„Man muss schon verändern wollen“

von Redaktion

Interview Bürgermeisterin Regina Braun zieht eine erste Bilanz ihrer Amtszeit

Halfing – Die Rolle der Chefin ist für Bürgermeisterin Regina Braun (CSU) nicht neu. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte sie zeitweise den damalig Ersten Bürgermeister, Peter Böck vertreten. In ihrem ersten Jahr als Bürgermeisterin hat Braun einiges vorangetrieben. In einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen spricht Braun über die Pläne zur Ortsmitte, den entstandenen Rollspielplatz und die geplante Erdgasförderung.

Wie haben Sie Ihr erstes Amtsjahr während der Corona-Pandemie empfunden?

Ich muss sagen, es macht mir nach wie vor ganz viel Spaß. Wir haben uns deutlich in die Zukunft bewegt. Coronabedingt gab es relativ wenig Veranstaltungen. Dadurch hatte ich in dem vergangenen Jahr die Möglichkeit, mich ganz intensiv einzuarbeiten. Es spielte sich alles hier im Rathaus ab. Die Gemeinderatssitzungen fanden in Präsenz statt. Man hat richtig gemerkt, dass es die Gemeinderäte gedrängt hat sich nach den Sitzungen auszutauschen. Es war ja sonst nichts los. Und gerade das ist wichtig, die Gemeinderatssitzung Revue passieren zu lassen, Dinge zu relativieren und im Nachgang besprechen.

Haben Sie als Bürgermeisterin eine Überraschung erlebt?

Nein eigentlich nicht. Ich war ja bereits Zweite Bürgermeisterin und wusste, was auf mich zukommt. Es gab keine Stammtischgespräche, denen ich mich aussetzen musste. Natürlich werde ich auf der Straße angesprochen. Aber das wusste ich und hat mich nicht überrascht.

Was hat sich alles in Ihrem ersten Amtsjahr getan?

Ein Bürgermeister ohne Verwaltung sitzt auf einem verlorenen Posten. Mir war es ganz wichtig, im ersten Jahr zu sehen: Wie kommen wir mit der personellen Besetzung aus. Wir haben explizit auf bestimmte Stellen geschaut und versucht die Verwaltung zu strukturieren und optimal zu besetzen.

Auch in Sachen Ortsmitte geht es voran.

Wir haben die Sanierung unserer Dorfmitte ins Auge gefasst, die uns schon seit einigen Jahren ein Dorn im Auge ist. Die Ortsmitte ist durch die Reismühle geprägt, die seit Jahren sanierungsbedürftig ist. Am Ende des Jahres werden die Reismühle und das Brunnerhaus in den Besitz der Gemeinde gehen. Bis dahin können wir uns überlegen, wie genau wir die Dorfmitte beleben wollen. Wir planen, Arbeitskreise ins Leben zu rufen. Es sollen Wohnraum und kleine Läden entstehen. Ich bin dafür eine kleine Jugendgastronomie einzurichten. Ich möchte die Ortsmitte zum Leben erwecken.

Ein großes Thema in Halfing ist derzeit die geplante Erdgasförderung.

Die Gemeinde sitzt zwischen den Stühlen. Die Bodenschätze gehören dem Staat. Die Gemeinde ist hier nicht die Genehmigungsbehörde. Die Bürgerinitiativen im Ort stehen der geplanten Förderung sehr skeptisch gegenüber. Die Initiativen befürchten eine Grundwasserverschmutzung, zusätzlichen Verkehr und Lärmbelästigung. Doch erst wenn die Träger öffentlicher Belange gefragt werden, wird sich die Gemeinde zu dem Projekt positionieren. Die Einwände werden dann vom Bergamt Südbayern abgewogen und dann wird eine Genehmigung erteilt, oder nicht. Die Gemeinde Halfing hat kein Recht zu sagen: Wir wollen das hier nicht. Mir ist es wichtig, dass die Einwände gegen die Förderung richtig sind. Die Bürger des Ortes dürfen nicht durch falsche Behauptungen der Bürgerinitiativen verunsichert werden und es darf nicht mit den Ängsten der Bürger gespielt werden.

Sie konnten trotz der Corona-Pandemie am Freizeitgelände „Naturerlebnisweiher Halfing“ ein tolles Projekt umsetzen.

Es ist ein Vorzeigeprojekt. Es ist uns dort gelungen in Pandemiezeiten einen Rollspielplatz zu errichten. 20 Jugendliche haben in Zusammenarbeit mit Guido Tschugg, einem Downhillfahrer, und dem Bauhof eine sogenannte „Pumptrackanlage“ gebaut. Die Anlage besteht aus Naturmaterialien. Die Gemeinde hat jetzt den Bebauungsplan geändert. In dem Projekt steckt Herzblut und da muss man dann auch mal unkonventionelle Wege gehen. Generell wollen wir den See als Badestelle aufwerten. Geplant sind zum Beispiel Stege ins Wasser. Wir wollen ein „Beach Feeling“ erzeugen.

Sie sind eine von nur zwei Bürgermeisterinnen im Landkreis Rosenheim…

Ich finde es schade, dass sich so wenige Menschen politisch interessieren und engagieren. Die Kompetenzen sind nämlich da. Aber es liegt an den Menschen, die sich nicht zur Verfügung stellen. Man muss schon was verändern wollen. Wenn ich heute mitbestimmen will, muss ich mich an die entsprechenden Stellen setzen.

Interview Katharina Koppetsch

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