Aschau – Im Luftkurort Aschau mit seinen rund 300 Kilometern Wanderwegen ist die Welt noch in Ordnung – zumindest solange es ausreichend Hundeklos gibt. So sieht das Elfriede Lasinger-Schulz (70). Die Aschauerin geht seit Jahren mit ihrer Dackeldame Zenzi in der Ortschaft Gassi. Wartet, bis das Hündchen sein Häufchen gemacht hat, und entsorgt dieses anschließend fachgerecht in einer der nahegelegenen Hundetoiletten. Vor rund zwei Wochen hat Lasinger-Schulz allerdings eine seltsame Entdeckung gemacht: In der Nähe des Beerbachs an der Kampenwandstraße steht anstatt eines Hundekotbehälters nur noch ein Tütenspender.
Lieber Abfalleimer
statt Bankerl
Eine Woche später bemerkte sie obendrein, dass auch am Moorbach nur noch ein Tütenspender vorhanden ist. Elfriede Lasinger-Schulz fragt sich: Wieso? „Will man damit die Leute erziehen? Das wird nicht funktionieren und nur bewirken, dass an den Spazierwegen wieder vermehrt Unrat herumliegt.“
Und das ist offenbar schon der Fall gewesen: Laut Elfriede Lasinger-Schulz lagen schon etliche volle Tütchen unterhalb des Tütenspenders. Zwar gebe es noch ausreichend andere Hundetoiletten in Aschau, aber die 70-Jährige kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Sammelbehälter „langsam aber sicher durch Tütenspender ersetzt“ werden. „Ein schönes Aushängeschild für das ,Bankerldorf‘“, echauffiert sie sich, mangele es doch ohnehin schon an Abfalleimern. „Vielleicht sollte man einmal in Erwägung ziehen, hier und dort einen Abfalleimer aufzustellen anstelle von immer noch einem Bankerl.“ Vor rund drei Wochen habe man in der Tat an vier Stellen inmitten des Ortes die Hundetoiletten so umgebaut, dass nur noch Tütenspender vorhanden sind, erklärt Bürgermeister Simon Frank auf Nachfrage. „Das haben wir als Versuch jetzt einmal ausprobiert. An Stellen, an denen bei der wöchentlichen Leerung aufgefallen ist, dass nicht viel drin war.“ Hintergrund der Aktion sei, dass man seit Mitte des Jahres die Zahl der Hundetoiletten von zunächst 20 auf fast 30 erhöht habe. Mithilfe einer Geldspende von Privatleuten hat die Gemeinde weitere Toiletten errichtet. „Im Gegenzug sind nun vier Behälter weggebaut und zu bloßen Tütenspendern umfunktioniert worden“, so Frank. Die Leute, so der Gedanke, sollten ihre vollen Hundekottüten mit nach Hause nehmen und dort entsorgen: „Volle Kinderwindeln nehme ich ja auch wieder mit“, erklärt Frank. Aber auch ihm sei nicht entgangen, dass die Leute auf diesen Versuch eher mit Unverständnis reagiert haben: In der Aufhamer Straße habe er zehn „volle Sackerl“ entdeckt, die unterhalb des Tütenspenders abgelegt worden sind. Mittlerweile habe die Gemeinde in der Aufhamer Straße den fehlenden Behälter wieder angebracht. Dass volle Beutelchen achtlos an den Spendern abgestellt werden könnten, war dem Rathauschef vorher nicht in den Sinn gekommen: „Im Gegenteil. Ich habe eigentlich mit Vernunft der Leute gerechnet.“ Außerdem, merkt er an, sei es „keine Pflichtaufgabe der Gemeinde“, überall Toiletten aufzustellen. In erster Linie habe sich die Gemeinde dafür entschieden, damit die Landwirte nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, indem freilaufende Hunde auf Wiesen ihre Häufchen hinterlassen. „Hinterher landet das noch im Futter der Weidetiere.“
1,8 Tonnen Kot wird
pro Monat entsorgt
Obwohl Frank weiß, dass man nicht alle Hundehalter über einen Kamm scheren kann, bezieht er klar Stellung: Er, selbst Besitzer eines Vierbeiners, nehme seine vollen Tüten auch mit nach Hause. Warum können es dann die anderen nicht? Zweimal in der Woche würden die Toiletten durch den Bauhof entleert. Allein dafür würden etwa zehn Stunden in der Woche anfallen. Im Monat müssten zusammengerechnet rund 1,8 Tonnen Hundekot entsorgt werden.
„Das ist schon eine unangenehme Sache“, sagt Bauhofleiter Rudi Angermaier. Im Sommer müsse der Kot in Kühlzellen gelagert werden. Die Geruchsbelästigung wäre ansonsten zu extrem. Allein deshalb habe man diesen Versuch gestartet, sagt Frank. Mit bisher mäßigem Erfolg.