Brannenburg – Die Wendelsteinbahn bekommt eine neue Lok. Produziert wird die neue Maschine in der Schweiz von der Firma Stadler. Florian Vogt, Geschäftsführer der Wendelstein GmbH, freut sich über den Zuwachs: „Wenn man ein neues Fahrzeug kaufen darf, ist das natürlich ein Highlight.“
Keine Ersatzteile
mehr verfügbar
Bestellt wurde die neue Lok im August 2019. Im Januar wurden die ersten Stahlteile produziert und vor einigen Wochen wurde das Gehäuse auf das Untergestell gesetzt. „Das war schon ein emotionaler Moment“, findet Vogt. Ende Oktober soll die Lok mithilfe eines Schwertransporters nach Brannenburg gebracht werden. Sobald die Aufsichtsbehörde, die Regierung von Oberbayern, die Lok genehmigt hat, kann es losgehen. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass die Lok „Nummer 5“ Ende Oktober ihre Jungfernfahrt starten kann.
Hintergrund für die Neuanschaffung sind fehlende Ersatzteile für die beiden Doppeltriebwagen „Otto von Steinbeis“ und „Prinzregent Luitpold“. Die für das bisherige System notwendigen Ersatzteile seien „nicht mehr verfügbar“, sagt Vogt. Deshalb müssen die Doppeltriebwagen, die seit 1990 im Einsatz sind, mit einer neuen Elektrotechnik ausgestattet werden. Damit in dieser Umbauzeit, die Vogt auf etwa sechs Monate schätzt, der Fahrgastbetrieb weiterlaufen kann, müssen die alten Personenwagen aus der Gründerzeit eingesetzt werden. Damit der Zeitplan eingehalten werden kann, braucht es aber eine leistungsfähigere Lok: „ Die anderen zwei Loks sind viel zu langsam“, sagt Vogt. In erster Linie sind die alten Maschinen für Versorgungsfahrten im Einsatz.
Insgesamt gibt es fünf Loks, erzählt der Geschäftsführer. Die „Lok 1“ ist schon länger nicht mehr in Betrieb und befindet sich in Freilassing im Deutschen Museum. Die „Lok 4“ ist seit Juni 2019 wegen eines Kurzschlusses am Motor im „Ruhestand“ (wir berichteten). Nach wie vor im Einsatz sind die „Lok 2“ und „Lok 3“. Die beiden „alten Damen“ kurven schon seit 1910 die Wendelsteinbahn auf und ab. Vogt sei selbst verwundert, weshalb die gut 25 Jahre älteren Maschinen noch einwandfrei intakt sind, während die „Lok 4“, die erst 1936 erbaut wurde, schon vor einiger Zeit ausgedient habe. Die neue Maschine, die „Nummer 5“, soll schneller und effizienter als ihre Vorgänger sein: Mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h soll das künftige Fahrzeug die Strecke bergaufwärts zurücklegen. Zum Vergleich: Die alten Maschinen fahren 10 beziehungsweise 15 km/h. Aus diesem Grund werden die Fahrzeuge auch nur noch in Ausnahmefällen (beispielsweise Mondscheinfahrten) für den Personenverkehr verwendet. Talwärts soll die neue Lok etwa 15 bis 16 km/h fahren, damit die Bremswege eingehalten werden können.
Kosten liegen bei
2,5 Millionen Euro
Optisch soll das geplante Fahrzeug den alten Loks ähneln. „Man wird der Lok schon ansehen, dass es ein Neufahrzeug ist. Aber farblich und größentechnisch wird sie den anderen Loks gleichen“, sagt Vogt.
Das Gesamtgewicht des Dampfers schätzt Vogt auf 23,5 Tonnen. Und theoretisch könne die Lok auch ferngesteuert fahren. „Es muss kein Lokführer mehr drinsitzen“, schildert Vogt begeistert.
Billig ist die Neuanschaffung nicht: 2,5 Millionen Euro kostet die Lok. „Und es gibt weder eine Förderung noch Zuschüsse“, bedauert Vogt. Nichtsdestotrotz freut er sich auf das Fahrzeug: „Der Planungsprozess dauerte etwa ein Jahr und der Bauprozess wird ein Dreivierteljahr beanspruchen. Nach so langer Zeit wollen wir die Lok natürlich bald fahren sehen.“