Aufruf der Helfer

Rehe retten für Fortgeschrittene

von Redaktion

Wildtierhilfe will mithilfe der Bauern das Einsatzrevier umfassend erweitern

Rosenheim/Samerberg/Prien/ Amerang – Auf mehreren hundert Wiesen im gesamten Landkreis sind sie im Einsatz. Ausgerüstet mit Handschuhen, Drohne und Wärmebildkamera sind rund 25 Helfer des Vereins Wildtierhilfe Amerang im Mai nahezu täglich unterwegs und versuchen, möglichst viele Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren. Bevor die Bauern in der Region ihre Wiesen bearbeiten, suchen die ehrenamtlichen Arbeiter die Mähfläche ab und holen die jungen Rehe aus dem Gefahrenbereich. Was 2019 in Amerang begann, soll nun mithilfe der Bauern auf Rosenheim, Prien und dem Samerberg ausgeweitet werden.

Drei Drohnen
und 25 Helfer

„Wir haben mittlerweile drei gut ausgestattete Drohnen, mit denen wir agieren können“, berichtet Elke Stepen, Koordinationsleiterin aus Rosenheim. Die 54-Jährige engagiert sich seit einem Jahr bei dem Ameranger Verein und arbeitet nun daran, das Einsatzgebiet auszuweiten. Das freut die dort ansässigen Bauern wie Josef Bogenhauser: „Bisher bin ich vor der Mahd klatschend durch die Wiese gelaufen. Die Rehe jetzt mit einer Drohne zu suchen, würde das Ganze erleichtern.“

Die Grundidee ist dabei seit Jahren dieselbe. Jedes Jahr zwischen April und Juni rücken die Teams des Vereins aus, um die Rehkitze vor den Mähmaschinen in Sicherheit zu bringen. Denn wenn die Landwirte ihre Felder bearbeiten, bleiben die jungen Tiere aufgrund des noch fehlenden Fluchtreflexes bewegungslos im hohen Gras liegen.

Da die Bauern die kleinen Vierbeiner meist nicht erkennen können, geraten diese schnell in die scharfen Klingen. Um das zu verhindern, kommen Stepen und die anderen Mitglieder des Vereins kostenlos zu den „kritischen Wiesen“ und fliegen mithilfe einer kleinen Drohne mit Wärmebildkamera über die Grasfläche. Erscheint ein kleiner Punkt auf dem Radar, gehen die Helfer zur fraglichen Stelle und holen das Tier aus der Wiese.

„Entweder können die Rehe bereits laufen, dann reicht es schon, sie von der Wiese wegzuscheuchen. Sehr junge Tiere holen wir vorsichtig in Boxen raus und bringen sie nach dem Mähen wieder zurück“, erklärt die Leiterin. Wichtig sei außerdem, dass man die Kitze nicht mit bloßen Händen anfasst, da die Rehgeiß ihren Nachwuchs sonst nicht zurücknehmen würde.

Die ganze Aktion nimmt laut Stepen ungefähr zehn Minuten pro Hektar in Anspruch. Bei größeren Flächen kann das daher schon einmal mehrere Stunden dauern. Hinzu kommt, dass man nur in der Früh arbeiten kann, wenn es so kalt ist, dass die Wärmekamera die Körper auch erkennt. Für die 54-Jährige heißt es daher, fast jeden Tag um 4 Uhr morgens aufzustehen, um möglichst viele Wiesen abzuarbeiten, bevor sie ihren normalen Job im Vertrieb anfängt.

Bei ihren Einsätzen sind die Tierhelfer stark auf die Hilfe der Bauern angewiesen.

Denn bevor die Wiesen am Mähtag abgeflogen werden können, müssen neue Flächen erst einmal inspiziert und für die Drohne programmiert werden. Aus diesem Grund ruft der Verein die Bauern dazu auf, sich so früh wie möglich zu melden, um die Rettungen besser planen zu können. Auch einige Jäger tragen mittlerweile ihren Teil zur Rettung bei, wie Franz Sommer, Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim, bestätigt: „Ich kann den Teams immer vorher schon sagen, auf welchen Wiesen sie vermutlich suchen müssen.“ So hat Sommer dieses Jahr beispielsweise viele Rehgeißen am Skiberg in Prien in der Nähe der Villa Herrenberg gesehen, weshalb er davon überzeugt ist, dass dort viele Kitze zu finden sein werden.

Zwischen April und
Juni auf den Wiesen

Für Stepen steht jedenfalls fest, dass ihr in den kommenden zwei Monaten auf jeden Fall nicht langweilig wird. Sie hofft, auch dieses Jahr wieder einige Dutzend Rehkitze in der Region vor dem Mähtod zu retten und zudem langfristig noch mehr Unterstützung zu erhalten, um noch mehr Wiesen im Landkreis abdecken zu können.

So läuft die Rettung ab

1. Kontakt aufnehmen

Amerang: 0152 2134 84 98

Rosenheim/Prien/Samerberg: 01520 393 27 63

E-Mail: kontakt@wildtierhilfeamerang.org

2. Ort und Fläche der Wiese durchgeben

3. Termin der Mahd mit den Helfern absprechen

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