Rohrdorf – Von Alaska bis Singapur, Lybien bis Holland – aus aller Herren Länder kamen Studenten ins beschauliche Höhenmoos (Gemeinde Rohrdorf). Gut 60 Jahre ist das inzwischen her. Denn von 1961 bis 1968 gab es im benachbarten Achenmühle das Goethe-Institut. Um Deutsch zu lernen, kamen junge Menschen von allen Kontinenten.
Lange ist das Achenmühlener Institut – wie in vielen anderen Orten in Bayern auch – geschlossen. Die Wirtschaft, in der die Studenten unterkamen, gibt es heute noch. Das Wirtsehepaar Karl und Maria Kreidl, er 95, sie 87 Jahre alt, erinnern sich, an diese Zeit, als wäre es gestern gewesen. In einem Gästebuch hinterließen die internationalen Gäste Botschaften, die dem Ehepaar noch heute ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Erinnerungen an
eine aufregende Zeit
Was nach der Schließung 1968 bleibt, sind außergewöhnliche Erinnerungen an eine aufregende Zeit. Karl (95) und Maria Kreidl (87), die Wirtsleute des gleichnamigen Gasthofs, erinnern sich genau an diese Zeit. Immerhin war ihre Wirtschaft Treffpunkt gewesen – beim Mittagessen, abendlichen Zusammenkünften und Musikveranstaltungen.
„Das waren ganz schöne, aber auch ganz anstrengende Zeiten“, erinnert sich Maria Kreidl. Denn sie hätten auch noch eine Landwirtschaft, und ins Gasthaus – ohne Ruhetag – kamen zudem viele weitere Gäste und Vereine zum Essen und Stammtisch.
Die sieben Jahre, in denen in Achenmühle und Höhenmoos Studenten aus aller Welt zu Gast waren, hat das Ehepaar in einem Gästebuch festgehalten. „Die Studenten waren immer mehrere Monate bei uns und in den Nachbardörfern untergebracht. Da entstanden natürlich viele freundschaftliche und persönliche Verbindungen.“
Das Gästebuch erinnert an ein internationales Briefmarken- und Münzalbum. Ein spanischer Eintrag hat folgenden Text: „Familie Kreidl, ich gehe fort, aber mein Herz bleibt hier. Herzlichen Dank. Und Motto von spanischer Heimat: ‚Iß, was gut ist, trink was klar ist und sprich, was wahr ist‘“.
Um Deutsch zu lernen, kamen Leute aus aller Herren Länder der Welt, die Eintragungen mit zum Teil lieblichem Deutsch stammen von Alaska bis Singapur, aus allen Kontinenten der Welt und auch aus Ländern, in denen kein Schweinefleisch gegessen wird. „Pfannkuchen, Omelette und manchmal doch ein mehr oder weniger fettfreies Schweineres kamen auf den Tisch und ernteten viel Lob, wenn an den Abenden bis zu 100 junge Leute da waren“, so die Kreidls.
Da sich die jungen Menschen nicht nur für Literatur und Sprache, sondern auch für Musik interessiert hätten, gab es immer wieder Musikabende. Eines davon sei im März 1964 mit dem Japaner Takayhi Yamazaki gewesen. Er habe im Saal des Gasthofes ein Klavierkonzert gegeben und schrieb zum Dank auf das dabei gemachte Foto: „Mein liebes Herr Karl und meine liebe Frau Maria zur freundlichen Erinnerung.“ Auch eine Extra-Feier gab es ein paarmal, als zum amerikanischen Thanksgiving-Feiertag alle Studenten zum fröhlichen Zusammenkommen eingeladen wurden.
Freundschaften
halten bis heute
„Die Freundschaften über weite Ländergrenzen hinweg haben bis heute Bestand.“ Denn auch nach über 50 Jahren bekäme das Ehepaar von damaligen Studenten überraschenden Besuch. Inzwischen seien einige selbst Professoren, die sich auf der Fahrt von München nach Salzburg an ihren Höhenmoos-Aufenthalt erinnern. „Sie freuen sich, dass es unsere Wirtschaft noch gibt. Außerdem haben wir noch mit einigen der ehemaligen Studenten telefonischen und schriftlichen Kontakt, besonders nach Japan“, berichtet Maria Kreidl stolz.