Obing – Im Jahr 2000 hatten Sondengeher einen Münzschatz aus dem Hochmittelalter auf dem Gemeindegebiet von Obing ausgegraben und über Umwegen den Wissenschaftlern der Staatlichen Münzsammlung zur Auswertung überlassen. 52 Münzen aus dem Besitz des Grundstückseigners Hartl Hoiß wurden nun als Leihgabe dem Obinger Heimatmuseum übergeben und werden künftig dort der Öffentlichkeit präsentiert.
Archäologische Fundstücke gehören zur Hälfte dem Finder und zur Hälfte dem Grundstücksbesitzer, auf dessen Grund sie gefunden worden sind. Doch mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung konnte die Staatliche Münzsammlung einen großen Teil der mittelalterlichen Münzen erwerben. Ein Teil der 52 Silberpfennige kann nun von den Besuchern des Heimatmuseums in einer Vitrine bewundert werden, weitere werden in einer Schatulle fachgerecht aufbewahrt und in der Dokumentationsbroschüre über den gesamten Schatz gezeigt.
Geprägt im Jahre
1056 bis 1130
Beim „Ortstermin“ im Heimatmuseum im kleinen Kreis des Vorstands der „Heimatfreunde Obing e.V.“ zusammen mit Bürgermeister Sepp Huber wurden die Ausstellungsstücke vorgestellt von Alexandra Hylla M.A., der Leiterin der Sammlung Münzen, Medaillen und Geldwertzeichen im „Salzburg Museum“. Hylla hatte sich schon in München mit dem Hortfund aus dem Hochmittelalter beschäftigt und jetzt die Obinger Heimatfreunde mit wissenschaftlicher Aufbereitung und Dokumentation der Fundstücke in der Obhut des Heimatmuseums unterstützt.
Hylla erklärte den hohen Wert des Obinger Fundes für sie als Wissenschaftlerin der Münzkunde und gab den von Bürgermeister Sepp Huber an sie gerichteten Dank umgehend zurück. „Die Arbeit an diesen Münzen war für mich keine anstrengende Tätigkeit, sondern eine große Freude.“ Die Silberpfennige wurden in der Zeit zwischen 1056 und etwa 1130 geprägt und auch ungefähr um 1130 vergraben.
In dieser Zeit war der Pfennig in Europa die dominierende Silbermünze, die fast jeder mit sich im Geldbeutel herumtrug. Der Münzschatz belegt die geschichtliche Bedeutsamkeit dieses Siedlungsraumes und gibt gleichzeitig interessante Hinweise auf gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen in der Zeit, aus der er stammt, der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, berichtete die Expertin..
Die Münze als staatlich genehmigtes Zahlungsmittel war stets mit der Herrschaft in einem bestimmten Gebiet verbunden. Daher waren auf Münzen oft die Herrscher des entsprechenden Territoriums abgebildet. So ist beispielsweise auf einer Münze aus der Münzstätte Regensburg auf der Vorderseite Kaiser Heinrich der IV. zu sehen, ab 1056 römisch-deutscher König und ab 1084 bis 1106 Kaiser. Auf der Rückseite dieses Pfennigs ist ein Gebäude mit drei Türmen und einer Mauer davor abgebildet. Weitere dargestellte Herrscher sind die folgenden deutschen Könige Heinrich V. und Lothar III. sowie die Bischöfe von Regensburg Gebhard III. und Otto von Riedenburg und Bischof Altmann von Passau.
Heimatfreunde-Schriftführer Ludwig Bürger präsentierte den „Heimatfreunden“ die wertvolle Schatulle mit den restlichen Münzen und erläuterte die historische Bedeutung dieses herausragenden Exponats des Obinger Heimatmuseums. Nach seinen Worten hängt das Vorhandensein der vielen Silberpfennige, dieses vor Jahrhunderten bei Obing vergrabenen Geldes, ganz stark mit der ebenfalls in diesem Raum des Museums dargestellten Weg-Geschichte der Region zusammen, mit der Lage Obings an einem äußerst wichtigen Handelsweg über Jahrtausende hinweg.
Ausstellung „Handel und Handwerk“
Neben der Dauerausstellung des Obinger Heimatmuseums wird ab 13. Juni die Sonderausstellung „Handel und Handwerk in Obing“ im Haus der Vereine zu sehen sein. Im Rahmen des Projektes der Museumsnetzwerke Chiemgau und Rosenheim „Goldene Jahre!?“ wird darin von den Heimatfreunden Obing unterstützt durch den Gewerbeverein Obing die Entwicklung von Handwerk und Handel in Obing in den letzten 100 Jahren aufgezeigt. Diese Ausstellung beschäftigt sich mit einer sehr viel späteren Periode der Obinger Geschichte als die Präsentation des Münzfunds. Doch gerade dadurch belegt sie das Weiterwirken der Lage Obings an wichtigen Verkehrswegen als wesentlichen Faktor der Entwicklung des Ortes.