Brandbrief an Andreas Scheuer

von Redaktion

Rohrdorfs Bürgermeister erwägt rechtliche Schritte wegen A8-Unterführung

Rohrdorf – „Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis an der Autobahnunterführung zwischen Rohrdorf und Thansau ein Unfall passiert, bei dem ein Fußgänger oder Fahrradfahrer zu Schaden kommt. Die Situation muss endlich verbessert werden.“ Dieser Satz war seit Jahrzehnten im Rohrdorfer Gemeinderat wieder und wieder zu hören. Auch bei jeder Bürgerversammlung, erst jüngst wieder bei der Ideenwerkstatt in Thansau im Juli, war die Autobahnunterführung ein Top-Thema.

Der schlimmste Fall
ist eingetreten

Und genau das, wovor man sich seit Jahrzehnten gefürchtet hatte, trat am 26. September ein: Ein Fahrradfahrer, der die Unterführung passieren wollte, wurde von einem Auto angefahren. Er trug so schwere Verletzungen davon, dass er mit einem Hubschrauber abtransportiert werden musste.

Zur Situation: Die Autobahnunterführung an der Staatsstraße 2359 ist schon für zwei sich begegnende Autos ein Nadelöhr. Will in diesem Moment auch noch ein Fahrradfahrer hindurch, gerät er in akute Gefahr, denn von Thansau kommend muss er, weil der Fahrradweg endet, auf der Straße durch die enge Röhre. Von Rohrdorf kommend hätte er die Möglichkeit, den auf dieser Seite vorhandenen Gehweg zu benutzen, doch der ist mit rund 70 Zentimetern Breite schon für einen Fußgänger eigentlich zu schmal.

Ein Sachverhalt, den der Bürgerblock aktenkundig schon 1987 bei der Regierung von Oberbayern vortrug. In der Antwort damals wurde eingeräumt, dass die Gemeinde sogar schon seit 1967 in dieser Sache vorstellig werde, dass nun aber mit dem zeitnahen Ausbau der A8 zu rechnen sei und die Unterführung damit sowieso erneuert werde.

Ein Argument, das die Gemeinde seither bei all ihren Briefen und Bitten hört, egal ob sie sich an das Landratsamt, an die Autobahndirektion, die Straßenbaubehörde oder an die Regierung von Oberbayern wendet. Seit 34 Jahren wird auf die Erweiterung der Autobahn verwiesen, die unmittelbar bevorstehe.

Um hier etwas zu beschleunigen, gab die Gemeinde im Dezember letzten Jahres sogar ein eigenes Gutachten in Auftrag. Es sollte ermitteln, wie die Situation möglichst zeitnah, also noch vor dem eventuellen Ausbau der A8, entschärft werden kann. Die einfachste Maßnahme, so das Ergebnis, sei eine Röhre unter der Autobahn, reserviert für Fußgänger und Radfahrer. Alternativen hierzu würden, so wurde aus dem Gutachten deutlich, auf jeden Fall mehr Aufwand und vor allem größere Umwege zumindest für Fahrradfahrer bedeuten.

Fest steht auf jeden Fall, dass schnelle Maßnahmen geboten sind, denn, so das Gutachten, „die Verbindung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zwischen Rohrdorf und dem relativ großen Ortsteil Thansau ist massiv beeinträchtigt, und die Verkehrssicherheit hier keinesfalls mehr gegeben“.

Für Bürgermeister Simon Hausstetter ist nach dem Unfall vom 26.September jedenfalls klar, dass die Zeit der bloßen Bittbriefe vorbei ist. Er wandte sich am vergangenen Freitag mit einem Schreiben direkt an Verkehrsminister Andreas Scheuer, zusätzlich ging der Brief an den Verkehrsausschuss des Bundestages, an die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und natürlich – wie seit Jahrzehnten üblich – an das staatliche Bauamt und die Autobahndirektion. Das gab er jetzt im Gemeinderat bekannt.

Gemeinde prüft
juristische Schritte

In diesem Schreiben wird der Bürgermeister sehr deutlich und weist daraufhin, dass die Gemeinde nach den Jahrzehnten erfolgloser Bemühungen nun wohl juristische Schritte prüfen müsse. „Schließlich“, so sagt Simon Hausstetter und zitiert dabei eine mündliche Einschätzung des Gutachters bei einem Ortstermin, „stehen die Verantwortlichen mit einer solchen Unterführung zumindest mit einem halben Bein im Gefängnis“.

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