Prutting – Der Botenwirt in Niedernburg muss abgerissen werden, so viel ist klar: Das Haus ist nicht mehr zu sanieren. Klar ist auch, dass an seine Stelle ein Ersatzbau kommen soll, der Niedernburg wieder eine Versammlungsmöglichkeit bietet.
Ob das dann in Form eines Cafés passiert oder als Bürgerzentrum ist noch offen. Auf jeden Fall soll in diesem zukünftigen Dorfzentrum genug Platz sein, um Veranstaltungen durchführen zu können und auch die Schützen sollen dort eine neue Bleibe finden.
22 Wohnungen
sorgen für Diskussion
Diskussionsbedarf ergab sich im Gemeinderat bezüglich des Drumherums, denn der Ersatzbau für den Botenwirt ist eingehängt in eine Neubebauung des ganzen Areals. Dieser Diskussionsbedarf scheint nachhaltig zu sein, denn in einer vorgeschalteten Bauausschusssitzung hatte man sich eigentlich schon auf eine Lösung geeinigt. Deren Kernpunkt: neben zehn Einfamilienhäusern sollen in diesem Bereich zwei Mehrfamilienhäuser entstehen, die Platz für 22 Wohneinheiten bieten. Gedacht sind diese Wohnungen für all jene, für die ein Einfamilienhaus nicht die optimale Lösung wäre: junge oder ältere Leute, die zum Teil auch allein leben. Nach Ansicht von Bürgermeister Johannes Thusbaß (CSU) fehlt es in Prutting gerade für diese Gruppe an geeigneten Wohnungen.
Allerdings wurden in der Sitzung des Gemeinderates noch einmal Vorbehalte gegen die Mehrfamilienhäuser deutlich. Gerade für die älteren zukünftigen Bewohner der Mehrfamilienhäuser stünden diese an einem Ort, „der am weitesten weg ist von allem“, wie Stefan Schöne (FWB) meinte. Für jeden Einkauf, jeden Arztbesuch sei man zwingend auf ein Fahrzeug angewiesen. Barbara Stein (FW) befürchtete, dass das Ziel der Planung, Niedernburg eine lebendige Ortsmitte zu geben, durch die Mehrfamilienhäuser eher verfehlt würde: Aufgrund der Entfernungen würden dort überwiegend junge und mobile Singles leben, die tagsüber außer Haus wären. Der Weg zu einem „schlafenden Ortsteil“ wäre vorgezeichnet.
Rainer Nour-El-Din (CSU) brachte die Argumente auf einen Punkt: Mehrfamilienhäuser seien eine richtige Idee, hier aber am falschen Ort gedacht, auch aufgrund zu großer Verdichtung in einem kleinen Ort. In Niedernburg sei die alternative Variante, in der die Mehrfamilienhäuser durch zwei Mehrspänner mit jeweils drei Wohneinheiten ersetzt würden, die möglicherweise sinnvollere Lösung.
Bauplanung nicht
an Bedarf vorbei
Thusbaß meinte jedoch, dass heute eine Bauneuplanung ohne Mehrfamilienhäuser bedeute, an einer sich verändernden Bedarfslandschaft vorbeizuplanen. Es sei die Mischung, die es mache, und dabei müsse man das Neubaugebiet als Ganzes sehen. Dann aber seien dort Wohnmöglichkeiten für jeden Bedarf und jedes Alter gegeben. Es seien dort ja auch noch zehn Einfamilienhäuser und ein Doppelhaus als Wohnmöglichkeit für Familien geplant. Aber eben auch Wohnungen für diejenigen, die Platz nur für ein oder zwei Personen bräuchten, beziehungsweise auch für Familien, die sich kein ganzes Haus leisten könnten oder wollten.
Ein Punkt, den auch Peter Brunner (CSU) aufgriff, der betonte, dass neu geplanter Wohnraum für möglichst viele finanzierbar sein müsse. Davon abgesehen sei es schlicht ein Fakt, dass gerade bei dem allgemeinen Ziel zeitgemäßer Ortsplanung, pro Wohneinheit möglichst wenig Fläche zu versiegeln, Mehrfamilienhäuser einfach nicht ausgeschlossen werden dürften.
Und was die fehlende Nahversorgung angehe, so böte, wie Markus Schäffner (ULP) meinte, dass geplante Dorfzentrum ja eventuell die Möglichkeit, hier auch noch einen Laden oder einen Arzt unterzubringen.
Beide Varianten sollen geprüft werden
Als Ergebnis der Diskussion fasste der Gemeinderat dann einstimmig den Beschluss, dass das Bebauungskonzept „Botenwirt“ grundsätzlich realisiert werden soll. Vor der Erstellung einer entsprechenden Bauleitplanung sollen aber die beiden möglichen Varianten noch einmal geprüft werden.
Sicher ist aber: Wie die umgebende Bebauung letztlich auch gestaltet sein wird, einen Versammlungsort, der offen ist für Bewohner jeden Alters und auf dessen Grundstück auch ein Kinderspielplatz entstehen wird, den wird Niedernburg auf jeden Fall bekommen.