Engelsberg/Aschau – Der Oberhachinger Christian Wagner, geborener Freitsmiedl, hat sich einen Wunsch erfüllt. Er startete mit seinem Gleitschirm in den Alpen und flog bis zu seinem Elternhaus in Engelsberg an der nördlichen Spitze des Landkreises Traunstein.
Laut Aufzeichnungen des deutschen Hängegleiterverbandes gibt es im Norden des Landkreises so gut wie keine Gleitschirmflüge. Da coronabedingt keine Seilbahnen fahren, stand am Beginn des Fluges der Aufstieg zum Startplatz am Hochriesgipfel.
Günstige Winde
über Prien
Nach einem Routinestart und dem gelungenen Einstieg in die lokale Thermik begann der schwierigste Teil des Fluges. Nur selten gibt es genug Aufwinde, um den thermikarmen Bereich am Alpenrand zu überbrücken. Bei einem ersten Versuch fand der Pilot keine Thermik und musste noch einmal zurück zur Kampenwand, um dort wieder Höhe zu bekommen. Beim zweiten Mal gelang es dann. Eine Kumuluswolke über Prien zeigte, dass der Moment für den Abflug günstig war.
Über Prien angekommen, wurde der Pilot mit einem Blick auf Herrenchiemsee und großflächig aufsteigender Luft belohnt. Von da führte die Route über den See vorbei an Rimsting Richtung Eggstätt. Dort machte die Thermik Pause und der Flug wäre fast vorzeitig zu Ende gegangen. Denn ohne Thermik ist man mit dem Gleitschirm schon nach circa 15 Minuten am Boden. Gerade noch rechtzeitig fand Wagner einen Aufwind, der ihn wieder auf 2500 Meter Höhe beförderte. Genug, um in einem Rutsch über Obing und Kienberg bis nach Emertsham zu fliegen. Als auch hier der thermische Anschluss klappte, war klar, dass der Heimflug gelingen würde.
Um den Luftraum des Münchner Flughafens nicht zu verletzen, musste der Pilot den Aufwind frühzeitig verlassen und setzte zu einem langen Gleitflug an. Nach einer letzten Runde über die unmittelbare Nachbarschaft landete der Pilot hinter dem Sägewerk seines Bruders.
Wagner war nicht der Einzige, der diesen Tag für einen Ausflug ins Flachland nutzte. Mehreren Piloten gelang die sogenannte Chiemseerunde. Dabei gilt es, in den Alpen zu starten und nach einer großen Runde um den Chiemsee wieder am Ausgangspunkt zu landen. Die Professionalisierung des Gleitschirmsports und die immer besseren Geräte erlauben es, ohne Lärm und Abgase immer höher und weiter zu fliegen.
Marianne Fill