Faszination Downhill und Dirtpark

von Redaktion

Neue Trends im Radsport erobern die junge Generation im Chiemgau

Janosch in Action im Bike-Park Samerberg.Foto janosch.s.mtb

Aschau – Janosch Sieland (17), Kilian Leitner (13), Leonhard Bichler (14) und Fabian Walter (15) haben ein gemeinsames Hobby: Radfahren. Doch sie fahren eher selten auf Radwegen oder Straßen. Am liebsten bewegen sie sich in sogenannten „Bike“- oder „Dirtparks“, meist bergab über Steine, Wurzeln, Sprungschanzen und Steilkurven. „Downhill“, „Enduro“ oder „Trail-Fahren“ sind die Bezeichnungen für die neuen Trends im Radsport, die aus USA herübergeschwappt sind, weshalb viele englische Begriffe den Sport dominieren. Die Gruppe ist mit ihrem Hobby nicht alleine: In den letzten Jahren hat sich das Downhill- und Enduro-Fahren unter den Jugendlichen im Chiemgau zu einem regelrechten Hype entwickelt.

Richtige Ausrüstung
spielt große Rolle

Wer die Fahrer anschaut, wähnt sich in der Kulisse eines Star-Wars-Films. Ein Helm, möglichst mit Kinnschutz, stabiler Brustpanzer und Knieschützer gehören ebenso zur Ausstattung wie ein „Fully“, ein vollgefedertes Downhill-Rad. Ein leichter Überzug mit Dreck und Lehm macht den Look perfekt. „Nachricht an alle Mütter: Waschen ist sinnlos“, lacht Fabi, „wir fahren ja auch bei Regen im Schlamm.“ 40 Zentimeter Schnee ist für die jungen Bike-Fans ebenso wenig ein Hindernis wie die rund 500 Höhenmeter, die sie von Aschau zu ihrem Lieblingstrail an der Kampenwand hochstrampeln müssen. „Wenn wir einen guten Tag haben, machen wir das mehrmals hintereinander“, so Kilian.

„Normales Radfahren war uns zu langweilig“, sagt Janosch, nach seiner Motivation für den Sport befragt. „Früher sind wir mit unseren ungefederten Mountainbikes an der Straße über Bordsteinkanten und kleine Hindernisse gesprungen. Da die Räder das irgendwann nicht mehr mitgemacht haben, mussten Fullys her. Damit ging es richtig los.“ Der Zusammenhalt in der Truppe ist groß, trotz der Altersunterschiede. Die Älteren geben den Jüngeren gerne Tipps, wie sie sich langsam an die Sprünge herantasten können.

Wer sich so austoben kann, braucht keine Online- Spiele. „Also meine Handy-Zeit ist glatt auf die Hälfte zusammengeschrumpft“, berichtet Leonhard: „Der Kick beim Biken ist viel besser“. Die anderen stimmen zu. Und sie sind froh, dass sie ihren Sport auch während der Pandemie ausüben konnten, während andere Sportarten ausgesetzt waren.

Wenn sie grad nicht auf dem Fahrrad sitzen, ratschen sie über die Neuerungen der Fahrradtechnologie. Nach ihren Wünschen befragt, sind sich alle einig: „Mehr Trails in der Umgebung, die die Radfahrer nutzen dürfen, ohne Ärger zu bekommen. Das wär‘ schon was.“ Am Wochenende sei „der Samerberg“ total überfüllt mit Auswärtigen, da käme man kaum zum Fahren.

Unterstützung für ihr Anliegen finden die hiesigen Biker im Aschauer Unternehmer Mario Mittermayer-Weinhandl, Mitveranstalter und Rennleiter der seit einigen Jahren stattfindenden Radsport-Rennserie „Enduro-One“. Bis 2019 war auch Aschau einer der Austragungsorte. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten engagiert er sich in der Interessengesellschaft IG Mountainbike dafür, den neuen Raddisziplinen im äußeren Priental „ein Angebot zu schaffen“, wie er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt. „Die Trail-Biker finden in unserer bergigen Gegend natürlich ein optimales Terrain.“ Die Radler suchten sich herausfordernde Abfahrten auf alten Jagdsteigen oder Wanderwegen, so Mittermayer-Weinhandl, da entstünden leider auch Konflikte mit Wanderern, Jagdpächtern oder Grundeigentümern.

Im Laufe der letzten Jahre sei bereits ein Netz aus gut frequentierten Trails in den Aschauer Bergen entstanden. Ziel der IG Mountainbike ist es, in Abstimmung mit allen Interessengruppen und den Naturschutzbehörden einen Teil dieser Trails für den Radsport zu kennzeichnen. Und damit gleichzeitig die Radler von Wanderwegen und geschützten Bereichen fernzuhalten.

Ein Pumptrack
für Aschau

Über ein weiteres Projekt berät die IG Mountainbike derzeit mit der Aschauer Gemeinde: Die Errichtung eines Pumptracks und einer Dirt-Line auf einem 2000 Quadratmeter großen Gelände in Ortsnähe. Hier könnten sich Radl-Fans jeden Alters und Könnens austoben. „Das Beste ist“, ergänzt Mittermayer-Weinhandl „ein asphaltierter Pumptrack ist nicht nur für Radler spannend, auch Skater, Rollerfahrer, kleine Kinder mit Laufrad und sogar Rollstuhlfahrer können hier richtig Spaß haben“.

Aschaus Bürgermeister Simon Frank bestätigt die Pläne, die bereits das Wohlwollen des Gemeinderates erlangt haben. Die Kosten von rund 200000 Euro für die geplante Anlage könnten zu rund 60 Prozent über Leader-Förderprogramme bezuschusst werden. Der Rest soll durch private Spenden und durch Sponsoren finanziert werden.

Führer durch Begriffsdschungel

Downhill: Reine Abfahrt über künstliche, meist aus Holz gebaute Sprünge und Steilkurven.

Enduro: Bergauf- und -abfahrten über naturbelassene, schwierige Strecken (Trails).

Dirtpark: In ebenem Gelände angelegte, künstliche Mountainbike-Strecke mit aus Erde geschaffenen Sprunghügeln.

Pumptrack: In ebenem Gelände angelegte, künstlich geschaffene Strecke, meist asphaltiert, je nach Ausgestaltung mit Wellen, kleinen Steilkurven oder Sprüngen, die mit oder ohne treten (durch „pumpen“) befahren werden kann.

Quelle: www.radquartier.com; Mario Mittermayer-Weinhandl

Artikel 1 von 11