Stephanskirchen – Wie geht‘s weiter mit den vier Feuerwehren im Gemeindebereich? Mit dieser Frage setzten sich die Wehren Leonhardspfunzen, Schloßberg, Stephanskirchen und Ziegelberg, die Kreisbrandinspektion, die Gemeindeverwaltung, ein Gutachter und nun auch der Gemeinderat auseinander.
Auslöser und Knackpunkt: Das Gerätehaus der Feuerwehr Schloßberg. Das hat gravierende Mängel, zum Beispiel beim Arbeitsschutz. Mängel, die sich durch eine Sanierung nicht beheben lassen – weil sie zum Beispiel die Statik der Fahrzeughalle betreffen. „Da muss ein Neubau her“, sagt Gutachter Dr. Tobias Brinkmann ganz klar.
Schloßberger Neubau
ist dringend
Ein „Ablaufdatum“ für das Schloßberger Gerätehaus gebe es nicht, so Brinkmann auf Nachfrage von Gerhard Scheuerer (Parteifreie), aber dringlich sei es schon. Auch weil, so Verwaltungsleiter Georg Plankl, Kreisbrandrat Richard Schrank und die Regierung von Oberbayern den Neubau dringend machten.
Nur: Wo soll der millionenteure Neubau entstehen? Brinkmann hat den theoretisch, nach Einsatzzeiten perfekten Standort zwar mathematisch berechnet – ein paar hundert Meter weiter östlich, als der jetzige hinter dem Rathaus, an der Grenze zu Gehering. Aber dort verfügt die Gemeinde nicht über Grundstücke. Alle freien Flächen in diesem Bereich sind in privater Hand.
Brinkmann analysierte auch die Ausrüstung und die Gefahrenstruktur der vier Feuerwehren. Im ländlichen Leonhardspfunzen sind tagsüber genug Feuerwehrler vorhanden, die ausrücken können. Nachholbedarf gebe es beim Atemschutz. Die entsprechend ausgebildeten Feuerwehrmitglieder gibt es in Schloßberg, dort aber lässt die Tagesalarmstärke zu wünschen übrig, auch wenn sie laut Gutachter etwas besser geworden ist. In Stephanskirchen, wo die gleichen normalen Risiken bestehen wie in Schloßberg, ist die Einsatzstärke tagsüber gut bis sehr gut, allerdings lassen Parkplätze ums Gerätehaus und die Ein- und Ausfahrt zu wünschen übrig. Die Feuerwehr Ziegelberg, „ein schönes kleines Feuerwehrchen“, wie Brinkmann fast liebevoll sagte, ist wegen eines großen Industriebetriebs prinzipiell gut ausgerüstet, auch wenn der Fahrzeugbestand nicht mehr der jüngste ist und das Gerätehaus erhebliche Mängel aufweist. Und die Tagesstärke sei eher knapp, so Brinkmann.
Brinkmann, der nicht nur Sachverständiger ist, sondern auch Kommandant der Feuerwehr Aschau, schlägt vor, bei den beiden größeren Feuerwehren Schwerpunkte zu setzen: Schloßberg ist eher für Brandschutz und Brandbekämpfung zuständig, Stephanskirchen für technische Hilfeleistungen. Die Feuerwehr Leonhardspfunzen soll verstärkt eingebunden werden, gerade bei Einsätzen im Schloßberger Bereich. Was mittel- bis langfristig auch Änderungen am Fahrzeugkonzept mit sich bringt.
Neben Feuerwehr und Gemeinde ist in Ziegelberg noch eine dritte Partei im Spiel: Seit fast fünf Jahrzehnten gibt es einen Vertrag zwischen der Gemeinde und der Firma Hamberger, nachdem diese die Kosten für die Feuerwehr erstattet. Da laufen bereits Gespräche, ob und mit welchen Konditionen der Vertrag bestehen bleibt. Zielvorstellung ist, an der Struktur der Feuerwehr Ziegelberg festzuhalten, die personelle Besetzung und die feuerwehrtechnischen Anforderungen zu verbessern.
Die Zusammenarbeit
muss enger werden
Ganz wesentlich findet Brinkmann die Zusammenarbeit der vier Feuerwehren in der Gemeinde. Die müsse besser werden, so Brinkmanns Schluss. Durch die Nutzung gemeinsamer Werkstätten – zum Beispiel zur Schlauchpflege oder für die Atemschutzgeräte –, durch eine einheitliche persönliche Schutzausrüstung, die in einer Kleiderkammer verwaltet wird, durch einen erweiterten gemeinsamen Vorrat an Einsatzmaterialien wie Wärmebildkamera oder Gaswarngeräte. Und vor allem durch reden, reden, reden. Regelmäßige Dienstbesprechungen sind schon in der Planung. Ein Punkt, der nicht nur bei Steffi Panhans (SPD) ankam: Sie fände es gut, wenn die Feuerwehren Synergien nutzten, eng zusammenarbeiten. Dafür erntete sie unter den Ratskollegen Kopfnicken.
Der Gemeinde schrieb Brinkmann ins Stammbuch, dass diese die Feuerwehren bei der Gewinnung neuer Aktiver unterstützen solle.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die Verwaltung Standortvorschläge für ein neues Feuerwehrhaus in Schloßberg erarbeiten und die Gespräche mit der Firma Hamberger weiterführen soll.