Aschau – Die Dämmerung bricht langsam über den Kirchplatz von Aschau herein. Die Pfarrkirche „Darstellung des Herren“ liegt im Halbdunkeln. Nur wenige Spaziergänger sind unterwegs. Es ist Lockdown. Doch mit der Stille ist es bald
vorbei: durch brummende Motoren, Blaulicht und ein Feuer.
Gastauftritt für
den Bürgermeister
Der Erste vor Ort ist Simon Frank, Aschaus Bürgermeister. Mit seiner bunten Mund-Nasen-Maske kommt er die Kirchstraße heraufspaziert. Warum er heute dabei ist? „Weil es eine tolle Aktion ist“, sagt er. Zumal könnte nicht jede Feuerwehr behaupten, Musiker in dieser Besetzung und Qualität in der Truppe zu haben.
Was er zum Weihnachts-Video der Aschauer Feuerwehr, wo er selbst bis zu seinem Amtsantritt Zugführer war, beitragen soll, weiß er noch nicht: „Vielleicht Singen. Das kann ich sogar ganz gut.“ Schließlich habe er „zehn Jahre boarische Tanzmusi gemacht“.
Frank wünscht einer
Passantin gerade frohe Weihnachtsfeiertage, als zwei Fahrzeuge der Feuerwehr vorfahren. Kommandant Tobias Brinkmann steigt aus. In der Hand: ein Stativ und eine Kamera.
Die Begrüßung ist trotz Abstand herzlich, man kennt sich eben. Stolz berichtet Brinkmann: „Das
Video vom vierten Advent hat über 30000 Aufrufe.“
Es folgt eine kurze Einweisung, und schon stehen
beide schon in der Kreuzkapelle und drehen die erste Filmsequenz. Frank wünscht allen Bürgern ein schönes Weihnachtsfest: „Verlieren Sie nicht die Zuversicht.“ Dann muss der Bürgermeister auch schon wieder los. Einer der letzten Termine vor den Feiertagen steht noch an.
Tobias Brinkmann bespricht sich derweil mit seinem Kollegen Markus Vordermayer, der gerade angekommen ist. „Wir müssen noch kurz die restlichen Fahrzeuge holen“, sagt Brinkmann und ist auch schon weg.
Markus Vordermayer, der in jüngster Vergangenheit hinter der Kamera stand, muss heute vor die Linse. „Wir haben extra ein Lied geschrieben“, erklärt er.
Seine Gesangspartnerin Stefanie Sattlberger, die in der Aschauer Tourist-Info arbeitet und ab und zu mit den Feuerwehrlern musiziert, ist auch schon da. Kurzerhand schnappen sie sich eine
Gitarre und üben in der
Kirche.
Plötzlich wird es laut. Das Brummen der Motoren und Piepen der Rückfahrwarner dringt ins Innere des Gotteshauses. Fünf Feuerwehrfahrzeuge drängen sich auf dem kleinen Vorplatz. Felix Brinkmann, Sohn des Feuerwehrkommandanten, positioniert die Kamera und gibt Anweisung. „Ich drehe auch und schneide die Videos
anschließend“, erklärt der 20-Jährige.
Inzwischen ist auch das Bläserquartett – Peter Fischer an der Tuba, Franz Fischer am Tenorhorn sowie Peter Baumann und Franz Vordermayer am Flügelhorn – eingetroffen und begibt sich auf seine Position: Am Altar der Kirche, der links und rechts von geschmückten Weihnachtsbäumen gesäumt ist, stellen sie sich auf und spielen sich ein.
Zeit für die nächste Aufnahme. Doch erst wird noch ein Feuer entzündet – in einer Schale natürlich. Das Blaulicht wird eingeschalten und Stefanie Sattlberger und Markus Vordermayer beginnen zu singen: „Weihnachten liebt, Weihnachten lebt, Weihnachten gibt, ist die Wäid a verdreht. Drum hoid‘s zam in dera schweren Zeit, denn die Liebe ist, was bleibt.“ Währenddessen wird alles aufgenommen, die Sequenz ist im Kasten.
Vortrag aus
tiefstem Herzen
Doch die Kamera läuft weiter: Es geht durch die Tür der Kirche, den Gang entlang bis vorne zum Altar. Denn dort spielt die eigentliche Musik: Das Bläserquartett stimmt ein mit „Stille Nacht“.
Konzentriert, andächtig spielen die vier Floriansjünger das Weihnachtslied – für die Aschauer Bürger, für ihre Kameraden und Familien, für alle, die in diesem Jahr eine schwierige Zeit erleben mussten. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Menschen mit den Videos Hoffnung zu geben und
ihnen eine Freude zu machen“, flüstert Kommandant Brinkmann währenddessen hinter einer der
Säulen.
Die letzte Szene steht noch aus. „Hausherr“ Pfarrer Paul Janßen tritt vor die Kamera und wünscht ein gesegnetes Fest. Auch für ihn sei das Jahr voller Entbehrungen gewesen. Zu Weihnachten wünscht er: „Gesundheit für die Kranken, Trost für die Trauernden und Kraft und Zuversicht für die Zukunft“.