Prutting – In vielen Gemeinden scheint das öffentliche Leben wie aus einem langen und bösen Dornröschenschlaf erwacht: Endlich kann man sich wieder in Gaststätten und Biergärten treffen, ratschen, zusammensitzen. Für Prutting gilt das ganz besonders, denn dort gab es bis vor Kurzem gar keinen Ort, an dem man sich hätte treffen können. Seit Donnerstagabend ist das anders: An diesem Tag wurde der Biergarten „Zur oidn Polizei“ eröffnet.
Mit Blick auf
Mösl und Pfarrkirche
Bis Ende September wird sich das Gelände am Mösl, auf dem einst die alte Polizeistation stand und das seither als ungenutzte Brache sein Dasein fristete, an jedem Donnerstag ab 18 Uhr abends in einen „Pop-up-Biergarten“ verwandeln.
Und schon bei der Premiere in dieser Woche war es so, als sei das nie anders gewesen: Der Platz, nunmehr gekiest, mit Bierbänken, Tischen und Sonnenschirmen bestellt, mitten im Ort, in traumhafter Lage mit Blick auf Mösl und Pruttings Pfarrkirche, sah aus, als habe es hier schon immer einen Biergarten gegeben und war voll prallen Lebens.
Bürgermeister Johannes Thusbaß zeigte sich glücklich und stolz. Glücklich, dass seine Idee eines örtlichen Treffpunktes auf Anhieb so großen Anklang fand und stolz auf die Arbeit des Umsetzungsteams. An dessen Spitze standen die beiden Gemeinderäte und Jugendreferenten Sebastian Harster und Tobi Wimmer. Die aber betonen, dass das „auf die Füße stellen“ eine Gemeinschaftsarbeit von vielen war. Das Ganze war sehr wohl überlegt und überaus professionell geplant, schon allein, um allen Corona-Auflagen Genüge zu tun, aber dabei doch irgendwie entspannt und unaufgeregt, dörflich eben: „Pack ma des? Des pack ma! Also pack ma o.“ So könnte man die Stimmung der Zusammenarbeit beschreiben, die sich beinah wie von selbst ergab. Ein Grundstücksnachbar, Anton Maier, kümmerte sich um das „Roden“ und Kiesen des Platzes, der Bauhof richtete in biergartentauglich her, die Landjugend übernahm den Getränkeausschank. Dass dazu die „Zoassaringa Zwiefachen“ aufspielten und Wirtin Vroni Lutz vom Café Stuerzer in Riedering mit einem kleinen „Food-Truck“ fürs Essen sorgte, machte die Premiere zu einem echten Biergartenerlebnis. So soll es bis 30. September an jedem Donnerstag auch weitergehen. Wobei sich Sebastian Harster und Tobi Wimmer sicher sind, dass der Gemeinschaftsgeist, der sich schon zur Eröffnung zeigte, im Verlauf des Sommers erst so richtig zur Blüte kommen wird. Denn sie bauen darauf, dass sich auch andere Vereine neben Landjugend und Faschingsgilde einbringen und vor allem zusätzliche Ideen mitbringen werden. Der neu geschaffene Platz biete sich schließlich auch außerhalb der Donnerstage für kleine Feste und Veranstaltungen an. Die ausdrückliche Bitte der beiden an alle Vereine und auch an die örtliche Gastronomie deshalb: Wer Ideen hat, soll sich einfach melden – Platz und Gemeinde sind im Grunde für alles offen.
Im Gemeindeleben steckt viel Potenzial
Für Bürgermeister Johannes Thusbaß liegt gerade darin die Stärke des Lebens in einer noch dörflich geprägten Gemeinde: „Hier ist noch viel Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn da“, sagt er, „es braucht nur Gelegenheiten und Möglichkeiten, damit sich das auch ausleben kann.“ Der Biergarten habe da den Anfang gemacht, doch er sei sicher nicht das Ende der Entwicklung: „Es steckt noch viel Potenzial im Pruttinger Gemeindeleben.“ Schon der erste Abend aber zeigte, warum es sich lohnt, auf dem Land zu wohnen: Weil hier die Welt zumindest an manchen Tagen tatsächlich noch in Ordnung ist und vom Miteinander statt anonymem Nebeneinander geprägt wird. Oder, um es in die Worte eines Biergartenbesuchers zu fassen: „Prutting? Einfach bärig!“