Wasserburg – Am Mittwoch ist auf der Seite „Kultur in der Region“ der OVB-Heimatzeitungen eine Buchbesprechung von Karl Königbauer erschienen. Unter dem Titel „Pilgern beim Nachbarn“ stellte er einen Wanderführer für Tirol vor. Am gleichen Tag brach der langjährige leitende Redakteur der Wasserburger Zeitung zu seiner letzten Bergtour auf. Er sollte von einer Wanderung auf den Heuberg nicht mehr zurückkehren. Am Freitag fanden ihn Kameraden der Bergwacht nahe der Kindlwand. Beim Sturz einen Hang hinab hatte sich der 65-Jährige tödliche Verletzungen zugezogen.
Die Berge waren die große Leidenschaft von Karl Königbauer. Er verfügte über jahrzehntelange Erfahrung – weltweit erklomm er Gipfel, bestieg einige 6000er. Dabei begegnete er der Natur mit Respekt, war ein sehr besonnener Bergsteiger. „Erwischn kon‘s di überoi“: So hatte er stets gewarnt.
Sein Wissen und seine Erfahrung hat Karl Königbauer ehrenamtlich bei der Bergwacht eingebracht. Seine Freunde aus Brannenburg waren jetzt im Einsatz, als es galt, den vermissten Kameraden zu finden.
Auch in Wasserburg war Karl Königbauer als leidenschaftlicher Bergsteiger bekannt. Der Alpenverein, Sektion Rosenheim, trauert um ein aktives Mitglied, das viele Touren, die er in der Wasserburger Zeitung ankündigte, selber ausführte. „Berühmt wurde er als Bergsteiger in Wasserburg, als er unserem später ebenfalls tödlich abgestürzten Altbürgermeister Martin Geiger als Entschuldigung für eine Falschmeldung die Gipfeltour auf den Großen Geiger (3360 Meter) schenkte und mit ihm durchführte“, berichtet der Wasserburger Alpenvereinsvorsitzende Max Seitz.
Karl Königbauer hatte über Umwege zum Journalismus gefunden. Geboren und aufgewachsen in Brannenburg, studierte er zunächst Sozialpädagogik in München. Später bewirtschaftete er einen Hof und züchtete Schafe.
1987 begann er nach mehreren Jahren als freier Mitarbeiter ein Volontariat bei den OVB-Heimatzeitungen. Von 1990 bis 2013 leitete er gemeinsam mit Ulrike Vonau die Redaktion der Wasserburger Zeitung. Die Leser kannten ihn als akribisch recherchierenden Vollblut-Journalisten, der – obwohl er in Wasserburg wohnte – stets seine Objektivität wahrte. Den Journalisten Karl Königbauer zeichneten ein unbestechlicher Blick für das Wesentliche, Genauigkeit in den Fakten und eine klare Sprache aus.
Bürgermeister Michael Kölbl würdigte gestern im Gespräch mit der Redaktion den Verstorbenen, der jahrzehntelang als Berichterstatter das Stadtgeschehen beobachtet und analysiert hat. Karl Königbauer habe seine „journalistische Unabhängigkeit und Neutralität“ ausgezeichnet, so Kölbl. Niemals habe er sich von Parteien, Personen oder Interessengruppen vereinnahmen lassen. Auch als Mensch habe er Karl Königbauer sehr geschätzt, betont der Bürgermeister. Er lernte Karl Königbauer als junger Stadtrat und Jugendreferent des Gremiums in den 80erJahren kennen. Die beiden verband das Interesse an sozialen Themen. „Es tut mir unsagbar leid, dass der Karl ausgerechnet in seinen geliebten Bergen den Tod fand“, sagt Kölbl, der der Familie sein Beileid ausspricht.
Höhepunkt der journalistischen Karriere von Karl Königbauer war 1994 die Verleihung des Publizistikpreises der bayerischen Bezirke: Er erhielt die Auszeichnung für seine Reportage über psychisch kranke Rechtsbrecher im Inn-Salzach-Klinikum. Soziale Themen waren ihm ein großes Anliegen. Unaufgeregt, besonnen, aber hartnäckig trat er für das ein, was ihm wichtig war. So engagierte er sich auch über Jahrzehnte in der Journalistengewerkschaft. Bis 2018 war der Verstorbene Vorsitzender des Verdi-Fachbereiches Medien und Papierverarbeitung im Bereich Rosenheim/ Mühldorf, außerdem lange DJU-Vorsitzender. Die letzten Jahre seines Berufslebens prägte er als Vorsitzender des Betriebsrats bei den OVB-Heimatzeitungen, dem er zuvor jahrelang als stellvertretender Vorsitzender angehört hatte.
Karl Königbauer hinterlässt drei erwachsene Kinder und sieben Enkel. Die große Familie war sein ganzer Stolz. Im Ruhestand, in den er 2019 eintrat, genoss er es, viel Zeit für Kinder und Enkel zu haben. Mit Ehefrau Anna unternahm er außerdem viele Reisen.
Nun ist Karl Königbauer in seinen geliebten Bergen gestorben. Er, der schwierige Wände durchklettert und anspruchsvolle Touren absolviert hat, verunglückte auf einem als harmlos geltenden Ausflugsberg. Leider hat er am Ende doch recht behalten: „Erwischn kon’s di überoi.“Heike Duczek/Klaus Kuhn