Aschau – Wenn man als Mutter krank wird, der Mann zur Arbeit muss und auch sonst niemand da ist, dann heißt es meistens „Augen zu und durch“. Denn die Kinder müssen trotzdem versorgt werden. Mamas müssen weiterfunktionieren. Um Mütter in diesen und anderen schwierigen Situation zu unterstützen, hat Julia Sander aus Aschau das Netzwerk „Mamahilfe – Mütter für Mütter“ ins Leben gerufen.
Hilfe in schwierigen
Alltagssituationen
„Es kann doch nicht sein, dass wir immer alleine dastehen, wenn wir mal krank sind“ – mit diesem Gedanken hätten sich eine Handvoll engagierte Mamas vor rund drei Jahren zusammengetan und überlegt, wie sich das Problem lösen lässt, berichtet Julia Sander.
Die Aschauerin ist selbst Mutter und hauptberuflich Mütterpflegerin. Dabei begleitet sie Frauen primär im Wochenbett, also nach der Entbindung bis zur Rückbildung der schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen. „Ich habe gemerkt, diese Zeit reicht aber oft nicht“, so Sander.
Also musste eine Lösung her: „Wir wollten ein zusätzliches Angebot schaffen, um Mamas in schwierigen Alltagssituationen zu entlasten“, erklärt Sander. Aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung habe sie ein Ausbildungsprogramm für Mamahilfen entwickelt. Im Oktober 2020 gründete sich dann die Mamahilfe „Mütter für Mütter“ als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) mit Co-Geschäftsführerin Julianna Michaelis aus Feldkirchen-Westerham. Seitdem habe die Aschauerin 59 Frauen im Landkreis Rosenheim, Traunstein und auch in anderen Regionen in ganz Deutschland ausgebildet – derzeit wegen Coronaalles online. Verstärkung sei jederzeit willkommen.
Neben Aschau, wo Sander selbst als Mamahilfe tätig ist, helfen Mütter aus der Region anderen Müttern in Riedering, Bad Feilnbach, Bad Endorf, Rohrdorf, Neubeuern, Söchtenau, Prien, Übersee, Traunstein und Feldkirchen-Westerham. Jede Mamahilfe arbeite dabei selbstständig.
Da viele der Helferinnen selbst Mütter sind, unterstützen sie laut Sander die Frauen stundenweise. Die Mamahilfe bilde so ein ergänzendes Angebot beispielsweise zu den Dorfhelferinnen, Nachbarschaftshilfen oder Hebammen. Gleichzeitig übernehmen die Mamahilfen die Vermittlung an andere Helfergruppen, sofern eine ganztägige Unterstützung vonnöten sei.
Bislang sei das Feedback aus den Gemeinden gut, resümiert Sander. Noch nicht ganz geklärt sei jedoch die Frage der Finanzierung. Denn bislang laufe diese größtenteils privat. „Im Einzelfall kann die Krankenkasse die Kosten übernehmen“, erläutert sie.
Dass diesbezüglich eine Lösung erarbeitet werden kann, hoffe man auch bei der Koordinierungsstelle Frühe Kindheit (KoKi) des Landkreises. „Wir finden, die Mamahilfe ist eine tolle Initiative, um Familien in belasteten Situation zu unterstützen“, sagt Frank Wiens, der für den Bereich Chiemgau und Wasserburg zuständig ist. Denn die Aufgabe der KoKi sei die Präventionsarbeit, also die frühzeitige Hilfe, wenn es zu einer Überforderungssituation kommt. Das könne jedem passieren, beispielsweise auch durch Krankheit der Mutter, so Wiens.
Mit Julia Sander sei die Koordinierungsstelle schon lange in Kontakt. „Wir freuen uns, dass es das Angebot gibt, zumal die Mamahilfe durch die Ausbildung dabei ist, sich zu professionalisieren“, erklärt Wiens.
Positive Resonanz für die Initiative gab es auch zuletzt beim Wettbewerb „Die gute Tat“ der BayWa. „Ich konnte gar nicht glauben, dass wir unter die besten drei gekommen sind. Und schon gar nicht, dass wir gewonnen haben“, freu sich Sander. Die Initiative setzte sich gegen ein Aufforstungsprojekt aus Mittelfranken und ein Münchner Studentenprojekt, das sich für Randgruppen einsetzt, durch. Die Gewinnsumme von 10000 Euro wolle die Mamahilfe in die überregionale Ausweitung und Weiterentwicklung des Projekts investieren. „Wir wollen unsere Plattform für die Suche nach Mamahilfen optimieren und ein Teil des Geldes kommt in den Hilfetopf, um so schnell Hilfe zu finanzieren“, sagt Julia Sander.