Aschau – „2020 war im heimischen Tourismusgeschäft ein absolutes Ausnahmejahr“, erklärte Herbert Reiter, Leiter der Aschauer Tourist-Info bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Er stellte dem Gremium das vorläufige Ergebnis des ersten Corona-Jahres vor. Aschau sei dabei mit einem blauen Auge davongekommen.
„Es bleibt nur zu hoffen, dass der Tourismus, eine der Aschauer Lebensadern, bald wieder in Schwung kommt“, so der Tourist-Chef. Die Zahlen seien zwar nicht berauschend, aber mit den vielen langjährigen Stammgästen und neuen Kurzzeitgästen habe das Obere Priental – im Gegensatz zum allgemeinen Trend – einiges an Verlusten auffangen können.
Lockdown an Ostern
war schmerzhaft
Laut Reiter habe das Jahr 2020 ganz normal begonnen. Doch bereits mit dem ersten Beherbergungsverbot vom März bis Mai sei es zu einer ungewollten Vollbremsung gekommen. Besonders schmerzhaft: Der Einbruch an Ostern im April und damit ein Teil der Hauptsaison von Aschau.
Nach dem ersten Lockdown war das Reisen zumindest im Lande wieder möglich. Aber es hätten in verschiedenen Betrieben – vor allem in den Ferienheimen und Berghütten – nicht alle vorhandenen Betten zur Verfügung gestellt werden können, bedingt durch die Einschränkungen, Hygiene- und Abstandsauflagen. „Zugesetzt hat uns zusätzlich die Betriebsaufgabe des Campingplatzes, denn dieses Reisen mit Wohnmobil und Zelt liegt im Moment voll im Trend“, so Reiter.
Im Sommer kehrte sich das Verhältnis um: Aschau und Sachrang waren voller Gäste. Die Anzahl der Gästeanreisen sei enorm gewesen, bemerkbar machten sich vor allem der Wegfall der Fernreisemöglichkeiten und die Beschränkung der Erholungssuchenden auf deutsche Erholungsgebiete. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 4,5 Tagen im Gegensatz zu knapp vier Tagen im Vorjahr spiegele dieses geänderte Verhalten wider. Seit November gebe es nun eine weitere „Vollbremsung“ im Tourismus: Das fehlende Weihnachts- und Silvestergeschäft ist dabei für den Ort natürlich besonders schmerzlich. Seit über dreieinhalb Monaten ist die touristische Handbremse wieder angezogen, nichts geht mehr.
„Die Zahlen waren stark rückläufig im vergangenen Jahr, sie blieben aber trotz aller Verluste, und dank des günstigen Sommers, einigermaßen im Rahmen.“ Die Gästezahl lag laut Reiter bei 45000. Dies entspricht einem Rückgang von rund 37 Prozent. Knapp über 268000 Übernachtungen wurden registriert, etwa 20 Prozent weniger. Bundesweit gingen die Übernachtungen zwischen 35 und 38 Prozent zurück. Aschau sei damit also mit einer schmerzlichen Schramme davongekommen. Der Hauptanteil der Gäste mit knapp 44 Prozent sei aus Bayern gekommen – vor allem aus Franken, gefolgt von den Erholungssuchenden aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zudem würden die Aschauer Gäste – entgegen dem bisherigen Trend – immer jünger. Die Hauptzielgruppe läge jetzt bei den 36- bis 55-Jährigen mit Kindern.
Die Tourist-Info habe deswegen in der vergangenen Saison reagiert und das Kinderangebot weiter ausgebaut – beispielsweise mit einem Schnitzeljagdführer für Kinder und einen Kinderortsplan. Auch für die kommende Saison bereite man für die „kleinsten Gäste“ ein spannendes Angebot vor.
Viele kamen zum
ersten Mal angereist
„Interessant ist es auch, dass etwa 78 Prozent der Gäste im vergangenen Jahr zum ersten Mal nach Aschau gereist sind“, erläuterte Reiter. Das seien über 34000 Gäste. Gerade diese Erstbesucher seien von besonderer Wichtigkeit. Denn sie könnten zu den Stammgästen von morgen werden, „Wenn wir sie mit dem Angebot im Priental begeistern können.“ Aber auch die treuen, älteren Stammgäste seien wichtig für den Ort. Allerdings seien sie als Risikogruppe 2020 vorsichtig mit Urlaub und Reisen gewesen.
Abschließend ging Reiter auf die Bettenentwicklung ein: Diese sei kaum verändert, stagniere seit mehreren Jahren weitestgehend. Derzeit gäbe es in Aschau 2247 Betten.