Ein Express-Zug für den Chiemgau?

von Redaktion

Das Bahnlinien-Projekt Stephanskirchen-Aschau sieht vier zusätzliche Haltestellen vor

Stephanskirchen – Von Prien nach Rosenheim fahren doch genug Züge – was soll dann noch ein „Chiemgau-Express“? Ganz einfach: Den Osten des Landkreises besser anbinden.

Denn der CH-X abgekürzte Chiemgau-Express soll, so stellen es sich die Initiatoren vor, auch an Bahnhöfen und Haltepunkten im östlichen Landkreis Fahrgäste einsammeln, die bisher keine Möglichkeit haben, mit dem Zug nach Rosenheim zu kommen.

Im Mangfalltal
hat es funktioniert

Eine neue Bahnlinie auf bestehenden Gleisen? Funktioniert, wissen der Initiativkreis Chiemgau-Express und der Fahrgastverband Pro Bahn. Denn es funktioniert im selben Landkreis: Im Mangfalltal. Dort ist die in den 1990er-Jahren entstandene Mangfallbahn Rosenheim – Bad Aibling – Feldkirchen-Westerham – Holzkirchen auf der Trasse des Regionalexpresses laut Dr.Willi Messing (ProBahn) ein echtes Erfolgsmodell mit guten Fahrgastzahlen.

Auf den Zug sprang die Bürgerinitiative „Bahnhalt Stephanskirchen“ auf. Diese BI versuchte lange, den in den 1970er-Jahren geschlossenen Bahnhalt in Stephanskirchen wieder zu beleben. Das scheiterte laut Dr.Christian Sievi von der Initiative an zwei Minuten. Und am Desinteresse der Bahn.

Dem Mathematiker Sievi fiel allerdings im Zuge seiner Berechnungen auf, dass es eine sinnvollere Lösung gäbe – eben den Chiemgau-Express. Denn der hätte ein ungleich größeres Fahrgastpotenzial. Nicht nur die gut 10000 Stephanskirchner.

Der Initiativkreis Chiemgau-Express und ProBahn schlagen vor, dass der Chiemgau-Express in Stephanskirchen, Krottenmühl, Bad Endorf, Rimsting, Prien und Aschau hält. In Stephanskirchen würden Riedering mit gut 5500 Einwohnern und Rohrdorf mit 5600 Einwohnern angebunden. Krottenmühl ist für die jeweils knapp 2700 Pruttinger und Söchtenauer interessant. Und wenn die Stichstrecke Prien-Aschau mit dazu kommt, sind es insgesamt von Stephanskirchen bis Aschau gut 58000 mögliche Passagiere. Die 62000 Rosenheimer, die mit dem Zug an den Simssee, den Chiemsee und in die Berge fahren könnten, noch gar nicht mitgerechnet. Auch Münchner könnten – mit Umstieg in Rosenheim – den Chiemgau-Express nutzen. Den Wanderbus des Alpenvereins nach Aschau haben sie so gut genutzt, dass der noch bis Ende Oktober fährt. Zwei Monate länger, als geplant. Wenn dann die Busanbindungen zu den Haltepunkten noch stimmen, dann wäre das eine extrem sinnvolle Lösung“, findet Christine Heser vom Initiativkreis Chiemgau-Express. Die Stephanskirchenerin erinnert an das Verkehrschaos im Chiemgau und am Samerberg, das die Ausflügler aus der Stadt an den Wochenenden noch verstärken.

Großer Gewinner des Chiemgau-Expresses wäre nach Meinung von Sievi die Stadt Rosenheim – weil dann nicht der halbe Landkreis-Osten mit dem Auto nach Rosenheim fährt und dort rund um den Bahnhof und auf der Loretowiese den ganzen Tag ein leeres Auto steht. Diese Parkplätze stünden dann denjenigen zur Verfügung, die bei Einkäufen Geld in der Stadt lassen. „Aber in Rosenheim ist kein Zug hinter der Sache“, findet Sievi. In anderen Gemeinden schon: Rückhalt gibt es bereits aus Stephanskirchen, Söchtenau und Riedering, so Messing. Mit den Zuständigen in Rimsting und Aschau stehen die Termine noch aus.

Gute Chancen
für Verbindung

Wenn dann noch Landrat Otto Lederer so hinter dem Chiemgau-Express steht, wie der damalige Landrat Dr.Max Gimple hinter der Bahn im Mangfalltal, dann rechnen sich der Initiativkreis Chiemgau-Express und der Fahrgastverband Pro Bahn gute Chancen für die neue Verbindung aus. „Mit diesem Schulterschluss können wir im Verkehrsministerium in München gut antreten“, sind sich Sievi und Messing einig.

Technisch geht‘s

Technisch ist die Umsetzung des Chiemgau-Expresses kein Problem. Die Bahntrasse von Rosenheim bis Prien, auf der auch die Züge München-Salzburg fahren, ist elektrifiziert. Nur die neun Kilometer von Prien nach Aschau sind es nicht. „Die Technik gibt‘s. Da lädt der Zug auf seiner Fahrt von Rosenheim nach Prien eine Batterie auf – und die reicht dann, um nach Aschau und wieder zurück nach Prien zu kommen“, so Dr.Willi Messing von ProBahn. Die Gleise und Wagen gibt es laut Dr.Christian Sievi von der Initiative Bahnhalt längst, die Loks fahren in der Erprobungsphase – „schließlich sind 40 Prozent aller Bahnstrecken in Deutschland nicht elektrifiziert“.Sylvia Hampel

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