Bad Feilnbach – Zum Osterfest in Litzldorf erstrahlt in diesem Jahr wieder ein festlich geschmückter Dorfbrunnen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren. Und als mutmachende Antwort auf all das, was dem Fest durch die Corona-Pandemie verloren geht.
Der Brauch, Dorfbrunnen mit Osterkronen zu schmücken, kommt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz. Seit den 80er-Jahren verbreiteten sich diese österlichen Zierden auch im süddeutschen Raum.
Ein solches Schmuckstück in Form einer mit Buchs und Weidenkätzchen umgestalteten Erntekrone ist auch am Brunnen des Litzldorfer Dorfplatzes zu bestaunen – direkt neben der Pfarrkirche, dem Erzengel Michael geweiht. Markantes Zeichen der Osterkrone und farbenfrohe Effekte sind 200 bunte Eier, überwiegend mit österlichen Motiven gestaltet.
Verantwortlich für die Entstehung des Kunstwerks ist die Gruppe der Litzldorfer „Gletschernelken“ mit Vroni Seebacher, Geli Kurz, Anni Eisenberger, Rosi Tremmel, Maria Kammerloher, Angela Birkinger und Maria Wallner.
Letztmalig gab es vor zehn Jahren einen Osterbrunnen in Litzldorf, wie von Geli Kurz und Vroni Seebacher zu erfahren war. In den darauffolgenden Jahren wurde die gestalterische Aktion eingestellt. Grund waren üble Lausbubenstreiche mit der mutwilligen Zerstörung der mit viel Liebe und Hingabe zusammengebauten Osterkrone. Vor allem die kreativ bemalten Eier nahmen erheblichen Schaden, wie sich die Frauen erinnern.
Die Idee, jene Osterkrone aus dem Dornröschenschlaf zu holen, sei der Corona-Pandemie mit Stillstand allen öffentlichen Lebens zu „verdanken“, wie Vroni Seebacher bekundet, die Hintermoarin zu Derndorf.
„Nix doa, bringt nix“, dachten sich auch die anderen Frauen, die alles andere als Langeweile kennen und sich dennoch zu einer Neuauflage der Tradition entschlossen, den Dorfbrunnen im Atrium in einen Osterbrunnen zu verwandeln.
Auslöser dafür, dass ein derartiger Schmuck auch ins malerische Dorf unterm Sulzberg passe, war übrigens ein Ausflug vor mehr als zehn Jahren in fränkische Dörfer, in denen Brunnen mit Osterkronen in der Osterzeit dekoriert werden. Das Augenmerk werde dabei auf das Wasser als Quelle allen Lebens und den Brunnen als wichtige und überlebenswichtige Wasserspender gelenkt, erfuhren die „Gletschernelken“ im Rahmen ihrer damaligen Erkundungsreisen für ihr Litzldorfer Projekt.
Dabei sei angemerkt, dass manche Orte in Franken nicht so reich mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser gesegnet sind, wie die Regionen des Alpenvorlandes, insbesondere Litzldorf und Bad Feilnbach. Weithin sichtbare Zeichen sind nun die vielen bunten Eier, die sich an den Holmen und Kränzen dicht an dicht verteilen. Sie gelten als Symbole der Auferstehung Christi und somit als Zeichen neuen Lebens.
Diese Symbole auch zur Würdigung der Schöpfung und des auferstandenen Lammes Gottes außenwirksam darzustellen, war nach Berichten der Frauen mit viel Aufwand, Fleiß und Mühen verbunden. Vor allem in diesen schwierigen Zeiten mit Auflagen wie Abständen und Hygiene war die Herstellung eines Osterbrunnens für die handwerklich und künstlerisch begabte Frauenschaft eine ganz besondere Herausforderung.
Manch dicke Backen gab es in den beteiligten Haushalten beim Ausblasen von sage und schreibe 200 Eiern. An den Abenden und Wochenenden wurden die aus überwiegend heimischer Hühnerhaltung stammenden Eier gefärbt und daraus Ketten gebildet. Auf einigen sind österliche Muster und christliche Symbole zu bewundern. Und so wurde aus der Erntekrone mit Buchszweigen eine Osterkrone, deren Spitze mit Palmkätzchen gestaltet wurde. Mit reichlich handwerklichem Geschick und eingespielter Zusammenarbeit entstand vor Ort aus den Einzelteilen und mit viel Bindedraht ein wahres Kunstwerk. Auch das Tragegestell am Brunnen, auf dem die Krone platziert wurde, stammt aus kreativen Frauenhänden.
Peter Strim