Wie funktioniert das „Everesting“?

Radeln für einen guten Zweck

von Redaktion

Elfmal die Kampenwand hoch – Heute beginnt die „Everesting-Woche“

Aschau Die Kampenwand in Aschau wird diese Woche zum Mount Everest. Markus Wössner, der Besitzer des Geschäfts Chiemgau Biking in Bernau sammelt ab heute Geld für ein Hilfsprojekt in Kristi/Nepal. Die Idee ist, mit dem Rad so oft die Kampenwand hochzufahren, bis die Höhenmeter des Mount Everest, 8848 an der Zahl, erradelt sind.

„Denjenigen, dem es gelingt, erwartet Ruhm und Ehre und er wird ein Held“, sagt Wössner. Die Figur des Helden ist für den 52-Jährigen in dem Zusammenhang wichtig, denn „per Definition handelt der Held altruistisch und damit völlig uneigennützig“.

Wössner engagiert
sich seit Jahren

Wössner engagiert sich bereits seit Jahren für die „New Social English School“ in Kristi in der Nähe von Pokhara, Nepal. Die Verbindung zu diesem Ort ist eine traurige. „Am 22. August 2002 verstarben meine Schwester Renate und mein Schwager Rainer bei einem Flugzeugabsturz in Kristi Nachnechour.“, erinnert sich Wössner. „Ich war damals mit der Startnummer 17 bei einem Rennen über die Alpen unterwegs. Nur 17 Meter zu tief war das Flugzeug, das verunglückte. Im Nachgang wurde in Kristi ein Memorial erstellt für 17 Menschen, die einen Unfall erlitten haben“, sagt der Mountainbiker.

Durch das Engagement der Familie und als Erinnerung an Renate, die Lehrerin in Prien war, wurde ein halbes Jahr nach dem Unglück, mit Geldern des Veranstalters und der Airline, eine Schule gebaut. Und zwar rund 800 Meter von dem Unglücksort entfernt. 2005 wurde eine Stupa, eine buddhistische Stein- und Gebetsstätte zum Gedenken an die Opfer gebaut. „Das Spendenprojekt knüpft da an, wo der Stupa seinen Sitz gefunden hat – auf dem Pausenhof der Schule“, erklärt Wössner.

Knapp 20 Jahre ist das Unglück her. Wössner konnte mit dem tragischen Vorfall abschließen – nicht zuletzt durch sein Engagement in der Schule. „Der ganze Schmerz ist nach langen Jahren gewichen und ich empfinde nun überwiegend Glück bei Betrachtung der Wandlung dieser Geschichte. Und genau diese Idee findet sich auch in der buddhistischen Lehre.“

Die Idee zur „Everesting-Woche“ hatte Gerhard Dashuber, Erster Vorstand von „radeln und helfen“. Ein Verein, der seit 10 Jahren mit extremen Unternehmungen rund ums Rad Geld für Kinder in Not sammelt. „Wir wollen die Menschen zum Radeln animieren, aber auch die Schwächsten, also den Kindern, helfen“, sagt Dashuber. Der Verein hat sich mit Wössner zusammengetan und gemeinsam organisieren sie das „Everesting“. Wössner und Dashuber bezwingen ihren persönlichen Mount Everest an der Kampenwand. „Ich selbst bin im Dreierteam unterwegs und werde wohl viermal auf die Kampenwand hochfahren“, so Wössner. Im Laufe der Woche wird der Mountainbiker noch mehrmals fahren, um die rund 8850 Höhenmeter vollzubekommen. Dashuber wird die Höhenmeter des Mount Everest heute bezwingen. „Ich fahre elfmal die Kampenwand von Aschau bis zur Steinlingalm hoch“, so der 57-Jährige. Pro Fahrt sind das rund 800 Höhenmeter. Dafür brauche man zwischen 40 Minuten und einer Stunde, die Abfahrt dauere noch mal zehn bis 15 Minuten. „ Da ist man schon so zwischen zehn und 15 Stunden unterwegs“, so Dashuber.

Das scheint für den Otto Normalverbraucher unvorstellbar. Und genau darauf zielen die Aktionen von „radeln und helfen“ ab, sagt Dashuber. Manche Kinder würden zum Beispiel durch den Verlust der Eltern oder durch das Aufwachsen in einem Krisengebiet das Unvorstellbare erleben, so Dashuber. „Mit unserem Vorhaben wollen wir Grenzen überschreiten und uns mit den Kindern solidarisieren“, sagt Dashuber. „Wir nehmen sie in unseren Windschatten, weil wir gerade stark sind.“

Die Aktion läuft
die ganze Woche

Aufgrund der Corona-Pandemie ist die „Everesting-Woche“ keine Veranstaltung. Wössner macht heute mit einem Stand beim Autohaus Hündl-Leitner in Aschau auf die Aktion aufmerksam. Ebenfalls wird eine Kuhglocke an der Steinlingalm angebracht, die die Sportler läuten dürfen. Ein Hinweisschild macht auf die Spendenaktion aufmerksam. Auf der Strecke und beim Bezwingen der Höhenmeter sind die Teilnehmer auf sich gestellt. „Durch die virtuelle Streckenaufzeichnung können dann die Höhenmeter nachgewiesen werden und entsprechend gespendet werden“, erklärt Dashuber.

Mit dem Spendengeld werden Waisenkinder in der Schule in Nepal unterstützt. „Wir können die Kinder mit dem Geld komplett mit Schuluniformen einkleiden, ihnen Schulmaterial wie zum Beispiel Hefte, Stifte, Computer oder auch Sportmaterial besorgen“, so Wössner. Die Abrechnungen und Spendenaktionen macht Wössner auf seiner Internetseite www.gold-fuer-kristi.de transparent. „Ich garantiere, dass die Hilfe 1:1 ankommt“, sagt Wössner. „Die ‚Everesting-Woche‘ riecht nach einer Folgeveranstaltung.“ Sie soll auch nächstes Jahr stattfinden.

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