Jahresfilmprogramme vergibt und an der auch Marias Kino in Bad Endorf teilnimmt, wurden 2020 auf 860000 Euro erhöht und damit mehr als verdoppelt.

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