Rosenheim – Gerhard Schloots (65) kann es immer noch nicht so recht glauben. Der Direktkandidat der Freien Wähler aus Bad Endorf ist zwar nicht in den Bundestag eingezogen, da die Partei klar an der 5-Prozent-Hürde scheiterte.
Aber mit seinem persönlichen Ergebnis ist Schloots mehr als zufrieden. Zu Recht: In insgesamt sechs Gemeinden des Rosenheimer Umlandes (Bad Endorf, Halfing, Höslwang, Schechen, Söchtenau und Vogtareuth) hat er mehr als 15 Prozent der Erststimmen geholt. In Söchtenau sind es sogar 20,6 Prozent.
Schloots ist in der Gegend bekannt
In all diesen Gemeinden rutscht der ehemalige Kreishandwerksmeister damit auf den zweiten Platz hinter der Gewinnerin des Rosenheimer Direktmandats, CSU-Politikerin Daniela Ludwig. Damit hätte im Vorfeld wohl niemand gerechnet, am wenigsten aber Schloots selbst.
In seiner Heimat Bad Endorf und den umliegenden Gemeinden „kennen mich einfach viele“, begründet Schloots sein Abschneiden. Sein schlechtestes Ergebnis holt er mit 7,2 Prozent Erststimmen in Aschau. Im Wahlkreis Rosenheim fährt er damit 8,9 Prozent der Erststimmen ein und hat das Ergebnis seiner Vorgängerin Mary Fischer von 2017 (3,3 Prozent) damit beinahe verdreifacht.
Überhaupt stehen die Freien Wähler in der Region gut da. In insgesamt neun Gemeinden gewinnen sie so viele Zweitstimmen, um sich auf den zweiten Platz hinter der CSU zu schieben. Das ist in Frasdorf, Halfing, Höslwang, Prutting, Riedering, Schechen, Schonstett, Söchtenau und Vogtareuth der Fall. Die AfD mit ihren 8,7 Prozent an Zweitstimmen lassen die Freien Wähler klar hinter sich (9,6 Prozent). Die FW haben damit ihren Stimmanteil verglichen mit 2017 vervierfacht – ein einzigartiges Ergebnis.
Auch die Grünen fahren in der Region – wie im Bund –deutliche Gewinne ein. Besonders im Inntal ist die Partei gemessen an den Zweitstimmen oft die zweitstärkste Kraft, aber auch in Gemeinden im Chiemgau. In Aschau, Bad Endorf, Eggstätt, Brannenburg, Neubeuern, Nußdorf, Samerberg und Stephanskirchen holen sie sich Platz zwei hinter der CSU. Die meisten Zweitstimmen hat die Partei mit 17 Prozent in Brannenburg gewonnen.
Die SPD, die sich über ihren Wahlsieg im Bund freut, hat in den Landgemeinden den größten Rückhalt in ihrer ehemaligen Hochburg Kiefersfelden. Sie kommt dort auf 16,6 Prozent der Zweitstimmen und holt damit Platz zwei. Das sind beispielsweise 0,8 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl 2009. In Raubling gewinnen die Sozialdemokraten 15,8 Prozent der Zweitstimmen und sind damit wie in Kiefersfelden die zweitstärkste Partei nach der CSU.
Diese leckt am Tag nach der Wahl ihre Wunden. Der gesamte Landkreis Rosenheim war viele Jahre lang eine CSU-Hochburg. Die stärkste Kraft ist die Partei in der Region zwar immer noch, doch wie im Rest von Bayern mussten die Christsozialen auch rund um Rosenheim herbe Rückschläge einstecken. War vor zwei Wahlperioden noch der Anspruch gewesen, mindestens 50 Prozent bei sowohl den Erst- als auch den Zweitstimmen einzufahren, ist man jetzt froh, in den allermeisten Gemeinden eine Drei vor dem Komma stehen zu haben.
Am stärksten steht die CSU bei den Zweitstimmen in Nußdorf da. Sie kommt dort auf 38 Prozent. Direktkandidatin Daniela Ludwig kann 44,8 Prozent auf sich verbuchen.
Zum Vergleich: 2009 kam sie in dieser Gemeinde noch auf 61,4 Prozent. Ergebnisse, die an das von Nußdorf heranreichen, gibt es in Aschau und klassischerweise in der Gemeinde Samerberg. Hier hat die CSU 36 Prozent der Zweitstimmen (Erststimmen: 42,8 Prozent) beziehungsweise 36,1 Prozent (Erststimmen: 41,2 Prozent) geholt.
Am schwächsten war die Partei in Riedering. Hier haben 28 Prozent der Bürger für die CSU gestimmt – Daniela Ludwig hat 31,8 Prozent der Erststimmen erhalten. In Söchtenau holt sie 0,2 Prozentpunkte mehr, ihre Partei kommt dort auf 28,9 Prozent.
5,4 Prozent für Nino Kornhass in Riedering
Die FDP ist im Gegensatz zur CSU in den Rosenheimer Umlandgemeinden bei den Zweitstimmen nie über die 15-Prozent-Marke hinausgekommen. Ihr bestes Ergebnis fährt sie mit 14,3 Prozent in Flintsbach ein. Die AfD liegt mit ihrem stärksten Ergebnis in der Region (Gemeinde Vogtareuth: 11,6 Prozent der Zweitstimmen) über dem vorläufigen Bundesergebnis von 10,3 Prozent.
In Riedering hat die neue Partei „Die Basis“ erste kleine Erfolge eingefahren. Dort holt sie 4,1 Prozent der Zweitstimmen. Der Direktkandidat Nino Kornhass kommt in der Gemeinde mit 5,4 Prozent an Erststimmen auf sein bestes Ergebnis im Umland von Rosenheim.