Kräuter, Kunst und Kulturgeschichte

von Redaktion

Vielfaltsmacher Gartenbauverein Großholzhausen stellt Großprojekt auf die Beine

RaublingGroßholzhausen – „Vielfaltsmacher – (G)Arten.Reich.Natur.“ So lobte der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege einen Wettbewerb aus. Vielfalt, nicht zuletzt Biodiversität, ist hier das große Thema, zu dem der Gartenbauverein Großholzhausen ein großes Projekt auf die Beine gestellt hat. Beteiligt waren viele Gruppen und Vereine vor allem aus Großholzhausen, aber auch aus Raubling und Rosenheim.

Die Ausrufung des Wettbewerbs ließ beim Gartenbauverein die Köpfe rauchen. Coronabedingt online entwickelte sich das Projekt „Vielfaltsweg 3K – Kräuter-Kunst-Kulturgeschichte“. Die Idee: Förderung der Vielfalt an Pflanzen und Tieren durch kreative Einfälle.

Die Schönen und die
Unscheinbaren im Blick

Die Vorsitzende des Gartenbauvereins Brigitte Holzner, freute sich über die Zielsetzung des Wettbewerbs, denn sie meint: „Eigentlich ist das tatsächlich mal eine der positiven Seiten der Pandemie. Bisher war das Hauptaugenmerk im Gartenbauverein vor allem auf schönen Blumenschmuck im Garten und auf Balkonen ausgerichtet.“

Ihr, der Kräuterpädagogin, kommt diese naturnahe Art des Gartels sehr entgegen. „Hier geht es um Nachhaltigkeit und Artenvielfalt. Nicht nur die auf Schönheit getrimmten Pflanzen haben eine Daseinsberechtigung, sondern auch die mit den kleinen, unscheinbaren Blüten. Die sind oftmals sogar die besseren Nahrungsquellen für Insekten und Bienen.“

Das Konzept, das im Zuge des Webinars entwickelt wurde, hat zwei Einheiten. Teil eins ist die Gestaltung des Vereinsgeländes des Gartenbauvereins. Hier werden aus dicken Holzplatten ausgesägte Skulpturen von ausgesuchten Schutzheiligen, die in der Mythologie mit Pflanzen oder Tieren verbunden werden, aufgestellt. Der jeweilige Bereich wird dann mit einer typischen Pflanze gestaltet.

Für jeden Heiligen wurden Patenschaften an unterschiedliche Gruppen und Vereine vergeben. So wird neben ‚Hildegard von Bingen‘, deren Pate die Frauengruppe des Bildungswerks Rosenheim ist, ein Kräuterbeet aufgestellt. Bekanntlich ist Hildegard berühmt für ihre Heilkunde, die auf Pflanzen und Kräutern beruht. Urban, Schutzheiliger der Weinbauern, für dessen Patenschaft ein Winzer aus der Südsteiermark gewonnen werden konnte, wird eine Weinranke gepflanzt bekommen. So wird es zwölf verschiedene Areale mit Schutzpatronen geben.

Damit man die Möglichkeit hat, Hintergründe und Geschichten zu den einzelnen Bereichen zu erfahren, gibt es den zweiten Teil des Projektes. Die Silhouetten der aus dicken Holzplatten ausgeschnittenen Skulpturen werden entlang des Weges vom Sportplatz in Großholzhausen Richtung Schwarzlack aufgestellt. Hier darf nichts gepflanzt werden, aber dafür haben die Paten Fakten und Informationen gesammelt und kleine Videoclips dazu gedreht. Auf jeder Figur befindet sich ein mit dem Handy auslesbarer QR-Code. Damit kann man ein kurzes Erklärvideo, deren Produktion Dirk Weisser übernommen hat, zu den Stationen herunterladen.

Weitere Vereine
wollen mitmachen

Insgesamt ist die Vorsitzende recht stolz darauf, dass das Projekt der Vielfältigkeit so viele unterschiedlichen Bereiche abdeckt: „Natürlich sind wir ein Gartenbauverein und beschäftigen uns vordringlich mit Pflanzen, aber bei diesem Projekt wurde der Vielfaltsgedanke darüber hinaus auch in andere Lebensbereiche getragen. Wir freuen uns besonders darüber, dass wir so unterschiedliche Gruppen als Paten begeistern konnten.“

Es stehe sogar der Gedanke im Raum, dieses Projekt noch zu erweitern, da weitere Vereine und Gruppen sich auch gerne beteiligen möchten. „Der Gartenbauverein ist sehr dankbar, dass wir hier die volle Unterstützung von Bürgermeister Olaf Kalsperger bekommen, der uns für eine Erweiterung des Projektes auch den Bereich rund um das Gartenbaugelände zur Verfügung stellen würde.“

Der Gartenbauverein freut sich sehr darauf, das Ergebnis der Projektarbeit am Freitag, 15. Oktober, um 16 Uhr bei einer Vernissage auf dem Gartenbaugelände präsentieren zu können.

Die Künstlerin und der erste Grüne

Maria Holzner, 17, Tochter der Vereinsvorsitzenden Brigitte Holzner, zeichnet für die künstlerische Ausführung der Skulpturen verantwortlich. Obwohl sie eigentlich gerade mit Vorbereitungen für ihr Abitur beschäftigt ist, lieferte sie die Vorlagen für die Holzschnitte, die sie gestaltet und per Beamer auf die Holzplatten übertragen hat. Sie übernahm auch die Bemalung und Beschriftung aller zwölf Skulpturen und deren Silhouetten. Sie übernahm, zusammen mit ihrer Freundin Anna Heinke, auch die Patenschaft für den ‚Franz von Assisi‘. Die 17-jährige Gymnasiastin findet diesen Charakter so interessant, dass sie sogar eine Seminararbeit über ihn schreibt. „Der erste Grüne“, sagt sie amüsiert.

Der Handwerker und die heilige Corona

Franz Holzner, 82, ist Ehrenvorstand beim Gartenbauverein und der Schwiegervater von Brigitte Holzner. Als ehemaliger Zimmerer ist er im Hobbykeller bestens ausgerüstet mit Profiwerkzeug. Natürlich hat er es sich nicht nehmen lassen, die von Enkelin Maria gezeichneten Skulpturen sauber und mit ruhiger Hand aus zu sägen. Augenzwinkernd verrät er: „So exakt kriegt man diese feinen Konturen nur mit einem besonders schmalen Blatt in der Stichsäge hin. Aber von denen ist mir zwischendurch auch schon mal eines abgebrochen.“ Auf dem Foto oben lässt er gerade die heilige Corona entstehen. „Die Schutzheilige der von Seuchen Geplagten und des Geldes, ob man das glaubt oder nicht!“

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