Noch gibt es eine Straße

von Redaktion

Nach Protesten entfernt Grundstückseigentümer nur kleine Stücke – Frist an Gemeinde

Bad Endorf – Michael Reinthaler wollte eigentlich am Samstag sein Recht durchsetzen. Über sein Grundstück verläuft ein Abschnitt der Verbindungsstraße von Bad Endorf nach Kurf. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts München darf Reinthaler die Straße auf seinem Grundstück zurückbauen – auf eigene Kosten (wir berichteten). Am Tag des Rückbaus gab es jedoch Protest. Es hatten sich Anrainer sowie Mitarbeiter der dort ansässigen Firma Stern Strom GmbH versammelt. Nach Diskussionen ließ Reinthaler am Samstag vorerst nur zwei kleine Stücke Asphalt entfernen. Die Gemeinde arbeitet auf Hochtouren an einer Lösung.

„Es war
die Hölle los“

„Da war einfach die Hölle los“, sagt Reinthaler in einem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen über den Protest am Samstag. „Wir werden zwar das Recht durchsetzen, aber nicht auf Biegen und Brechen.“

Rund 30 Menschen hatten sich am Samstag an der Straße versammelt. Die Menschen seien zum Teil auf Reinthalers Grund gestanden, beschreibt sein Anwalt Adolf Friedel von Möller Rechtsanwälte das Geschehen. „Nach meiner Aufforderung haben sie aber zeitnah den Grund geräumt“, sagt Friedel. Die Emotionen seien hochgekocht, so Friedel. Er lobt aber das Auftreten von Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer, der zwischen den Parteien vermittelt habe.

In Gesprächen mit Reinthaler einigten sich die Beteiligten darauf, den Abbruch erst mal zu stoppen. Mit den zwei herausgerissenen Asphaltstücken zeigt Reinthaler, „dass er es ernst meint“. Er hat eine klare Forderung: Innerhalb der nächsten vier Wochen möchte er eine Lösung seitens der Gemeinde haben. Dass bis dahin keine neue Straße gebaut werden kann, ist Reinthaler klar. „Ich will wasserdichte, rechtssichere Verträge“, so Reinthaler. Versprechen, dass die Gemeinde an einer Lösung arbeite, reichen ihm nicht. „Dann kann ich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.“

„Wir arbeiten wirklich schnell an einer Lösung und mit aller Sorgfalt“, erklärt Bad Endorfs Bürgermeister Alois Loferer. Von einer Vierwochenfrist wisse die Gemeinde bisher jedoch noch nichts. Dass Reinthaler am Samstag eingelenkt hat, empfindet Loferer als „eine großzügige Geste“. Die Gemeinde werde Reinthaler ausführlich über das Planungskonzept informieren, erklärt Loferer. Zuerst müsse aber eine Basis dafür geschaffen und entsprechende Verträge abgeschlossen werden. „Ziel ist es, eine Straße unabhängig vom Grund der Familie Reinthaler zu bauen.“ Wenn alles reibungslos verläuft, geht Loferer davon aus, dass die Arbeiten im Hochsommer beginnen könnten. Die Gemeinde steht im Kontakt mit Reinthaler. „Ich würde es mir wünschen auf der Basis weiterzuarbeiten, und dass sich die Lage nicht weiter verschärft“, sagt der Bürgermeister. Denn, so Loferer, Reinthaler handele im rechtlichen Bereich. „Ich kann nur signalisieren, hart zu arbeiten.“ Sollte sich in den kommenden vier Wochen nichts tun, gibt es laut Reinthaler „kein Halten und kein Stoppen mehr“. Dann wird die Straße auf seinem Grundstück zurückgebaut.

Der Rückbau der Straße stellt für Anrainer und die Firma Stern Strom ein Problem dar. Der Energie- und Internetversorger würde die Zufahrt zur Firma verlieren. Sie wäre nur noch über Kurf erreichbar. „Die Straße ist aber keine Alternative“, betont Dr. Andreas Stern, der Geschäftsführer der Stern Strom GmbH.

Reinthaler weiß um das Problem, das er der Firma Stern mit seinem Rückbau bereitet. „Doch wenn die Zufahrt zur Firma über meinen Grund geht, dann muss man darüber nachdenken, ob das Unternehmen Stern Strom eine Berechtigung hat, die Firma hier zu betreiben“, sagt Reinthaler.

Hoffnung
auf Lösung

Stern reagiert auf diese Aussage mit Kopfschütteln. „Was soll ich dazu sagen?“, so Stern. Die Firma gibt es seit 1910. Sterns Urgroßvater hatte damals das Elektrizitätswerk gegründet. Der Strom wurde durch Wasserkraft gewonnen. Dadurch sei ein anderer Standort damals gar nicht möglich gewesen. „Nach und nach ist der Betrieb dann gewachsen“, erklärt Stern. Der Firmenchef hofft jetzt auf eine Lösung. „Wir müssen was machen, wir alle brauchen die Straße.“

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