„De Gams kimmd hoam!“

von Redaktion

In Aschau wird nach knapp 30 Jahren erstmals wieder Bier gebraut

Aschau – Nach fast 30 Jahren lebt die Brau-Tradition in Aschau wieder auf: Ab 11. Juni kann man das Helle vom Brauhaus Aschau – in den Ortsfarben Aschaus Grün und Weiß, mit Gams und Kampenwand im Hintergrund – an ausgewählten Stationen in der Gemeinde kaufen. Hinter dem neuen Bier stecken beiden Aschauer Michael Stangl (33) und Michael Schäffer (32),

Die Idee dazu kam Braumeister Stangl und Betriebswirt Schäffer – wie sollte es anders sein – bei einem Bier. Im Freundeskreis stieß die Idee eines lokalen Biers sofort auf offene Ohren. Mittlerweile ist das Aschauer Bier Gesprächsthema Nummer eins im Ort, „Die Leute reagieren schon jetzt emotional“, sagt Michael Schäffer.

Anknüpfen an
eine lange Tradition

Das Bierbrauen hat in Aschau eine jahrhundertelange Tradition. Schon seit 1549 wurde in der Schloßbrauerei Hohenaschau gebraut. Ende 1991 wurde die Brauerei, die im Jahr zuvor von der Münchner Löwenbrauerei aufgekauft worden war, stillgelegt. Das Ende der Brauära in Aschau war ein herber Verlust für den Ort, nicht nur wegen des Wegfalls von gut 40 Arbeitsplätzen, sondern auch wegen der Verbundenheit mit der lokalen Brauerei. Die 40-minütige Dokumentation „Löwe frisst Gams“ (das Emblem der Schloßbrauerei Hohenaschau)“ von Georg Antretter aus Sachrang und Edmund Ballhaus aus Göttingen ist bis heute auf der Internetplattform Youtube zu sehen. Der Film ist in Aschau als wichtiges Zeitdokument anerkannt.

Die stillgelegte Brauerei, die 1901 nach einem Brand neu aufgebaut worden war, fristete 20 Jahre als Industriebrache ihr Dasein. Dann wurde der denkmalgeschützte Komplex – unter Wahrung der ursprünglichen Außenansicht und unverändertem Sudhaus im Inneren – in Eigentumswohnungen umgewandelt.

Nun wollen die beiden Aschauer die Geschichte des Aschauer Bieres neu schreiben. Für Schäffer, der sich um die betriebswirtschaftlichen Belange des Projekts kümmert, ist es ein „Privileg“, wie er sagt, ein Bier für seinen Heimatort, „aber auch gerne darüber hinaus“ zu schaffen. Für Stangl, der an seiner Arbeitsstätte, der Camba Brauerei in Seeon, das Aschauer Bier lohnbraut, ist „Bierbrauen Leidenschaft und ein eigenes Bier ein Traum“.

Noch leben einige der ehemaligen Angestellten der Schloßbrauerei Hohenaschau. Bei ihnen haben sich die beiden Jungbrauer Rat eingeholt. Helmut Gawlik (71) beispielsweise, der bis 1991 bei der Schloßbrauerei und dann bis zur Pensionierung bei Flötzinger Bräu als Brauer arbeitete, hat im Regal noch eine Flasche der letzten Abfüllung von 1991 stehen. Mit Augenzwinkern klagt er, dass das neue Bier nicht das Original sein werde: „Es fehlt ja das gute Aschauer Wasser.“ Auch Franz Eder (74), der als Vertriebsleiter für Südostbayern von Löwenbräu nach dem Kauf der Brauerei übernommen wurde, freut sich über den Tatendrang der beiden Jungunternehmer: „Das Aschauer Bier lässt die Tradition der Aschauer Braukunst fortleben.“ Auch er habe unter Freunden und Bekannten nur begeisterte Worte über das Projekt vernommen. Eder kennt aber auch Risiko: „Die Abnehmer sind wichtig“ und auch, dass „genügend Flaschen, Tragerl und Leergut bereit stehen“.

Dinge, die die beiden Michis schon bedacht haben, als sie sich durch den bürokratischen Aufwand wälzten. „Durch die Lohnbrauerei können wir auch ohne eigene Technik die Erfolgschancen einschätzen,“ so Michael Schäffer. Später könnten weitere Biere dazukommen, „wenn die Mengen ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen und die Prozesse eingespielt sind“.

Schon der erste Sud war „etwas Besonderes“, so Michael Stangl, für den sich damit der Traum vom eigenen Bier erfüllt. Den beiden haben die ersten Schlucke hervorragend geschmeckt, die alten Hasen Eder und Gawlik allerdings durften es noch nicht probieren. Auch Claus Reiter, Vorsitzender des Trachtenvereins Hohenaschau D‘Griabinga, bei dem Stangl und Schäffer aktiv sind, war noch kein Probeschluck vergönnt. Gleichwohl sagt er: „Die Erwartungen sind schon jetzt hoch.“ Das Aschauer Bier sei generationsprägend gewesen. Er hoffe, dass sich das neue Aschauer Bier „auch lange halten“ werde, und freue sich über den Unternehmermut der beiden jungen Männer.

Gespanntes Warten auf erste Abfüllung

Ähnlich äußert sich Aschaus Bürgermeister Simon Frank. Als kleines Kind in Hohenaschau aufgewachsen, sei für ihn das neue Aschauer Bier schon allein deshalb „etwas Besonderes.“ Auch viele andere im Ort identifizierten sich mit Schloss und Brauerei. Wenn sich das Projekt gut anlasse, könnte sich vielleicht in ein paar Jahren ein geeigneter Standort für eine Brauerei und die notwendige Anlagentechnik finden, hofft Frank. Auch Ludwig Freiherr von Cramer-Klett wünscht den beiden Brauern viel Erfolg. Schon jetzt ist das Aschauer Bier in aller Munde: Denn: „De Gams kimmd hoam!“

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