Großkarolinenfeld – „Ich bin immer Kind geblieben. Ein kleiner Junge, der überall Sachen vergraben hat“, sagt Stefan Seitz über sich selbst. Aus diesen Erinnerungen an Schatzsuchen in seiner Kindheit zieht der 48-Jährige Inspiration für seine Romane. Er ist eigentlich Innenarchitekt und war zehn Jahre lang Dozent für 3-D-Animation und 3-D-Visualisierung an der Technischen Hochschule Rosenheim.
Auf der Suche
nach der Herkunft
Seit 14 Jahren schreibt er Bücher. In der Reihe „Das Unkrautland“ geht es um Primus, der seit Jahrhunderten in einem alten Turm lebt. Seine eigene Vergangenheit kennt er nicht. Mit seinen Freunden, der Hexe Miss Plim, dem Weckvogel Sir Bucklewhee und dem Kürbis Snigg, macht er sich auf die Suche nach seiner Herkunft. Der Weg ist mit Rätseln und Hinweisen gespickt – wie bei einer Schatzsuche.
Bevor er die erste Geschichte rund um Primus geschrieben hat, hatte Stefan Seitz die Charaktere entworfen. Sie zieren die Einbände seiner Bücher und stehen als 3-D-Figuren auf seinem Schreibtisch. Eine Spukwelt zu entwickeln, sei ursprünglich ein „exzentrisches Übungsprojekt“ gewesen. Denn in der 3-D-Welt gebe es viele Techniken aus der Trickfilmszene, die er im täglichen Arbeitsleben nicht anwenden würde. „Das wollte ich aber schon immer mal machen.“
Der Stil der fertigen Grafiken und die „geheimnisvolle Atmosphäre“ in seiner Spukwelt hätten ihn dazu inspiriert, eine Geschichte rund um die Figuren zu spinnen. Jeder Bewohner der Spukwelt habe dabei seine eigene, individuelle Geschichte. Sein Primus mag zum Beispiel den Geruch von Himbeertorte und um einen Kirchturm zu fliegen. Dabei weiß er nicht einmal sein eigenes Alter. Miss Plim ist eine diebische Kräuterhexe ohne Gewerbeschein, die es mag, das letzte Wort zu haben. Sie alle sind Bewohner des „Unkrautlandes“.
2006 hat Seitz das erste Buch der Reihe geschrieben. Weil er keinen Verlag für die Veröffentlichung gefunden habe, ließ er die erste Auflage selbst drucken. Er gründete seinen eigenen Verlag. Dann zeigte die Schnellrestaurant-Kette McDonald’s Interesse an seinen Figuren. Der Konzern gestaltete mit ihnen eine Papierauflage für die Tischtabletts – in Verbindung mit einem Gewinnspiel mit Seitz‘ Büchern. 2011 erwarb der Carlsen-Verlag die Taschenbuchrechte für seine Geschichten. Es folgten Puzzles mit Motiven aus der Spukwelt und ein Brettspiel.
Langweilig wird dem 48-Jährigen in dieser Zeit nicht. Neben seiner Arbeit als Innenarchitekt und 3-D-Künstler schreibt er weiter. Es folgen drei neue Romane. Für das vierte Buch, das 2018 erschienen ist, hat Seitz eine neue Reihe mit dem Namen „Die Geisterlinde“ eröffnet. Das Ziel: Auch neue Leser sollten einfach in die Geschichte einsteigen können, ohne vorher alle anderen Bücher lesen zu müssen.
Aktuell arbeitet der 48-Jährige am fünften Roman. Ein Dreivierteljahr braucht er für einen Band. Immer wenn er Zeit hat, arbeitet er daran. Er schreibt die Geschichte, zeichnet die Figuren und macht den Drucksatz. Er gestaltet die Titelseite mit einer 3-D-Modellierung am Computer. Das allein sei zeitaufwendig und dauere bis zu zwei Wochen. Ist alles fertig, kommt das Buch in den Druck.
Die Romane sind laut Seitz so erfolgreich, dass der erste Teil von „Das Unkrautland“ kürzlich ins Englische übersetzt worden ist. Die Frau, die dahintersteckt, heißt Helena Ragg-Kirkby. Sie hat schon die Gespensterjäger-Buchreihe von der Schriftstellerin Cornelia Funke ins Englische übertragen. „Sie ist wirklich hochkarätig“, sagt Seitz. Er kümmert sich gerade um die Vermarktung von „Nettlewooz“, wie das Buch auf Englisch heißt, in Großbritannien und den USA.
Stefan Seitz hat noch viel vor. Er wünscht sich, dass aus seinem ersten Roman ein Film produziert wird. Doch in Deutschland fehle es an den technischen Möglichkeiten im Bereich 3-D-Film. In den USA könnte es möglicherweise klappen, sagt er. Vielleicht flimmern also irgendwann Primus, Miss Plim und die Spukwelt von „Das Unkrautland“ über die Kinoleinwände.
Mehr Informationen zum Buch und zur Geschichte gibt es auf der Webseite www.unkrautland.com.