Wer zahlt die Rechnung?

von Redaktion

Inntalgemeinden fordern Machbarkeitsstudie für „Verknüpfungsstelle Wildbarren“

Inntal –Der Streit um den Brenner-Nordzulauf geht in die nächste Runde. Die sieben Inntalgemeinden fordern, dass die neuen Trassen unterirdisch geplant werden. Ein Knackpunkt: die Verknüpfungsstelle Nieder-audorf/Kirnstein, die nach den Willen der Gemeinden und der Interessengemeinschaft Inntal 2040 möglichst im Wildbarren verlaufen soll. Die Forderung soll durch eine Machbarkeitsstudie untermauert werden. Über deren Kostenübernahme wird nun gestritten.

Bahn will Vorschlag
nicht weiterverfolgen

Schon seit Langem beharren die Gemeinden auf dem sogenannten Tiroler Standard, also unterirdischen Trassen und Innquerungen. Nun sehen sie sich in ihren Kernforderungen auch durch die Regierung von Oberbayern bestärkt: Die Interessengemeinschaft „Inntal 2040“ – ein loser Zusammenschluss aus interessierten Bürgern und Ingenieuren – hat den Plan für eine unterirdische Verknüpfungsstelle durch den Wildbarren erarbeitet und beantragt, dass diese Variante in das Raumordnungsverfahren aufgenommen wird.

Die Regierung von Oberbayern wies die Vorhabensträgerin, die DB Netz AG, darauf hin, den Planungsvorschlag „Verknüpfungsstelle Wildbarren“ als ernsthaft in Betracht kommende Alternative mit einzubeziehen. Doch die „Deutsche Bahn AG“ möchte diese Variante nicht weiter verfolgen. Ihre Begründung: Die geltenden Sicherheitsvorschriften könnten nicht eingehalten werden. „Personen- und Güterzüge dürfen sich nicht im Tunnel begegnen. Gleichzeitig darf bei einem Brand kein Rauch in Fluchtwege eindringen. Die Tunnel müssen also eingleisig und voneinander getrennt gebaut werden – dies wäre bei einer Verknüpfung aber nicht möglich“, teilte ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage mit. Noch im Frühjahr soll die Trassenauswahl abgeschlossen sein.

Für die Inntalbürgermeister reicht diese Erklärung nicht aus. Die Stellungnahme lasse „Zweifel an der Objektivität“ aufkommen. Persönliche Gespräche mit internationalen Experten für Tunnel- und Eisenbahnbau hätten gezeigt, dass es „durchaus technische Möglichkeiten“ gebe. Die Inntalgemeinden drängen nun auf die Klärung der komplexen Fragen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie. Die unterirdische Verknüpfungsstelle ist in ihren Augen die „raumverträglichste Variante“ einer vonseiten der Bahn geforderten Verknüpfungsstelle im Inntal. Ein entscheidender Vorteil dieser Verknüpfung sei, dass sie „grundsätzlich kompatibel zu allen verbliebenen vier Trassenvarianten“ sei. Aus Sicht des Oberaudorfer Bürgermeisters Matthias Bernhardt wäre die Positionierung einer oberirdischen Verknüpfungsstelle im Bereich Kirnstein „äußerst kritisch“.

Denn hier würden „an der engsten Stelle des Inntals ein weiterer signifikanter Flächenverbrauch“ stattfinden. Eine Verknüpfungsstelle im Berg würde dagegen die Tür für die Untertunnelung des gesamten Inntals öffnen. Und dies wäre ein „Meilenstein“, sagt Bernhardt gegenüber den OVB-Heimatzeitungen.

Auch Stefan Lederwascher, Bürgermeister von Flintsbach, sieht eine unterirdische Verknüpfungsstelle als „zielführend“ an: „Wir Inntalbürgermeister sind uns einig, dass dies in einer unabhängigen Machbarkeitsstudie umfassend untersucht werden muss.“ Im Inntal befinde man sich in einem „sehr beengten“ Lebensraum. Das von der Regierung von Oberbayern durchgeführte Raumordnungsverfahren habe bereits ergeben, dass die von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene Planung zu wenig Tunnelanteile enthalte. „Im Kern verlangen wir nur Tiroler Standard. Was dort möglich war, müsste auch in Bayern umsetzbar sein“, so Lederwascher.

Die Frage der Machbarkeit müsse nun „unverzüglich von unabhängiger Seite“ final geklärt werden, machen die Bürgermeister deutlich. Dabei sehen sie klar das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) in der Finanzierungspflicht.

Auch von der bayerischen Staatsregierung erwarten die Rathauschefs ein „klares Bekenntnis“ und eine „tatkräftige Unterstützung“ für die Region.

„Alternative
Notlösung“

Sollte vonseiten der Politik kein Geld fließen, haben die Bürgermeister der Inntalgemeinden beschlossen, die Finanzierung und Beauftragung der Studie selbst in die Hand zu nehmen: Jede Gemeinde wolle jeweils 10000 Euro auf den Tisch legen, heißt es aus den Rathäusern – auch Neubeuern und Kiefersfelden, die von den Trassenvarianten nicht mehr unmittelbar betroffen sind, ziehen mit.

Dies sei jedoch nur eine „alternative Notlösung“ und kein Einverständnis zu einer Kostenübernahme. Die Machbarkeitsstudie koste etwa 200000 Euro. Für die erste von drei Stufen wären rund 70000 Euro fällig.

Der Druck wächst

Bereits vor Wochen hatten die CSU-Landtagsabgeordneten Ilse Aigner und Klaus Stöttner einen Antrag initiiert, eine Machbarkeitsstudie für die Wildbarren-Lösung in Auftrag zu geben. Zahlreiche Abgeordnete von CSU und Freien Wählern hatten den Antrag unterstützt. Im April soll der Antrag im Verkehrsausschuss behandelt werden. Rückenwind erhält er durch die bayerische Verkehrsministerin: Kerstin Schreyer hat sich nach Informationen der OVB-Heimatzeitungen diesbezüglich in einem Brief an ihren Bundeskollegen Scheuer gewandt. we

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