Halfing – Wie geht es mit dem Hochwasserschutz am Waldsee weiter? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Gemeinderat in einer Sondersitzung. Bürgermeisterin Regina Braun (CSU) hatte dazu Planer Unterreitmeier vom Büro Aquasoli eingeladen, der alle Gemeinderatsmitglieder auf den gleichen Informationsstand brachte. Ein Beschluss stand nicht an.
Und so wurde aus der Ratssitzung eher ein Workshop. Unterreitmeier erinnerte zunächst daran, dass es im Frühjahr eine Sofortmaßnahme gegeben hatte, um das marode Dammbauwerk zu entlasten und zu ertüchtigen. Dazu gehörte die Betonsanierung ebenso wie der Einbau eines Schwimmrechens, der Treibgut auffängt, und das Senken der Oberkante des Streichwehrs.
Flutwellengefahr
ist vorerst gebannt
Das Dammbauwerk war laut Unterreitmeier so marode, dass bei Starkregen durchaus die Gefahr bestand, dass es hätte brechen können und sich eine Flutwelle vom Waldsee hinab ins Dorf ergossen hätte. Die Gefahr ist nun gebannt, der Damm ist gesichert. Mit einer Verbesserung des Hochwasserschutzes habe die etwa 180000 Euro teure Maßnahme – die mit 65 bis 75 Prozent bezuschusst wird – aber nichts zu tun.
Unterreitmeier hatte die Berechnungen für ein hundertjährliches Hochwasser ausgelegt und stellte sieben Varianten vor. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Varianten, die weiter oberhalb des Waldsees ansetzen, deutlich höhere Rückhaltemauern benötigen als die Varianten am Waldsee oder unterhalb.
Bevor alle sieben Varianten vorgestellt waren, hielt Josef Murner (Halfinger Wählervereinigung) schon fest, dass eine Kombination der Varianten 1a und 1b die wohl beste und günstigste Lösung sei. Was die Bürgermeisterin schmunzelnd kommentierte: „Zu der Erkenntnis sind wir im Vorgespräch auch gekommen.“
Variante 1a ist die Ertüchtigung des vorhandenen Rückhaltebeckens Waldsee, Variante 1b die Rückverwandlung des Sees in einen Bach. Das vorhandene Volumen des Waldsees würde dann im Notfall als Rückhaltebecken genutzt. Interessant fanden viele Ratsmitglieder auch die Idee, den Geh- und Radweg an der Bahnhofstraße etwa einen halben Meter tiefer zu legen, ihn als „Flutweg“ zu nutzen und das Wasser am Gewerbegebiet vorbei Richtung Bahndamm und dann als Bach in die freie Landschaft zu lenken.
Christina Zehetmayer (CSU) fragte nach den Kosten. Die betragen für Variante 1 rund zwei Millionen Euro, für Variante 7 sind es zwischen anderthalb und knapp zwei Millionen. Aufgrund der unterschiedlichen Bezuschussung bliebe die Eigenbeteiligung der Gemeinde am Ende etwa gleich hoch, so Unterreitmeier.
Johann Landinger (Halfinger Wählervereinigung) war der Erste, der die Idee äußerte, die Varianten 1a und 1b doch mit Variante 7 zu kombinieren. Da wären die Eingriffe in die Natur, in Geh- und Radweg und in die Verrohrung sowie den Damm und die Staumauer nicht so massiv wie bei den Einzelmaßnahmen.
Unterreitmeier hatte den Gemeinderäten vorgerechnet, dass die bestehende Verrohrung unterhalb des Staudammes 3,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunden ordentlich bewältigt. Der maximale Scheitelabfluss inklusive Klimazuschlag betrage bei einem hundertjährlichen Hochwasser aber elf Kubikmeter pro Sekunde. Nachdem klar war, dass die Kombination aus den Varianten 1 und 7 bei den Räten am besten ankam, begannen Überlegungen und Schätzungen, wie tief die Wanne des Flutwegs auf dem Geh- und Radweg an der Bahnhofstraße wohl sein müsse, wie dick das Rohr vorbei am Gewerbegebiet und Ähnliches mehr.
Johannes Guggenberger (CSU) hatte dann die zündende Idee: „Wir sollten das mal von unten denken: Was geht problemlos unter der Brücke weg, was durch die Rohre im Bahndamm. Wie viel Wasser muss dementsprechend am Geh- und Radweg abgeleitet werden. Dann ist klar, wie groß der Rest ist, den der Damm erledigen muss. Dann können wir am Waldsee die Baumaßnahme so gering wie möglich halten.“ Außerdem plädierte er dafür, den Bach außerhalb der Verrohrung so naturnah wie möglich zu gestalten. Diese Idee kam bei den Ratsmitgliedern und auch bei Planer und Verwaltung so gut an, dass auf dieser Grundlage weitergearbeitet wird.
Belastung des
Schlamms prüfen
Klar war aber auch, dass der Schlamm aus dem Waldsee entfernt werden muss, soll der See als Rückhaltebecken dienen. Da will Unterreitmeier aber erst Untersuchungen vornehmen lassen, denn nach seiner Aussage ist solcher Schlamm meist mit Schwermetallen belastet. Die Frage ist, wie sehr und wie dann damit umgegangen werden kann, ohne dass durch die Entsorgung riesige Kosten anfallen. „Wenn es gut geht, kann dann im Winter ausgebaggert werden“, so Unterreitmeier.
Anfang 2022 will sich der Gemeinderat erneut mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes am Waldsee beschäftigen.