In Halfing wächst der Widerstand

von Redaktion

Online-Petition zu geplanter Erdgasförderung – Diskussionsforum geplant

Halfing – Der Widerstand gegen die Erdgasförderung in Halfing wächst weiter. Während die Bürgerinitiative „Pro Halfing“ Info-Aktionen plant, läuft parallel eine Online-Petition. Auch das verantwortliche Unternehmen Wintershall Dea Deutschland meldet sich erneut zu Wort und möchte die Gegner zu einem Diskussionsforum einladen.

Eigentlich gründete sich die Bürgerinitiative (BI) „Pro Halfing“ mit dem Ziel, die Ortsentwicklung voranzutreiben sowie um eine Umgehungsstraße zu erkämpfen, um die Verkehrssituation im Dorf zu entlasten. „Aktuell setzen wir uns aber ebenfalls gegen das Vorhaben der Erdgasförderung ein. Andere Ortsentwicklungsprojekte stagnieren und hierfür gibt es Geld“, erklärt Hildegard Rieger-Aigner, Begründerin der BI.

Nachhaltigkeit
gefordert

Der Grund für das Engagement sei primär die fehlende Nachhaltigkeit des Projekts. Denn es würden fossile Energiequellen in einer Verwertungsanlage verbrannt. „Wir müssen die letzten natürlichen Ressourcen für die nächsten Generationen schützen“, sagt Rieder-Aigner. Das ganze Vorhaben sei für sie und ihre Mitstreiter „völlig aus der Zeit gefallen“ und hätte nichts mit Klimaschutz gemein. Zumal genügend Erdgas zur Verfügung stünde, da es in Gollenshausen einen Speicher für Erdgas aus Russland gäbe.

Auch die Angst um die heimische Natur ist groß. Die Infrastruktur, die ringsrum errichtet werden müsse, verschlinge große Flächen. Das Bio-Monitoring, das die Firma Wintershall Dea durchführen ließ, diene „nur dazu, sich zu trösten“, so Rieder-Aigner.

Mit dieser Meinung ist sie in Halfing nicht allein. Derzeit läuft auch eine Online-Petition gegen das Erdgas-Projekt – gerichtet an die Bayerische Staatsregierung. Andrea Aicher ist die Initiatorin. „Ich hoffe, dass wir das Vorhaben verhindern können. Ich finde, Erdgas zu fördern, bedeutet ein Rückschritt in der Klimadebatte“, sagt sie. Denn das Verbrennen von fossilen Brennstoffen entspreche nicht den gesetzten Zielen, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Als Bauingenieurin kenne Aicher die Argumente der Firmen – aber auch die Studien zum Klimawandel. „Wenn wir jetzt nicht in erneuerbare Energien statt in fossile Brennstoffe investieren, dann haben wir keine Chance“, sagt sie.

Zu Wort meldet sich auch Derek Mösche, Unternehmenssprecher der Wintershall Dea Deutschland, der die zahlreichen Leserbriefe zum Vorhaben in Halfing verfolgt. „Auch wir sehen die Heimat der Leserbriefschreiber als schützenswert an und wollen die wertvolle Natur, das Klima und die Landschaft bewahren. Aber wir haben auch den Auftrag, einen umweltverträglichen Beitrag zur heimischen Energieversorgung zu leisten“, sagt er. Der Energieversorger argumentiert deswegen mit der Verschiebung im Energiemix von Kohle zu Erdgas als Brückentechnologie.

Um Ängste und Bedenken auszuräumen, hätte die Wintershall Dea über ein Jahr lang ein Biomonitoring durchführen lassen. Laut Mösche mit dem Ergebnis, dass „keine geschützten, seltenen oder gefährdeten Tier- oder Pflanzenarten in der Nähe der möglichen Plätze vorkommen“. Dies sei auch bei der Gemeinderatssitzung am 11. Februar erklärt worden.

Für die Halfinger Bürgerinitiative und Andrea Aicher ist diese Aussage „ein Schlag ins Gesicht“. „Dass der Chiemgau nicht schützenswert sei, werden viele Einheimische hier anders sehen“, sagt Aicher.

Der Energieversorger sehe weiteren Klärungsbedarf. „Wir schlagen ein digitales Dialogforum vor, in dem Bürger, Umweltverbände und wir ergebnisoffen an Projekten zur Minimierung von Störwirkungen, geeigneten Schutzmaßnahmen sowie möglichen Ausgleichsprojekten arbeiten können“, so der Unternehmenssprecher. Ein konkreter Termin oder Plan, wie sich dies in Corona-Zeiten umsetzen ließe, will die Wintershall Dea demnächst vorstellen.

Weiterer Gegenwind wird angekündigt

Hildegard Rieder-Aigner gibt sich damit aber nicht zufrieden: „Wintershall Dea muss mit viel Gegenwind rechnen“, sagt sie. Geplant sei nun eine große Plakataktion. „Wir wollen die Halfinger aufklären, welche Argumente dagegen sprechen“, so Hildegard Rieder-Aigner. Denn die Wintershall Dea hätte in einer Videokonferenz zugesagt, das Projekt aufzugeben, wenn der Gegenwind zu stark wird.

Artikel 1 von 11