Bad Endorf – Der rund 50 Meter lange Kripperlweg am Bad Endorfer Kirchplatz macht seinem Namen alle Ehre, laden doch 17 Krippen zum Verweilen, zum Betrachten und zum Entlangwandern ein.
Selbst heuer, wo im Zeichen der Corona-Pandemie die vorweihnachtliche Zeit aufgrund der Kontaktbeschränkungen wirklich stad ist, und alle Christkindlmärkte abgesagt sind, haben sich die Bad Endorfer Krippenbaufreunde, Baumeister und Ehrenamtliche entschlossen, den Kripperlweg wiederaufzubauen.
Von traditionell
bis außergewöhnlich
Denn auch wenn die Tradition des Kripperlwegs erst seit 2017 besteht, so ist das Kripperlschauen doch immer wieder eine große Freude für Jung und Alt. 17 Krippen – von traditionell, orientalisch bis außergewöhnlich – sind auf einzelnen Pfosten unter Plexiglas ausgestellt und beleuchtet.
Weihnachtliche Stimmung kommt zusätzlich mit der stimmungsvollen Beleuchtung am Weg und Kirchplatz auf. Peter Bichler, Elektriker, geprüfter Krippenbaumeister und leidenschaftlicher Krippensammler, ist einer der Aussteller. Vier Jahre dauere die Ausbildung zum Krippenbaumeister. Er habe keine Lieblingskrippe, aber „auf zwei bin ich doch besonders stolz“, bekennt er. Die eine sei eine alte, liebevoll von ihm restaurierte Krippe, die vor der Heiligen Nacht die Herbergssuche darstellt.
Maria, sichtlich schwanger, sitzt müde auf dem Esel, während ihr Mann Josef bei einem Wirt um ein Nachtlager bittet. Die ganze Szenerie mutet insofern bibelgetreu an, als karges Gestrüpp und die grau-beige gehaltene Hausfassade die Not der Heiligen Familie bildhaft verdeutlichen.
Die andere ist die große Freiluft-Krippe, die Bichler zusammen mit den ebenfalls in Bad Endorf ansässigen Krippenbaumeistern Michael Reinthaler, Peter Rupp und Peter Ott – auch ihre Kripperl sind zu sehen – vor drei Jahren „in über 1000 Arbeitsstunden“, so seine Schätzung, gebaut hat. Sie sei die größte freistehende Krippe Südostbayerns.
Auf einem mobilen, zweiachsigen Wagen ist eine sechs Meter lange und dreieinhalb Meter hohe Krippe aus dem Holz eines alten Bad Endorfer Stadels aufgebaut.
Die aus Südtirol stammenden Krippenfiguren, die bis zu 1,5 Meter groß sind, hätten die vier mit verschiedensten Gewändern „angezogen“. „Das war schon eine reizvolle Herausforderung“, erinnert er sich. Deshalb freut es den Krippenbauer umso mehr, dass auch heuer wieder und Corona zum Trotz der Kripperlweg und die Frei-Krippe aufgebaut wurden und Endorfs Mitte zieren.
Wissen soll
verbessert werden
„Trotz allem soll eine weihnachtliche und besinnliche Stimmung aufkommen“, berichtet Kurdirektor Peter Helfmeyer. Das Krippenbauen hätte in Bad Endorf inzwischen Tradition, da es auch früher Ausstellungen im Haus des Gastes und im Kultursaal gegeben habe.
Auch, dass es sich bei den Bauern um Krippenbaumeister handle, sei für den Kurdirektor etwas Besonderes. Damit diese Tradition erhalten und gefördert wird, wurde der Förderverein „Weihnachtszauber“ gegründet, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Helmut Fleidl. Da es einige Krippenbaumeister in Bad Endorf gibt, die in Tirol bekannter seien als in ihrer Heimat, will der Verein diese alte Kultur ganz neu aufleben lassen.
Mit Erfolg: Denn der Kripperlweg erfreue sich großer Beliebtheit. Auch eine Busreisegruppe ist laut Fleidl schon mal extra dafür gekommen. Zu sehen gebe es jedes Jahr unterschiedliche Krippen, die während des Jahres von den Meistern gebaut werden. „Sie bieten auch Kurse an, die für gewöhnlich ausgebucht sind“, sagt Fleidl.
Der Verein plant, die Krippenkultur in Bad Endorf Stück für Stück auszubauen: Sobald die Pandemie vorbei ist, sollen Führungen angeboten werden.
Denn die Darstellungen seien nicht zufällig: Jedes Tier, die Haltung der Figuren und die Szenerie haben eine Bedeutung: „So symbolisiert zum Beispiel eine Brücke den Übergang vom Alten Testament zum Neuen“, erklärt Fleidl. So soll ein neues Bewusstsein für eine alte Tradition in Bad Endorf geschaffen werden.