„Lebe für nichts oder stirb für etwas!“

von Redaktion

„Strongman“ aus Eggstätt tritt mit Handicap bei Wettbewerben an

Eggstätt – Mit 17 Jahren verliert Max Fronhöfer nach einem schweren Unfall sein linkes Bein. Damit schien sein lang gehegter Wunsch, den elterlichen Bauernhof in Eggstätt zu übernehmen, endgültig vorbei zu sein, erzählt er den OVB-Heimatzeitungen. Heute ist er – allen Widrigkeiten zum Trotz – Landwirt und „Strongman“ (Kraftsportler). Und das mit einer Oberschenkelprothese.

Schweren Herzens musste er mit seinem Handicap erst einmal einen anderen Weg einschlagen, erinnert sich Fronhöfer und erlernt den Beruf des Automobilkaufmanns. Richtig glücklich wurde er damit aber nie.

Oberschenkelprothese
kann Hindernis sein

Gegen jeglichen Ratschlag seines Umfeldes, auch den seines Arztes, absolvierte Max nach geraumer Zeit dann doch eine Lehre in seinem Traumberuf Landwirt. Seither arbeitet der ausgebildete Ökonom leidenschaftlich als landwirtschaftlicher Betriebshelfer beim Maschinenring in Traunstein. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Oberschenkelprothese bei so manchen Aufgaben ein Hindernis sein kann, aber Fronhöfer sieht das sportlich. Und gerade beim Sport liegt seine Leidenschaft. 2019 hat der junge Mann spontan beschlossen, sportlich aktiv zu werden.

Über ein Familienmitglied traf er schließlich auf jemanden, der den Sport des „Strongman“ bereits ausübte. „Und den hab ich dann einfach mal angeschrieben“, erinnert sich Fronhöfer. Seither trainiere er zielorientiert darauf, gute Leistungen abzuliefern.

Beim Dumbbell (Training mit Kurzhantel) zum Beispiel, legt Fronhöfer mindestens 45 Kilogramm auf und beim Log Lift beziehungsweise Axle (Langhantel) geht es ab 90 Kilogramm los –Tendenz steigend und mit so vielen Wiederholungen wie es irgendwie möglich ist. „Gewichte und Wiederholung unterscheiden sich, aber intensives Training hilft auf alle Fälle“, sagt der Sportler.

Auf die Frage, ob er nicht Angst habe, dass ihm sein Körper die Strapazen „einmal heimzahlen würde“, meint der 27-Jährige: „Tja, wer weiß denn, was das Leben sonst noch so bringt.“ Er habe sich ein Filmzitat aus dem Film „Rambo 4“ zum Vorbild genommen, welches ihn sehr inspiriere: „Lebe für nichts oder stirb für etwas!“

Doch Strongman sein, sei eine Sportart, die über die normale Belastung hinausgehe. Fronhöfers Arzt habe nichts gegen die Sportart, die sich der Eggstätter ausgesucht habe. „Der findet es gut, solange es mir gefällt und guttut“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Sein Vorbild und Mentor sei Heinz Ollesch. Der Großkarolinenfelder Sportler war zwölf Jahre „Stärkster Mann (Strongman) Deutschlands“.

Da er bei ihm trainiere, habe Fronhöfer Ollesch auch schon persönlich kennengelernt. „Ich schätze ihn als sehr erfahrenen, erfolgreichen Sportler“, so das Fazit.

Max verfüge über die notwendige Grundkraft und sei auch entsprechend ehrgeizig und talentiert für den Strongman, sagt Ollesch über den Eggstätter. Natürlich bereite seine Oberschenkelprothese mehr Schwierigkeiten, weil die Knie-Technik dem Krafteinsatz oft nicht gewachsen sei, analysiert Ollesch die Leistungen von seinem Sportler. Doch Fronhöfer ist seines Wissens der Einzige, der bei dem „normalen“ Strongman trainiert und startet.

Fronhöfers persönlicher Triumph war die Teilnahme am „Oilers 69 Truck Pull Challenge 2021“ vor einigen Wochen. Hierbei ging es um einen klassischen „Truck Pull“, bei dem unter anderem ein rund 21 Tonnen schwerer Dreiachser mit Geschirr und Seil über eine Distanz von 25 Metern gezogen wurde. Als Gehandicapter konnte er sich im hinteren Drittel unter lauter „Gesunden“ positionieren, erzählt der Kämpfer ganz zufrieden.

Hadert nicht mit
seinem Schicksal

Fronhöfer hadert nicht mit seinem Schicksal. „Selbstzweifel, wer hat die nicht? Die hat jeder einmal, aber das Gewesene ist Vergangenheit.“ Seine persönliche Erkenntnis: Mit jedem Einsatztag stemmt man sich aufs Neue gegen das auferlegte Handicap und die alltäglichen Unzulänglichkeiten.

Was ist ein „Strongman“?

Die German Federation of Strength Athletes, kurz G.F.S.A., besteht seit 2001 in Deutschland. Sie ist der offizielle Dachverband der deutschen Strongmen. Für nationale Wettkämpfe gelten ihre Regeln.

Trainiert werden die verschiedensten Disziplinen:

Truck Pull ist die Königsdisziplin, bei der der Athlet in ein Zuggeschirr eingespannt wird und einen Lkw über eine bestimmte Distanz ziehen muss.

Atlas Stone (Stones of strength): Hier werden Steinkugeln mit einem Gewicht zwischen 100 und 200 Kilogramm auf Podesten unterschiedlicher Höhen abgelegt.

Bei Viking Press muss in einer Vorrichtung ein Gewicht über Kopf gedrückt werden.

Log Lift: Ein Baumstamm oder ein Rohr – entsprechende Haltegriffe sind eingearbeitet –muss über den Kopf gestemmt werden.

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