Planungssicherheit im Haus Sonnenbichl

von Redaktion

Krankenkassen übernehmen die Corona-Ausgleichszahlungen bis Ende des Jahres

Aschau – Nach eineinhalb Monaten Verhandlungen hat die Klinik Sonnenbichl, eine Einrichtung die Mutter-Kind-Reha betreibt, endlich wieder Planungssicherheit (wir berichteten). Die Krankenkassen übernehmen bis zum 31. Dezember 2021 für pandemiebedingte Minderbelegung Ausgleichszahlungen in Höhe von 50 Prozent. Ebenfalls wird ein Hygienezuschlag von acht Euro pro Person und Tag gezahlt.

„Wir sind raus aus dem täglichen Yin Yang zwischen: Kriegen wir jetzt noch Geld oder nicht“, sagt Michaela Wachsmuth, Vorsitzende des Frauenwerks Stein, das Träger des Hauses Sonnenbichl ist. Gerade wenn zum Beispiel der schlimmste Fall einträte, eine Viruserkrankung in einer der Kurgruppen, werde der Schaden nun finanziell zu Teilen abgefangen. Eineinhalb Monate herrschte über Ausgleichszahlungen für Vorsorge-/Reha-Kliniken Unsicherheit. Ein während der Pandemie gestartete Rettungsschirm des Bundes war Mitte Juni ausgelaufen. Das Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz (GPVG), das am Anfang des Jahres vom Bund verabschiedet wurde, noch nicht umgesetzt.

Die Erleichterung
ist groß

Bis jetzt: Die Zahlungen durch die Krankenkassen, rückwirkend zu Mitte Juni „erleichtert uns, das zu finanzieren, was als Herausforderung durch die Corona-Auflagen auf uns zugekommen ist“, so die Vorsitzende. Auch die Geschäftsführerin der Klinik Sonnenbichl, Angela Finkenberger, ist erleichtert. „Ich war immer auf Habachtstellung, geht es wirklich durch.“ Das sei ein enormer Druck vor Ort gewesen „vor allem für kleine Einrichtungen, die eine Vollbelegung brauchen, um sich finanzieren zu können.“ Dazu gehört auch die Klinik in Aschau. Mit den Ausgleichszahlungen könne mit ein wenig mehr Entspannung auf die kommenden Monate geblickt werden, aber Finkenberger und Wachsmuth sind sich einig: Das Thema Ausgleichszahlungen wird Ende 2021 nicht abgeschlossen sein.

„Da endet kein Corona und keine Hygieneauflage“, sagt Wachsmuth. Finkenberger prognostiziert, dass die Rehabilitations- und Versorgeeinrichtungen auch im kommenden Jahr Ausgleichszahlungen brauchen. „Wir haben jetzt vor allem die Entwicklung und die Auswirkungen der Pandemie im Auge“, so Elmar Stegmeier (CSU) vom Gesundheitspolitischem Arbeitskreis (GPA) Rosenheim. Stegmeier weiß, dass es nach dem 31. Dezember individuelle Folgelösungen für die Mutter-Kind-Reha braucht, sei es für Einrichtungen, die keine Vollbelegung aufgrund von Corona haben, oder bei Kliniken, in den das Virus ausbricht.

Wie wichtig Vorsorge und Rehabilitationseinrichtungen sind, hat sich während der Corona-Pandemie deutlich gezeigt. „Wir kümmern uns um die enorm belasteten Frauen“, sagt Finkenberger. Die Belastung der Mütter habe sich durch die Pandemie und das damit verbundene Homeschooling und Homeoffice deutlich verschärft. „Alle Struktur, die sich die Frauen in ihrem Familienleben, mit dem Partner, Kindern, der Oma aufgebaut haben, sind weggebrochen. Die Belastung nie Planen zu können, wie es nächste Woche weitergeht, hat den Frauen sehr zugesetzt. Sie sind so überreizt“, beschreibt Finkenberger die Verfassung der Mütter, die bei ihr in die Kur gehen.

Die Pandemie beeinflusst nicht nur den Klinikalltag. Ein Thema, das verstärkt in den Vordergrund gerückt ist, ist das „Übergewicht“, bei Müttern wie Kindern zugleich. Hier versucht die Klinik, die Kinder und Mütter in ihrer Bewegung zu aktivieren, zum Beispiel mit Ballspielen oder Hula-HoopReifen drehen.

Kinder lernen Kommunikation neu

Auch die therapeutischen Inhalte haben sich verändert. „Wir lehren die Kinder wieder, wie man miteinander redet, wie man miteinander spielt“, so Finkenberger. Die Kinder haben die vergangenen Monate viel Zeit vor dem Computer verbracht, sei es aufgrund des Homeschoolings, oder um zu spielen, und sich mit Freunden auszutauschen. „Das wird in den nächsten Monaten und Jahren ein Thema sein, Struktur zu geben, Kommunikation wieder herzustellen, Konflikte auszuhalten beziehungsweise durchzustehen – das hat sich aufgrund der Pandemie gezeigt.“

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