Für Chris Wunder ist Helfen ein Hobby

von Redaktion

Bad Endorfer erhält für jahrzehntelanges Engagement die Bezirksmedaille

Bad Endorf – Medizinischer Aushilfsdienst, Seniorenbeauftragter und Gemeinderat: Die Liste von Chris Wunders Engagement ist lang. Bezirkstagspräsident Josef Mederer hat ihn für seinen Einsatz über mehr als 56 Jahre nun ausgezeichnet. Die Bezirksmedaille für Wunder sei ein öffentlicher Dank für seine geleistete ehrenamtliche Arbeit.

25 Stunden
pro Woche freiwillig

Sich zu engagieren, bedeutet Chris Wunder sehr viel. Für ihn ist das Helfen ein Hobby, sagt er, und sieht darin auch eine sinnvolle Lebensgestaltung. Zudem freut sich Wunder über die Reaktion der Menschen, die Hilfe erhalten. Seine Ehrenämter nehmen aber auch sehr viel Zeit ein, erzählt Wunder. Allein in den vergangenen zehn Jahren leistete er nach eigener Schätzung jede Woche circa 25 Stunden unentgeltlichen Einsatz.

Angefangen hat Wunders ehrenamtliches Engagement vor über 50 Jahren. Mit 15 war er 1965 eines der Gründungsmitglieder des Jugendrotkreuzes in Bad Endorf. Wunder wollte damals selbst aktiv werden, weil ihm als Jugendlicher immer wieder Erwachsene geholfen haben.

In der Heimat wird seiner Meinung nach genauso Hilfe benötigt, wie in manchen Krisengebieten weltweit. Deshalb ist er seit 2007 Seniorenbeauftragter. Zusätzlich leitete er gemeinsam mit seiner Frau seit 2011 den BRK-Kleiderladen, erzählt Wunder. „Wir waren immer ein Team.“

Wenn der 71-jährige Rentner auf seine zahlreichen Ehrenämter, auch über seine Heimatgemeinde hinaus, zurückblickt, dann fallen ihm viele besondere Situationen ein. Unter anderem war er lange Zeit im Verein „Gomel-Hilfe“ tätig, erzählt Wunder. Dort kümmerte er sich mit seinen Kollegen um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der weißrussischen Stadt Gomel und auch im Sperrbezirk rund um das ehemalige ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl. Er konnte zwar nie vor Ort bei einem Hilfskonvoi dabei sein, jedoch wurde er über alle Begebenheiten ausführlichst informiert, erzählt Wunder.

Einmal hat er auch ein persönliches Dankesschreiben von einem dortigen Kriegsteilnehmer erhalten, der aufgrund von Zwangsarbeit in Armut lebt. Wunder hat ihm ein Hörgerät beschafft, wodurch der Mann nach etlichen Jahren das erste Mal die Stimme seiner Frau hören konnte, erinnert sich der 71-Jährige. Der ehemalige Medicalberater ist deshalb vor allem seinem früheren Arbeitgeber sehr dankbar. Dieser hat ihm medizinische Hilfsgüter zur Verfügung gestellt, mit denen er in Katastrophengebieten humanitäre Hilfe leisten konnte.

Mit seiner Frau Margot unterstützt Wunder auch viele Hilfsorganisationen, die weltweit agieren. So halfen sie unter anderem bei Hilfslieferungen 2005 nach der Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka oder bei der Organisation „Cap Anamur“, die medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten leistet. Wunder erinnere sich dabei an ein schönes Erlebnis: Ein Arzt bedankte sich bei ihm schriftlich. „Ihre Wundertüte hat meinen Glauben an die Menschen deutlich positiviert“, schrieb ihm der Arzt, erinnert sich Wunder. Diese Erlebnisse verdeutlichen, wie wichtig Engagement ist. „Vergessen wir keinesfalls die vielen Ehrenamtlichen jedes Alters, ohne die der Staat handlungsunfähig werden würde“, sagt Wunder. Ihm ist es daher wichtig, junge Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen. Die Jugend müsse bereits in der Schule für die Unterstützung des Staates begeistert werden, um später der Gemeinschaft zu helfen, findet der 71-Jährige.

Angriffe gegen
Hilfsorganisationen

Wunder hat das Gefühl, dass das Ehrenamt von immer mehr Personen nicht mehr so gewürdigt wird, wie man erwarten würde. Laut ihm schlägt immer häufiger Egoismus durch. „Missachtung, ja sogar tätliche Angriffe gegen Hilfsorganisationen im Einsatz geben zu denken“, sagt Wunder. Diese Situation trägt laut dem 71Jährigen nicht gerade zu einem Anstieg ehrenamtlicher Hilfe bei. Chris Wunder hat mit seinem Engagement vielen Menschen geholfen. Für die Zukunft will der 71-Jährige jedoch mit seiner Frau vorrangig das Rentnerleben für die Enkel nutzen. „Wir werden uns aber einem Hilferuf nicht verschließen.“

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