Oberaudorf – 1400 Menschen haben in der vergangenen Woche die Musikfilmtage Oberaudorf besucht. Die Besucher konnten Schauspielerin Jennifer Hudson als Aretha Franklin bewundern, eine Hommage an Shane MacGowan, die Galionsfiguren der Punk-Rock-Bewegung, anschauen, oder ein Gespräch über Filme und Musik mit Bettina Reitz, der Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film München und dem als „Tatort“-Kommissar bekannten Schauspieler und Musiker Miro Nemec führen. „Wir sind klein, hemdsärmelig – aber professionell“, beschreibt Markus Aicher, Leiter der Musikfilmtage Oberaudorf, das Festival.
Publikumspreis geht an Animationsfilm
Dass die Musikfilmtage trotz der Corona-Pandemie stattfinden konnten, sei „eine Teamleistung des Vereins, der Gemeinde und der Sponsoren gewesen“, so der Leiter. Der Verein habe sich strikt an die Corona-Auflagen gehalten, das sei ganz wichtig, so Aicher. Trotzdem erschwerten die Bestimmungen den Kulturbetrieb. „Normalerweise haben wir fünf verschiedene Spielorte“, erklärt Aicher. Doch das sei heuer aufgrund der Abstandsregeln nicht lukrativ gewesen. Nichtsdestotrotz fanden an fünf Festivaltagen über 15 Veranstaltungen statt.
„Uns freut vor allem, dass der mit 1000 Euro dotierte Publikumspreis an ‚Willkommen in Siegheilkirchen‘ von Marcus H. Rosenmüller ging“, sagt Aicher. Rosenmüller ist bekannt durch Filme wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ oder die Komödie „Beckenrand Sheriff“. In seinem jetzigen Animationsfilm, dessen Bildwelt dem Leben und Werk Manfred Deix entspringt, geht es um einen frechen Jungen, der sein künstlerisches Talent dazu einsetzt, erotische Zeichnungen zu malen. Dann verliebt er sich in Mariolina, eine Tochter einer Familie von Fahrenden. Als die anderen Jugendlichen des Ortes die Familie vertreiben wollen, muss sich der Junge für Mariolina einsetzen.
„Weitere Höhepunkte waren die beiden Open-Air-Veranstaltungen, die stattfinden konnten“, so der Leiter. Gerade, dass der Verein den Film „Respect“, der dem Leben von der Soul-Sängerin Aretha Franklin folgt, zeigen durfte, freue Aicher. „Der Film kommt in Deutschland erst im Dezember raus. Es war toll, dass der Verleiher Universal in Los Angeles alle Verrenkungen auf sich genommen hat, damit wir den Film als einer der ersten in Deutschland zeigen durften.“
Neben den großen Blockbustern aus Hollywood bekam auch der Nachwuchs eine Plattform. Es wurden vier Kurzfilme, die von Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) produziert wurden, gezeigt. Die Kooperation mit der HFF sei sehr wichtig. „Die Kurzfilme werden immer gut besucht. Und es ist gleichzeitig schön, den jungen Leuten zu zeigen, dass das Land und die Region leben“, erklärt Aicher. Generell ist Aicher begeistert von der Neugierde des Publikums. „Es ist schön zu sehen, dass Filme, die auf den ersten Blick nicht als leichte Kost erscheinen, angenommen werden.“
Und das Ganze in Oberaudorf, „in einem Ort, der normalerweise kein Kino hat“ und gleichzeitig durch seine „ländliche Kulisse“ besteche, sagt Aicher. In den vergangenen 14 Jahren haben sich die Musikfilmtage in der Filmszene etabliert. Nicht zuletzt durch die Kontinuität, so Aicher. „Die Produzenten kommen gerne zu uns. Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal.“
Nächstes Jahr ist das Festival im Juli
„Wir sind froh, dass die Musikfilmtage in Oberaudorf stattfinden“, sagt Pia Neumüller von der Tourist-Information Oberaudorf. Es gebe nur wenige Festivals dieser Art. Es locke auch viele Gäste von außerhalb an. „Wir hatten es schon öfters, dass Besucher des Festivals dann mit ihren Partnern oder ihren Familien bei uns Urlaub machen“, sagt Neumüller. Die Planungen für die kommenden Musikfilmtage laufen bereits. Sie finden vom 6. bis zum 10. Juli 2022 statt. Aicher verriet auch schon ein paar Programmpunkte. „Am 10. Juli findet das Konzert von Gerd Baumann & Band Parade statt und auch Miroslav Nemec hat zugesagt, dass er mit seiner Band kommt.“