Sachrang – Das Spannungsfeld zwischen Bergtourismus und Naturschutz stand selten so im Fokus wie in Corona-Zeiten. Das Geigelstein-Gebiet zählt aufgrund seiner vielfältigen Flora und Fauna zu den besonders sensiblen Bergregionen in den Chiemgauer Alpen. 30 Jahre nach seiner Ausweisung als Naturschutzgebiet gilt es als vorbildliches Modell für nachhaltigen Naturschutz, in dem Einheimische ihre Heimat finden und Touristen einen Urlaub in intakter Natur verbringen.
„,Lerne von der Geschwindigkeit der Natur. Ihr Geheimnis ist die Geduld.‘ Dieses Zitat des US-amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson bringt für mich die Botschaft, mit der wir Jubiläumsfeierlichkeiten begehen, am besten zur Geltung“, sagt Herbert Reiter, Chef der Aschauer Tourist-Info. Der Geigelstein, das Naturschutzgebiet, die Natur allgemein lehre Entschleunigung.
Corona macht Strich
durch die Rechnung
Die Feierlichkeiten wollten die beiden Bergsteigerdörfer Sachrang und Schleching mit zahlreichen Veranstaltungen von Mai bis Oktober. „Aufgrund der aktuellen Corona-Situation mussten wir die Auftaktveranstaltung mit Alois Glück, den Landräten der Landkreise Rosenheim und Traunstein sowie den Bürgermeistern der Bergsteigerdörfer am 7. Mai absagen“, erklärt Reiter. Stattdessen soll ein Dokumentarfilm, produziert vom Filmemacher Stefan Erdmann aus Grabenstätt, veröffentlicht werden.
Weiterhin geplant sind unter anderem Bergtouren zum Thema Flora und Fauna sowie verschiedene Kräuter-, Almen- und Bergwald-wanderungen, die Ausstellung „Die Alm ins Tal holen“, die in Sachrang sowie Schleching zu sehen sein soll und eine gemeinsame Bergmesse. Auch Aktionen zum Umweltschutz stehen auf dem Programm, wie Podiumsgespräche zum Thema Naturschutz und Tourismus.
Denn dieses Thema liegt den Veranstaltern besonders am Herzen. Gerade in Corona-Zeiten sei die nachhaltige Verzahnung von Naturschutz und Tourismus besonders wichtig. Die Menschen – egal, ob aus der Region oder von weiter weg – sehnten sich danach, gerade in diesen Zeiten in die Natur rauszukommen, so Reiter. „Allerdings ist sie kein gesicherter Besitzstand“, so Reiter. Deswegen stünde neben der Besucherstromlenkung auch das Schaffen eines Bewusstseins für die Umwelt im Zuge des Jubiläums im Fokus.
Dem stimmt auch Aschaus Bürgermeister Simon Frank zu: „Die Herausforderung besteht darin, die Leute mitzunehmen und Naturschutz quer durch alle Generationen zu leben“, sagt er. Das Thema Bergwelt sei mehr denn je ein Dauerbrenner und Aufklärungsarbeit funktioniere nur mit Verständnis. Deswegen versuche man im Priental, Angebote und Programme zu schaffen, die den Blick der Wanderer auf die Natur lenken. „Wichtig ist, dass es die Menschen aus dem Priental in sich tragen, dass wir gemeinsam auf das aufpassen, was wir hier haben“, so der Aschauer Rathauschef.
Zu Dank
verpflichtet
Besonders beeindruckend findet er daher die Geschichte, die hinter dem Naturschutzgebiet steht. Die Menschen damals hätten in einem Kraftakt mit der Verhinderung des geplanten Skiliftbaus die Zukunft des Geigelsteins entschieden. „Aus heutiger Sicht müssen wir dankbar für diese Aktion sein“, resümiert Frank.
Am 1. Mai soll die Jubiläumsbroschüre erscheinen, berichtet Herbert Reiter. Neben Informationen rund um das Naturschutzgebiet und seine Geschichte sowie die Bedeutung der Almwirtschaft seien auch 30 Stimmen von Persönlichkeiten aus den beiden Gemeindegebieten zu finden. Unter der Rubrik „30 Jahre Naturschutzgebiet bedeutet für mich…“ gibt es Beiträge unter anderem von Aschaus Altbürgermeister Kaspar Öttl und Professor Dr. Claus Hipp zu lesen.