Frasdorf – Eine Frage, die sich wohl viele in Frasdorf stellen, dürfte lauten: Wird die Bäckerei mit Café Miedl sowie der Regionalmarkt des Anderlbauern gebaut? Seit Jahren warten die Investoren auf den Startschuss. Ob es zur Umsetzung des Vorhabens am Sondergebiet „Frasdorfer Anger“ kommt, sollen die Frasdorfer am 16. Mai per Bürgerentscheid beschließen. Neben den Initiatoren der Bürgerinitiative, die gegen den Bau sind, gibt es auch Befürworter, die eine Chance für den Ort sehen.
Dazu gehört auch Josef Stein. 30 Jahre war er Gemeinderat in Frasdorf. Die Ortsentwicklung beobachtet er seit Jahren mit Argusaugen. „Der entscheidende Fehler war 1970, dass man sich nicht mehr bemüht hat, als die Bahn stillgelegt wurde“, so Stein. Ab da sei es bergab gegangen, der Ortskern nach und nach verödet.
Stein hofft, dass der Bürgerentscheid zugunsten der Investoren ausgeht. „Wenn das nicht geht, dann geht gar nichts mehr“, meint er. Denn seiner Ansicht nach sei die Ansiedlung der Bäckerei Miedl sowie des Regionalmarktes Anderlbauer eine Chance für Frasdorf – auch in Bezug auf die Gewerbesteuereinnahmen.
Idealer Standort an
Autobahnausfahrt
Auch der Standort am südöstlichen Ortsrand mit Anschluss an die dortige Tankstelle sei in Anbetracht des geplanten Autobahnausbaus der ideale Standort: „Eine kürzere verkehrstechnische Anbindung gibt es nicht.“ Da die Autobahndirektion ohnehin plane, dort einen großen Kreisverkehr zu bauen, der bereits in die Planung am „Frasdorfer Anger“ einbezogen wurde, sei das Argument der Gegenseite des unnötigen Flächenfraßes, wie Stein findet, „an den Haaren herbei gezogen“. „Der Autobahnausbau verschlingt zig Hektar, da machen die 5000 Quadratmeter auch keinen Unterschied mehr.“
Bereits in der Vergangenheit hätte die Gemeinde zahlreiche Möglichkeiten auf die Ansiedlung eines Gewerbes versäumt. „In den 50er- und 60er-Jahren wollten sich die Körting Radio-Werke sowie eine Strumpffabrik aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung an die Autobahn ansiedeln. Ohne Erfolg. Auch in den 80ern scheiterten das Unternehmen Richter Spielgeräte und mehrere ortsansässige Betriebe dabei, westlich von Frasdorf eine neue wirtschaftliche Entwicklung einzuleiten“, erinnert sich Stein. Der Grund sei damals Gegenwind der Grundstückseigentümer gewesen, die die Zerstörung eines landwirtschaftlichen Betriebs befürchteten.
Ein „absolut überdimensioniertes Projekt“, so Stein weiter, sei in den 90er-Jahren ein fünf Hektar großer Trucker-Park gegenüber des jetzigen Sondergebiets „Frasdorfer Anger“ gewesen. Damals schon kam es zum Ratsbegehren und Bürgerentscheid. Das Projekt wurde mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt. Den Grund für die Verödung des Ortskerns sieht Stein in den mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten für Betriebe. „Zwei Autowerkstätten stellten ihren Betrieb ein, zwei Zimmereien siedelten um, Gasthöfe sperrten zu.“ Um dies zu verhindern, müsse der Durchfahrtverkehr im Dorf reduziert werden, findet er. Nicht zuletzt trügen auch die horrenden Immobilienpreise ihren Teil dazu bei. Im Gemeindeentwicklungsprogramm „Frasdorf 2030“ im Rahmen der Städtebauförderung sieht Stein keine Lösungsansätze, sondern „bestenfalls ein herumdoktern an Symptomen und Verbrennen von viel Geld für die Planung“.
Bürgermeister Daniel Mair befürwortet die Option, dass die Frasdorfer mittels Bürgerentscheid selbst entscheiden können. Er findet, dass das Sondergebiet kein klassisches Gewerbegebiet darstellt und kein „Ausreißer des Ortskerns“ sei: „Vielmehr handelt es sich um die Neugestaltung des Ortseingangs. Ich finde auch, dass es an dieser Stelle gut zum dort bereits ansässigen Weinhändler passt.“
Bürgermeister: Keine
Ortskern-Verödung
Eine Gefahr, dass der Ortskern durch diese Vorhaben veröde, sieht der Rathauschef nicht. Dass es nicht zu weit außerhalb liege habe auch die Regierung von Oberbayern bestätigt, bevor das Projekt angegangen wurde, so Mair. Auch bei den Gewerbesteuereinnahmen zeigt sich Mair klar: „Frasdorf erhält entsprechend des dort erzielten Umsatzes seinen Anteil.“ Trotzdem gehe es für den Bürgermeister bei dem Projekt nicht rein um die Steuer, sondern um einen Mehrwert für Frasdorf.