Wegebau am Geigelstein

von Redaktion

Wie Bergsport und Naturschutz am Blumenberg umgesetzt werden

Aschau – Wie passt Bergsport/Alpinismus und Naturschutz zusammen? „Das ist kein Widerspruch, die Betonung liegt auf dem und“, betont Josef Buchner, Vorstand vom DAV Prien. Wer gerne in die Berge geht, habe den Anspruch, die Schönheit der Berge bewahren und schützen zu wollen. Auch im Achental sieht man das ähnlich.

Für Hermann Roth, Vorsitzender der DAV-Sektion Achental, ist das Naturschutzgebiet (NSG) am Geigelstein „ein geschütztes sensibles Gebiet, in dem das respektvolle Miteinander von Mensch und Tier jahrein, jahraus gut funktioniert.“ Betretungsregelungen weisen darauf hin, und laut dem Naturschutzreferenten der Sektion Achental werden diese auch gut eingehalten.

Mit Spaten und Hacke Geröll entfernen

Die beiden Sektionen kümmern sich um die Wege aus dem Prien- beziehungsweise Achental hinauf auf den Geigelstein. Mindestens einmal im Jahr steigen die Alpenvereinsmitglieder, oftmals auch in Begleitung von Freunden und Bekannten, mit Spaten und Hacke den Berg hinauf, um die Wege von kleinem Geröll freizuschaufeln, und die Pfade, wo nötig, neu zu festigen. „Durch den Wegebau können wir die Erosion vermindern, aber auch die reichhaltige Flora am Wegesrand schützen,“ erklärt Buchner.

Dabei arbeiten die ehrenamtlichen Wegebau-Helfer eng mit den jeweiligen Gemeinden und dem Forstbetrieb zusammen. In den vergangenen Jahren wurden so durch die Achentaler Sektion unter tatkräftiger Mithilfe vieler Behörden und Einrichtungen Wege saniert und erodierte Wegetrassen renaturiert. Der Weg durch die Gipfelmulde wurde aufgelassen, und Jugendgruppen haben Patenschaften für gefährdete Wegeabschnitte übernommen.

Spezielle Sportarten wie Mountainbiken, Gleitschirmfliegen sowie Ski- und Schneeschuhtouren sind unter Berücksichtigung der sensiblen Natur nur stark eingeschränkt erlaubt. Auch auf der Prientaler Seite sieht es ähnlich aus: Für den Schutz bedrohter Arten gelten im Naturschutzgebiet von Dezember bis Mai umfassende Betretungsverbote.

Ausnahmen stellen die im Rahmen des DAV-Projekts „Skibergsteigen umweltfreundlich“ ausgewiesenen Skirouten dar: Dort können Skitouren- und Schneeschuhgeher ihren Sport ausüben, ohne Wildtiere oder die sensible Vegetation zu stören. Bergsport und Naturschutz gehe aber weit über das Wandern hinaus, erklärt Buchner.

Die Gemeinden am Fuß des Geigelsteins, Sachrang und Schleching haben sich dem Schutz und der nachhaltigen Entwicklung ihrer Region verschrieben. Seit 2017 firmieren sie als „Bergsteigerdörfer“ und sind damit Teil einer internationalen Alpenvereins-Initiative zur Förderung des sanften Tourismus.

„Wir sind mehr als stolz darauf, was wir im Zusammenspiel zwischen Naturschutz und Almwirtschaft geschaffen haben und heute mit unseren Gästen teilen dürfen“, erklärten unlängst Simon Frank und Josef Loferer, Bürgermeister aus Aschau und Schleching.

Und auch DAV-Präsident Josef Klenner gratulierte zum 30-jährigen Jubiläum mit den Worten: „Das Naturschutzgebiet rund um den Geigelstein ist ein lohnendes Ziel für Bergbegeisterte, gleichzeitig aber auch Lebensraum für viele seltene und höchst sensible Alpenpflanzen und -tiere.

Sachrang und Schleching zeigen, dass Tourismus und Naturschutz vereinbar sind – und dabei auch die traditionelle Almwirtschaft nicht auf der Strecke bleibt.“

ÖPNV muss
ausgebaut werden

Bergsport und Naturschutz – das schließt auch die Anfahrt zum Berg mit ein. Und da geht noch mehr, sagt Buchner.

Die Initiative der Sektion Oberland, über einige Wochen mit dem Bus Wanderlustige nach Sachrang zu bringen, wird zwar gut angenommen, „ist aber aufs große Ganze gesehen homöopathisch“, meint der Priener DAV-Vorsitzende.

Shuttle-Busse, höhere Parkgebühren, nach Bernau mit der Bahn und dann mit dem E-Bike weiter hinauf, die Tourismusverbände müssen sich mehr für den Ausbau des ÖPNV einsetzen – Ideen gibt es genug. Die Info-Broschüre 30 Jahre NSG Geigelstein ist betitelt „geschützt – gepflegt – geachtet“ und damit es auch so bleibt, müssen Bergsport und Naturschutz Hand in Hand gehen und schon im Tal damit anfangen.

Die Geschichte des Naturschutzgebiets:

Der 1808 Meter hohe Geigelstein, auch als „Blumenberg des Chiemgaus“ bekannt, bietet eine Artenvielfalt an Flora und Fauna, die wenige andere Regionen zu bieten haben. Für die Bewahrung der Vielfalt wurde hart gekämpft. Schon 1962 schlug der DAV vor, zehn Regionen der Bayerischen Alpen, darunter das Geigelsteingebiet, unter Naturschutz zu stellen. 1974 gründete sich dann die Bürgerinitiative „Rettet den Geigelstein“, die sich engagiert gegen die Erschließung des Gipfels durch Bergbahnen und für den Schutz vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten aussprach. Auch mit der Unterstützung des Deutschen Alpenvereins und seiner Sektionen konnte der Seilbahnbau verhindert werden, eine Fläche von 3135 Hektar rund um den Geigelstein wurde am 1. Juni 1991 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

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