Liebeserklärung eines Aushilfspriesters an „seine“ Schwaberinger

von Redaktion

100. Jubiläum der Pfarrei mit einen Festgottesdienst gefeiert – Pfarrer Rainer Maria Schießler würdigt Einsatz

Söchtenau-Schwabering –Eine eigene Pfarrei. Das war es, was sich die Schwaberinger vor rund 160 Jahren gewünscht hatten (wir berichteten).

Sie haben 60 Jahre dafür gekämpft – mit Erfolg: Am 10. Dezember 1920 wurde die Errichtung der Pfarrei Schwabering vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur endgültig genehmigt.

Erster Pfarrer war Alois Herzinger, erster Gottesdienst war am 19.Dezember 1920.

100 Jahre später gab es einen Festgottesdienst. Aus Platzgründen waren keine Ehrengäste geladen. Aber die Schwaberinger hatten um kurze schriftliche Grußworte ehemaliger Priester in der Pfarrei gebeten. Die kamen auch. Und von einem ehemaligen Kaplan, der immer wieder aus Rosenheim anrückte, um in der priesterlosen Pfarrei auszuhelfen, kam viel, viel mehr: Eine Liebeserklärung auf anderthalb Seiten.

Dieser ehemalige Kaplan schreibt unter anderen, dass ihn die Aushilfe in Schwabering für seine ganze Priesterlaufbahn geprägt habe (siehe Beitrag oben).

„Wunderbare Jahre“ erlebt

Der Gruß von Rainer Maria Schießler an die Schwaberinger in Auszügen:

„Ich weiß nicht, wie lange ich schon in Rosenheim war, im Herbst 1987, unmittelbar nach meiner Priesterweihe habe ich dort angefangen. Irgendwann einmal kam er, erste Anruf von Frau Demmel, ob ich nicht am Sonntag als Aushilfspriester einen Gottesdienst in Schwabering machen könnte. Wir seien ja in St. Nikolaus in Rosenheim zu zweit und hier wäre kein eigener Pfarrer mehr, meinte sie. Dann begannen wunderbare Jahre hinter der Stadtgrenze Rosenheims. Ich durfte bei allen Einsätzen eine so quicklebendige, engagierte, aufrichtige und absolut natürliche Gemeinde erleben, wie man sie sich als Pfarrer nur wünschen kann.

Hier konnte man was ausprobieren, bei großen Gottesdiensten wie in der Kar- und Osterwoche neue Elemente integrieren.

In dieser Zeit hat sich in mir, der ich gerade selber aus einem Pfarrverband kam, die Erkenntnis herausgearbeitet, dass priesterlose Gemeinden eben keine halben oder schlechteren Gemeinden sind. Viel mehr kann man hier mit den entsprechenden Leuten dieses Bewusstsein einer aktiven, gestaltenden und selbstbewussten Gemeinde so richtig atmen und spüren.

Danke für die tollen Jugendgottesdienste, die in ihrer unaufgeregten Einfachheit genau die Sprache fanden, die die Leute auch verstehen. Daran krankt es doch gerade in unserer Kirche, immer dieses hochtrabende theologische Gerede, das niemand fortreißt mehr.

Danke für wunderbare Gottesdienste und Feste, die schöne Fronleichnamsprozession. Und danke für das Wirtshaus gleich gegenüber der Kirche. Diese doppelte Einladung zum Kult und zum Frühschoppen ist wie alles andere einfach nur genial. Seien wir ehrlich: Ist es nicht gerade das Einfache, das letztlich genial ist?

Danke auch, dass Ihr Euch nicht versteckt habt als priesterlose Gemeinde und immer wacker und tapfer – auch ohne großen residierenden Pfarrer vor Ort – Euer Gemeindezeugnis miteinander gelebt habt.

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