„Da macht das Baden keinen Spaß mehr“

von Redaktion

„Tinninger See-Interesse-Verein“ will langfristig die Wasserqualität verbessern helfen

Riedering – Die Bade- und Wasserqualität am Tinninger See verbessern – seit Jahren ist dies ein Ziel der Gemeinde Riedering. Ein Bestandsgutachten zur Verbesserung der Wasserqualität und anschließende fachliche Betreuung durch das Freisinger Ingenieurbüro Ecozept, Gesprächsrunden mit Experten des Wasserwirtschaftsamtes (WWA), mit der NaturSinn International KG und mit Anwohnern, mehrfacher Einsatz der „Seekuh“ sowie viele Gemeinderatssitzungen später gibt es noch immer kein Gesamtkonzept für die ursächliche Behandlung des Sees. Dafür ist nun aber ein neuer Akteur in Erscheinung getreten: der „Tinninger See- Interesse-Verein“.

Der bislang 25 Mitglieder starke Verein, Anfang Februar 2021 gegründet, hat sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, langfristig die Wasser- und Badequalität des Tinninger Sees zu verbessern. Die Vereinsvorsitzende Sabine Pummerer möchte mit ihren Mitstreitern „Möglichkeiten der Verbesserung ausloten und ökologisch sinnvolle Maßnahmen in die Wege leiten und unterstützen.“

Besitzer mit
ins Boot holen

Dabei sei es wichtig, so Pummerer, die beiden Seebesitzer mit ins Boot zu holen und fügt hinzu, dass sich das „Raue Hornblatt“ so stark vermehrt habe, dass zeitweise drei Fünftel der Wasseroberfläche grün überwuchert sind. „Da macht das Baden, Schwimmen und Angeln keinen Spaß mehr.“

Schon vor knapp fünf Jahren kam im Gemeinderat eine Expertenrunde zusammen, die Firma Ecozept erläuterte damals nach einer Bestandsaufnahme gemeinsam mit Dr. Hadumar Roch vom WWA den Ist-Zustand und mögliche Gegenmaßnahmen. Der stärkste Nährstoffeintrag erfolge über die Zuläufe des Gögginger Grabens, teilweise auch durch starke Ausschwemmungen aus landwirtschaftlich genutzten und entsprechend gedüngten Flächen, und durch die sauerstoffarmen Bedingungen im Sommer nehme die Freisetzung von Gesamtphosphor über Grund so stark zu, dass die Zunahme der Nährstoffe deren Abbau übersteige.

Schon frühere Untersuchungen – beispielsweise des Bayerischen Landesamt für Umwelt aus den 80er- Jahren oder eine Diplomarbeit aus dem Jahr 1992 – hätten empfohlen, die landwirtschaftlichen Flächen, vor allem im Bereich der Zuläufe, zu extensivieren, um naturnahe Vegetationsbestände im Uferbereich zu sichern und die Selbstreinigungskraft des Sees zu stärken. Und am steilen Südufer sollte die Gülledüngung vermindert werden. Vor anderthalb Jahren hielt die Expertenrunde im Gemeinderat fest, dass die Nährstoffkonzentration zwar insgesamt gesunken sei. Nun aber gebe es auf dem See aufschwimmende und aufwachsende Algen. Die Wasserpflanzen, allen voran das „Raue Hornblatt“, entziehen zusammen mit dem Phytoplankton dem See Nährstoffe, was „ökologisch gesehen positiv zu beurteilen“ sei, erklärte Dr.Thomas Bittl vom WWA Mitte Juni 2020. Ein komplettes Mähen des Sees sei gewässerökologisch gesehen nicht zielführend, so die Aussage des WWA-Fachmanns. Edeltraud Wissinger von Ecozept wies damals darauf hin, dass sich das Verhältnis von konventionellen zu Ökobetrieben seit Projektstart 2017 von zwölf zu sechs mittlerweile ausgeglichen habe.

Der Einsatz der Seekuh erschien der Mehrheit des Gemeinderates genauso wie der Vorschlag der NaturSinn International KG, ein speziell behandeltes Quarzmehl zur Stärkung der vorhandenen Mikrobiologie einzubringen, zu teuer. Bilanz: Weitere See-Gespräche sollten geführt werden.

Und heute? Der Zwischenbericht von Ecozept steht aus, und für ein außerplanmäßiges Zusatzprojekt ist die Genehmigung noch nicht erteilt, wie Martin Hofberger von der Verwaltung, unter anderem zuständig für Gewässerkunde und Wasserrecht, erklärt. (Die limnologische Fakultät der Uni München hat der Gemeinde ein zeitlich begrenztes Zusatzkonzept für Messungen und Tests angeboten, Anm. der Red.)

Gemeinde hat Unterhaltslast

Gleichzeitig weist Hofberger auf die Besonderheiten des 25 Hektar großen Sees hin. Der Tinninger See befindet sich im Privatbesitz zweier Familien. Gleichzeitig gilt der Tinninger See als Gewässer III. Ordnung, das heißt, die Gemeinde hat die Unterhaltslast – eine Pflichtaufgabe, wie Hofberger betont.

Der „Tinninger See-Interesse-Verein“ will genau da ansetzen, will alle Beteiligten mit einbinden.

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