Aschau – „Die Entscheidung für das Naturschutzgebiet (NSG) Geigelstein war damals eine Entscheidung zugunsten des Naturschutzes und eine Weichenstellung im Verhältnis von Naturschutz und Landwirtschaft zueinander“, so der frühere Landtagspräsident Alois Glück im Kurzfilm von Stefan Erdmann zum 30. Jubiläum des Naturschutzgebietes rund um den Chiemgauer Blumenberg. Alois Glück erwarb sich damals bei der Einrichtung des Naturschutzgebietes große Verdienste. „Eine Generation später kommt es darauf an, die Natur nicht nur zu genießen, sondern sie auch verstehen zu lernen und Rücksicht auf sie zu nehmen“.
Welturaufführung
im Sitzungssaal
Der renommierte Chiemgauer Filmemacher Stefan Erdmann stellte sein Werk zum NSG-Geigelstein-Jubiläum als Welturaufführung in der Sitzung des Aschauer Gemeinderates vor. 30 Jahre nach der Einrichtung des Naturschutzgebietes sitzt keiner mehr am Ratstisch, der die damaligen Diskussionen und Kämpfe mitgemacht hat, für die Mehrzahl der Ratsmitglieder ist der Status des Berges heute unantastbar.
Unvorstellbar für die heutige Zeit, dass damals tiefe Risse durch die Dörfer, ja sogar mitten durch die Familien gingen – auf der einen Seite Befürworter und auf der anderen Gegner des NSG.
Das Gremium und alle Anwesenden waren beeindruckt von der Macht der bewegten Bilder, ließ Erdmann doch vor allem den Berg selbst mit seiner Flora und Fauna im Verlaufe aller Jahreszeiten sprechen. Eindringlich zeigt er auf, welcher Verlust für die Region durch die Verwirklichung und Einrichtung der geplanten Skischaukel im vergangenen Jahrhundert entstanden wäre.
Mit kurzen Texten kommentieren Alois Glück, der Rosenheimer Landrat Otto Lederer und die stellvertretende Landrätin von Traunstein, Resi Schmidhuber, die Bedeutung des Geigelsteins für den Chiemgau und erzählen eindrücklich, was sie sich für das Naturschutzgebiet wünschen und wie sie sich die Zukunft vorstellen.
Das Jubiläum 30 Jahre Naturschutzgebiet Geigelstein sollte eigentlich mit einer Podiumsdiskussion unter dem Motto „Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“ beginnen. Coronabedingt musste diese Veranstaltung abgesagt werden, aber um die Meinungen der Teilnehmer für die Nachwelt zu erhalten, beschlossen die Verantwortlichen in Aschau und Schleching einen gemeinsamen Film mit diesen Statements zu drehen.
Stefan Erdmann, der Naturfilmer aus dem Chiemgau, erklärte sich spontan dazu bereit, die Interviews zu filmen und aus seinen Filmaufnahmen, die er in den vergangenen Jahren rund um den Geigelstein gedreht hat, einen Film zu diesem Jubiläum zu schneiden und ihn zu vertonen.
Begonnen wird mit der Entwicklungsgeschichte der letzten 30 Jahre „Naturschutzgebiet Geigelstein“, von den ersten Bemühungen der Bürgerinitiative „Rettet den Geigelstein“ im Jahr 1975 bis zu den Problemen der heutigen Situation. Es wird vom Schutzkonzept für alle Bereiche des Naturschutzgebietes und den großen Herausforderungen für die Landkreise Rosenheim und Traunstein gesprochen und dem Wunsch der Sensibilisierung der Einheimischen sowie der Touristen für die empfindliche Natur. Eindrucksvoll wird dargestellt, dass der heutige Zustand des Berges mit seinen Almflächen ein Werk von Generationen von Landwirten ist und die Aufgabe der Landwirtschaft am Berg unweigerlich zum Verlust der seltenen und spezifischen Pflanzen und Tiere führen würde.
Naturschutz
und Tourismus
Das Naturschutzgebiet Geigelstein trennt und vereint zwei Täler. Die beiden Bürgermeister Simon Frank aus Aschau im oberen Priental auf der Westseite und Josef Loferer aus Schleching im Achental auf der Ostseite stehen in ihren Botschaften für den Erhalt des Naturschutzgebietes auch für die kommenden 30 Jahre und darüber hinaus. „Drei Jahrzehnte nach der Errichtung des Naturschutzgebietes rund um den Geigelstein wissen wir alle um diese weitsichtige Initiative für unsere Region. Mehr denn je müssen Naturschutz und Tourismus verträglich miteinander verzahnt werden. Zwei starke Dorfgemeinschaften – ein Ziel: Gemeinsam werden wir auch das nächste Kapitel schreiben, um die Natur als unsere Lebensgrundlage zu schützen.“