Biergärten in den Startlöchern

von Redaktion

Wie sich die Inntaler Gastwirte auf die Öffnung der Außengastronomie vorbereiten

Brannenburg/Nußdorf/Kiefersfelden/Oberaudorf – Ein kühles Weißbier und eine deftige Brotzeit im Freien – ab Donnerstag darf im Landkreis Rosenheim die Außengastronomie wieder öffnen. Damit steht dem Biergartenbesuch nichts mehr entgegen. Doch die Freude der Inntaler Gastwirte hält sich in Grenzen: Denn das Wetter spielt nicht so richtig mit.

Noch ist es frisch
unter den Kastanien

„Wir starten am Donnerstag“, sagt Wolfgang Gramhuber, Inhaber des Schneiderwirts in Nußdorf, gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Die Tage zuvor wurde in der Küche schon fleißig gearbeitet: Kartoffeln schälen, Zwiebeln schneiden, Gewürze auffüllen. Auch der Garten wurde bestuhlt und sauber gemacht. Der Wirt und seine Mannschaft sind für einen Gästeansturm gewappnet. Aber das Wetter, das können sie nicht beeinflussen. „Unter den Kastanien ist es schon noch frisch“, meint Gramhuber. Doch für den Fall der Fälle ist der Schneiderwirt gerüstet: mit Decken und Kissen. An der Hausmauer sei eine Markise angebracht und auch ein Heizstrahler wird aufgestellt. „A bisserl müssen die Leute dann halt auch mittun“, meint Gramhuber. Tops und kurze Hose sollten also möglichst im Schrank bleiben. Nichtsdestotrotz freut sich der Wirt auf die Wiedereröffnung: „Es g‘langt jetzt. Wir haben uns genug erholt.“

So sieht das auch Josef Waller vom Gasthof Keindl in Niederaudorf: „Wir freuen uns, ist ja klar.“ Am Mittwoch wurde die Schankanlage testweise erstmals wieder in Betrieb genommen. Aber wegen des Wetters rechnet Waller mit wenig Zulauf: „Wenn es nass und kalt ist, kommen die Leute nicht.“ Deshalb bietet er zunächst eine abgespeckte Version der Speisekarte an.

„Man hat ein mulmiges Gefühl nach so langer Zeit. Man weiß nicht so recht, was einen erwartet“, sagt Elisabeth Kümmerle, Wirtin des Berggasthofs Kogl in Brannenburg. Vor der Wiedereröffnung am Samstag müssen sie und ihr Personal noch einiges vorbereiten. Einkaufen, die Terrasse bestuhlen, putzen, kochen. „Wir werden uns auch Schnelltests zulegen“, so die Wirtin, „man will natürlich keinen Gast abweisen.“ Auch sie fürchtet das schlechte Wetter in den kommenden Tagen. Auf der Terrasse gibt es keine Überdachung, nur Schirme. „Aber mei, wir probieren es jetzt einfach.“

Diese Einstellung hat auch Veronika Peter, Wirtin des Berggasthauses Schwarzlack in Brannenburg. „Wir haben ganz, ganz viele Tische.“ Im Moment sei sie noch damit beschäftigt, die Terrasse coronakonform zu bestuhlen. Den Start am Samstag will sie aber nicht überstürzen. Es soll alles „a bissl piano“ ablaufen, sagt die Wirtin: „Wir werden die Tageskarte ein bisschen kleiner anrichten.“ Dass der Außenbereich nach langer Schließung endlich wieder geöffnet werden darf, sei eine schöne Sache. „Aber das Wetter macht mir etwas Sorge.“ Dennoch glaubt die Wirtin, dass der ein oder andere Wanderer sich darüber freuen wird, wenn die Terrasse wieder geöffnet ist.

Weniger Euphorie bringt Ingrid Hupfauf, Pächterin des Kurzenwirts in Kiefersfelden, für die Lage auf: „Wir sind im Zwiespalt“, sagt sie. Erstens soll das Wetter schlecht werden und zweitens sei ihr die Abfragerei der sogenannten 3-G-Regeln (geimpft, genesen oder getestet) bei den Gästen ein zu großer Aufwand. Dann müsste jeder seinen Impfpass herzeigen oder sein Schnelltestergebnis. „Das ist für eine Gaststätte fast nicht durchführbar“, fürchtet sie. Generell kritisiert sie die Vorgehensweise der Politik. „Jetzt halten’s uns wieder ein Stückchen Wurst hin, aber das Ganze kann sich ganz schnell wieder ändern. Entweder hü oder hott. Aber so kann man nicht arbeiten.“ Außerdem habe sie derzeit zu wenig Personal: „Wir arbeiten uns zu Tode.“

Gerade jetzt ist
das Wetter schlecht

Auch Anja Schweinsteiger, Wirtin des Dannerwirts in Flintsbach, sieht in der Wiedereröffnung eine „Herausforderung.“ Hätte sie neben der Gaststätte nicht noch ein Hotel, würde sie gründlich abwägen, ob sie den Außenbereich überhaupt öffnen soll. Durch die Hotelgäste, die sie ab 21. Mai wieder empfangen dürfe, hätten sie sich aber ohnehin mit Lebensmitteln und Getränken eingedeckt. Deshalb seien sie auch für andere Gäste gerüstet. Im Biergarten wäre Platz für etwa 100 Besucher. Aber Anja Schweinsteiger bezweifelt, dass bei dem unbeständigen Wetter so viele kommen werden. „Wir hoffen auf die Flexibilität der Leute und der Mitarbeiter.“

Das gilt für den Landkreis

Die Außengastronomien dürfen in Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 wieder eröffnen. Dieser Inzidenzwert muss allerdings sieben Tage lang stabil unter 100 bleiben. Für den Landkreis Rosenheim bedeutet das eine Wiedereröffnung ab dem morgigen Donnerstag. Biergärten und Gastterrassen dürfen bis 22 Uhr geöffnet bleiben. Personen aus einem Hausstand müssen keine Tests vorweisen, Personen aus mehreren Hausständen müssen einen PCR-, Schnell- oder Selbsttest vorlegen. Auch eine Voranmeldung ist bei einem Biergartenbesuch notwendig.

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