Bad Feilnbach – Egal ob zu Fuß, am Seil oder aus der Luft: Die Bergwacht Bad Feilnbach ist bei jedem Notfall zur Stelle, um Wanderer aus brenzligen Situationen zu retten. Zum 75. Jubiläum wirft der langjährige Bereitschaftsleiter Matthias Eggersberger einen Blick zurück und berichtet von spektakulären Einsätzen, den coronabedingten Ansturm auf die Berge und dem Gefühl Teil einer ganz speziellen Familie zu sein.
Es zählt
jede Sekunde
Mit Fernmelder am Gürtel und Notfall-Rucksack im Kofferraum bestreitet Matthias Eggersberger seinen Alltag. Auch wenn der 39-Jährige aus Fischbachau seiner Arbeit im eigenen Bau-, Montage- und Gartenservice nachgeht, ist er jederzeit bereit für einen Einsatz. Denn sobald der „Piepser“ Alarm schlägt, zählt für ihn und seine Helfer bei der Bergwacht jede Sekunde. „Wenn es ernst wird, steht unser Bereitschaftsdienst innerhalb von drei bis sechs Minuten am Bergwachthaus.“ Dann beginnt das eingespielte Team mit der Arbeit, die Leben retten kann.
Einsätze
sind vielfältig
Die Gründe für einen Einsatz sind dabei vielfältig. Im Rahmen der Katastrophenschutzhilfe unterstützt die vor 75 Jahren gegründete Bergwacht nicht nur bei verunglückten Wanderern. Auch bei Zugunglücken oder Hochwasser rücken die Helfer aus. Damit das alles funktioniert, bedarf es einer Menge Vorbereitung für die derzeit 32 aktiven Mitglieder. „Es gibt mehrere Sommer – und Wintereignungstests sowie Kurse in Notfallmedizin, Luftrettung und Naturschutz“, zählt der Bergwachtleiter auf. Zudem kommen zahlreiche Übungen, in denen der Ernstfall simuliert wird.
Auf Abruf bereitzustehen und alle erdenklichen Szenarien planen und organisieren zu können ist die zeitintensive Aufgabe von Eggersberger. „Das ist wie ein 400-Euro-Nebenjob, den man als Ehrenamt ausübt“, meint er. Mit zwölf Jahren schnupperte er das erste Mal bei den Bergwachtlern rein und ist seither mit Leidenschaft dabei. In den vergangenen 27 Jahren hat er daher schon so ziemlich alles gesehen.
„Besonders spektakulär war definitiv der Einsatz in diesem Frühjahr, bei dem sich zwei Damen am Breitenstein verstiegen haben“, erzählt der 39-Jährige. Demnach war es bereits dunkel, als sie versuchten, die beiden Wanderer „aus dem Berg zu fischen“. Das Problem: Der Polizeihubschrauber habe mit der Wärmebildkamera gegen 21 Uhr sehr viele Wanderer wahrgenommen, die offenbar auf Vollmondtour waren (wir berichteten). Zudem wurde der Pilot von einem Laserpointer geblendet. Dementsprechend schwierig war es, die beiden verirrten Personen zu finden und zu retten. Glücklicherweise ging alles gut.
Unerfahrene
Bergsteiger
Ähnliche, wenn auch nicht ganz so dramatische Einsätze häufen sich laut Eggersberger gerade seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. „Wir merken, dass seitdem viel mehr Leute unterwegs sind und sich am Berg tummeln.“ Gerade unerfahrene Bergsteiger bringen sich demnach oft in Lebensgefahr, weil sie beispielsweise falsche Ausrüstung dabei haben oder von einem Unwetter überrascht werden.
Insgesamt könne man die rund 40 Notfälle pro Jahr allerdings gut stemmen. Denn im Gegensatz zu anderen Standpunkten in der Region, ist die „Familie“ in Bad Feilnbach laut Eggersberger groß genug. Das läge in erster Linie daran, dass man sich seit der Gründung auf die Jugendarbeit konzentriert. So kommen, wie der Bereitschaftsleiter selbst, viele Anwärter schon sehr früh mit dem ehrenamtlichen Engagement in Kontakt und werden nach und nach herangeführt. „Bei uns macht es da auch keinen Unterschied, wie alt jemand ist“, meint Eggersberger stolz. „Jeder, der kann, hilft bei uns aus.“
Einer, der selbst mit 78 Jahren noch hilft, ist Sebastian Kirner. Der ehemalige Bereitschaftsleiter kann sich zwar nicht mehr aus einem Hubschrauber abseilen, übernimmt aber immer noch Fahrten zu Einsätzen und unterstützt mit seiner Erfahrung. Er sollte daher im Rahmen der Feier zum 75-jährigen Bestehen geehrt werden.
Feier soll
nachgeholt werden
Doch aufgrund der Pandemie wurde das Fest abgesagt. Eggersberger hofft aber, dass es im kommenden Jahr in den Bergen etwas ruhiger wird und man sich auch außerhalb der Einsätze wieder zusammensetzen kann.
Die 75-Jahr-Feier soll dann in jedem Fall nachgeholt werden.