Die junge Generation lernt über Weisheiten

von Redaktion

Obst- und Gartenbauverein Nußdorf bindet Kräuterbuschen und überliefert altes Wissen

Nußdorf – In diesen Tagen war und ist die Jugend des Obst- und Gartenbauvereins recht aktiv. Überall auf den Wiesen blühen derzeit Pflanzen in allen Farben und die Wiesen duften.

„Zu dieser Zeit haben unsere heimischen Heilkräuter durch Wärme und den hohen Sonnenstand in den letzten Tagen ihren Höchstgehalt an Wirkstoffen erreicht“, sagt Maria Liegl, Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, unter deren Anleitung die Junggärtner Kräuter sammeln. Denn mit Mariä Himmelfahrt wird der Höhepunkt des Kräuterjahrs erreicht, der in der katholischen Kirche den feierlichen Abschluss der Heilkräuterernte bildet.

Zunächst werden die gesammelten Kräuter sortiert, getrocknet und zu duftenden Buschen zusammengestellt, um in der Kirche gesegnet zu werden. So haben die Jugendlichen Getreideähren, Fenchel, Baldrian, Kamille, Kornblumen, Lavendel, Petersilie, Salbei, Kamille und vieles mehr zusammengetragen.

„Später werden sie dann in den Stuben im Herrgottswinkel aufgehängt oder als Schutz an den Türen befestigt“, so Liegl. Dabei kennt sie viele Geschichte, die sie den Jugendlichen erzählt und somit altes Wissen und Tradition an die kommenden Generationen weitergibt. So habe man früher bei Gewitter die Kräuterbuschen zum Schutz des Hauses vor Blitzschlag und Hagel am Ofen verräuchert. Mancherorts wurden mit Kräuterbuschen auch zum Schutz des Viehs die Ställe ausgeräuchert.

Neben viel Aberglauben bieten getrocknete Kräuter auch Nützliches. „Früher, als die medizinische Versorgung noch nicht so gut war, hat man die getrockneten Kräuter zu Tees, Tinkturen oder Elixieren mit heilender Wirkung verarbeitet. So sorgt zum Beispiel Baldrian für ruhigen Schlaf und Arnika wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend“, erzählt sie den Jugendlichen, die währenddessen eifrig ihrer Arbeit nachgehen.

Auch sei die Zusammenstellung der Kräuterbuschen mit alten Wissen und Symbolik verknüpft. Demnach spielt die Anzahl der zusammengebundenen Kräuter eine Rolle. Wichtig sei, dass immer eine „heilige Zahl“ oder deren Vielfaches vorkomme. Das sei die Drei für die Dreifaltigkeit, die Sieben für die Sakramente oder die Zwölf für die Apostel. „Früher gehörten zu einem richtigen Kräuterbuschen 77 verschiedene Gräser und Kräuter“, erinnert sich Liegl.

Eine kleine Gärtnerin hatte abschließend einen Tipp auf Lager: „Ich stelle mir einen großen Kräuterbuschen in mein Zimmer, der mich im kalten Winter an den schönen warmen Sommer erinnert.“ Die Kräuterbuschen können nach der Kirche am Sonntag erworben werden. stv

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