Frasdorf-Umrathshausen – Im 19. Jahrhundert erleichterte ein Göpel die landwirtschaftliche Arbeit, heute steht er nur noch im Deutschen Museum. Inzwischen allerdings ist ein ernsthafter Konkurrent zum Museumsobjekt aufgetaucht: In Umrathshausen hat Wast Bichler, auch Bernhacker genannt, einen Göpel aufwendig restauriert und diesen nun samt Pferdegespann beim Strohdreschen vorgeführt.
Hier trennt sich die
Spreu vom Weizen
Strohgebinde, ein knapp 2,5 Meter, hohes gusseisernes Gestänge mit Zahnrädern, ein langer Transmissionsriemen, eine Dreschmaschine – schon allein diese Utensilien auf dem großen Platz nahe der Umrathshausener Kirche wecken Neugierde. Als dann noch zwei Haflinger vor den Göpel eingespannt werden und sich Göpel und Riemen drehen und die Dreschmaschine Spreu und Weizen trennt, wird klar, dass der Bernhacker mal wieder etwas Besonderes restauriert hat.
Schon auf der Oidn
Wiesn vertreten
Denn der Kfz-Meister und Oldtimer-Liebhaber ist für seine Leidenschaft für alte Maschinen weit und breit bekannt. Seien es Dampfzugmaschinen, Traktoren oder ein Schaustellerwagen – einen solchen hat er vor einigen Jahren originalgetreu hergerichtet und auf der Oidn Wiesn vorgeführt –, die Liebe zum Handwerk, zum Wiederinstandsetzen und zur Detailversessenheit kennt bei ihm keine Grenzen. Doch da sei er nicht allein, Ernst Staudacher aus Frasdorf und Sepp Spiel aus Vogtareuth seien ihm da eine große Hilfe gewesen, erklärt Bichler und geht dann auf die Technik ein.
Auch wenn es einfach ausschaut, so steckt doch eine ausgeklügelte Mechanik dahinter. Unter der Bodenplatte ist ein Getriebe versteckt, das zusammen mit den Kegelrädern am Kopf der Säule eine Übersetzung bewirkt, das heißt durch den Umlauf der Pferde bewegt sich die Riemenscheibe. Und da es eine Säulenform ist, wird über den Transmissionsriemen die Drehbewegung auf die Arbeitsmaschine übertragen. Für die Pferde aber sei genau das die Herausforderung, mischt sich Georg Siegmund, Pferdezüchter und Hufschmied aus Grünthal bei Raubling ein. Die Pferde müssen nämlich unter dem Riemen hindurchlaufen und man müsse sie im Gleichmaß gehen lassen.
Lang habe die Restaurierung des Göpels gedauert, erklärt der Bernhacker weiter. So mussten beispielsweise die Langhölzer des Göpels komplett neu gemacht werden. Und die richtige Drehzahl bei den unterschiedlichen Größen der Zahnräder oben und im Boden des Göpels herauszufinden, sei eine echte Geduldsprobe gewesen.
Bei schönstem Frühlingswetter wurde schließlich – mit vielen Helfern – gedroschen. Zusammen mit seinen Kindern Magdalena und Georg führt Schorsch Siegmund die Haflinger Stuten Diana und Oleana im Kreis.
Georg Fischer, genannt der Loderer, aus Hallwang bei Prien, reicht auf einer Heugabel das Stroh an, das Franz Gmaindl aus Emertsham, selbst ein Sammler von Oldtimern, geliefert hat, und der Bernhacker füttert die Dreschmaschine mit dem Stroh. In der Schütte sammelt sich das überschüssige Stroh, durch die löchrige mittlere Ebene rieseln Spreu und Weizen.
Vor dem
Alteisen gerettet
Wenn der Göpel sprechen könnte, dann hätte er sicher viel zu erzählen, ist doch im Sockel die Zahl 1880 eingeschweißt. Jahrzehntelang lag er auf dem Dachboden eines Stadels in Prien, doch „ich habe ihn vor dem Alteisen gerettet und zum Bernhacker gebracht,“ berichtet der Loderer. Die Dreschmaschine ist unwesentlich jünger, auf der einen Seite sind mit Bleistift säuberlich „Maler Meinrad“, die Jahreszahl 1902 sowie „Josef Huber hat am 12. Oktober gedroschen“ vermerkt.
Göpel hat man bis ins frühe 20. Jahrhundert benutzt, sie galten für die damalige Zeit als fortschrittliche Arbeitsmaschine. Heute mutet der Göpel eher aufwendig und klobig an. Doch so gut wie er hergerichtet ist, kann man ihn wieder benutzen oder als Liebhaberstück bewundern und bestaunen.