„Wir waren eine wertvolle Braut“

von Redaktion

Seit 1. April 1971 ist Mauerkirchen bei Bad Endorf

Bad Endorf – Ganz genau könne er sich noch an den 1. April 1971 erinnern, als damals vor exakt 50 Jahren die Gemeinden Mauerkirchen und Endorf zusammengelegt wurden. „Mauerkirchen im Chiemgau, um genau zu sein“, betont Max Grießl (82) aus Mauerkirchen, denn es gebe noch ein anderes Mauerkirchen, „das liegt aber in Oberösterreich“.

Er habe seinerzeit an der Zusammenlegung der beiden Gemeinden aktiv mitgewirkt, erzählt Grießl. Und da nicht mehr viele Zeitzeugen lebten, wolle er an damals erinnern.

Nach der Landkreisreform ging es an die Gemeindegebietsreform, die bis Ende 1978 vollzogen sein sollte. Zu der Gemeinde Mauerkirchen im Chiemgau gehörten damals die Ortsteile Antwort, Ströbing, Rachental, Klösterl, Sieglweiher, Gmein und Hötzelsberg. In Antwort standen mehrere Investitionen an, wie beispielsweise ein neues Feuerwehrhaus mit Schlauchturm, für die baufällig gewordene Dettlbrücke sollte über die Ache eine neue Brücke geschlagen werden, Straßen sollten ausgebaut werden.

„Die bayerische Staatsregierung versprach bei einem freiwilligen Zusammenschluss Schlüsselzuweisungen von 560000 Mark.“ Und so habe er qua Amt seinerzeit im Dezember 1970 in das Gasthaus Sonnenhof in Antwort eingeladen. Geladen waren der Erste Bürgermeister der Gemeinde Mauerkirchen, Josef Mroczek von Gliezinski, und der Erste Bürgermeister von Endorf, Lorenz Linseis. Auch die Zweiten Bürgermeister und einige Gemeinderäte waren anwesend.

Im Wirtshaus sei man zu dem Entschluss gekommen, eine Zusammenlegung voranzutreiben, um die Personenzahl der neuen Gemeinde zu erhöhen. Grießl hat sogar noch die genauen Einwohnerzahlen im Kopf: „Die Gemeinde Endorf hatte 4100 Einwohner, die Gemeinde Mauerkirchen 400 Einwohner, dazu noch 120 Einwohner vom Bundesgrenzschutz aus Ströbing.“ Im Februar 1971 stimmten die Mauerkirchener ab, mehrheitlich votierte man für eine Zusammenlegung mit Endorf. Der Ortsteil Ulperting der Gemeinde Pietzing habe ebenfalls für ein Zusammengehen mit Endorf gestimmt, erinnert sich Grießl.

Und die Ortsteile Sieglweiher, Gmein und Hötzelsberg stimmten für eine Zusammenlegung mit der Gemeinde Rimsting. Am 1. April 1971 erfolgte dann „die Eheschließung“, lächelt Grießl. Die Vorteile des Zusammengehens waren beträchtlich.

Abgesehen von der schon erwähnten Erhöhung der Schlüsselzuweisung brachte die Braut Mauerkirchen nämlich noch eine große Mitgift mit: einen nagelneuen Unimog mit Schneepflugschild.

Außerdem hatte die Gemeinde Mauerkirchen den Titel Markt. Der ehemalige CSU-Ortsvorsitzende erinnert sich gerne an die damaligen Zeiten: „Wir Mauerkirchener waren eine wertvolle Braut.“

Bis heute muss immer mindestens ein Mitglied der ehemaligen Gemeinde Mauerkirchen im Marktgemeinderat vertreten sein. Grießl fasst die jüngere Geschichte Endorfs weiter zusammen. Anfang der 70er-Jahre habe sich Hirnsberg freiwillig an Endorf angeschlossen, Hemhof kam dann „unfreiwillig“ 1978 dazu.

Im August 1973 erfolgte dann die Markterhebung Endorfs mit großem Umzug und Fest, und auch die Tradition der Märkte ließ man – wenngleich in verkleinerter Form – wiederaufleben.

Heute finden in der Gemeinde Markt Endorf immer im Mai und Oktober Warenmärkte statt. Am 17. Dezember 1987 erhielt die Marktgemeinde Endorf das Prädikat zum Heilbad, deswegen heiße die Gemeinde seitdem „Markt Bad Endorf“.

Heuer hätte man 50 Jahre Zusammengehen feiern können, aber das ging ja nun nicht, bedauert Grießl: „Wegen Corona fällt dieses schöne Fest leider ins Wasser.“ Elisabeth Kirchner

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