Oberaudorf – Egal ob Gemeinde, Freistaat oder Kirche: Jeder will das Kloster Reisach für sich nutzen. Nach dem Auszug des Karmeliter-Ordens ist das Gelände in Oberaudorf begehrter denn je. Die Entscheidung, was mit dem sanierungsbedürftigen Gebäude passiert, könnte nun schneller fallen als gedacht. Denn die staatliche Bedarfsprüfung durch die Bayerische Immobilienverwaltung soll zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. Damit das Objekt danach nicht in den Verkaufskatalog wandert, will die Gemeinde Oberaudorf reagieren und innerhalb von drei Wochen ein Nutzungskonzept vorlegen.
In drei Wochen soll
der Plan stehen
„Wir müssen jetzt schnell sein, wenn wir das Kloster haben wollen“, betonte Bürgermeister Matthias Bernhardt in jüngster Sitzung des Gemeinderates Oberaudorf. Nachdem der Deutsche Orden der Karmeliten das Gebäude in die Hände des Freistaats gegeben hat, habe er eigentlich mit mehr Zeit gerechnet. Doch anstatt lange zu überlegen, was mit dem Bau von 1731 passieren soll, sei die Prüfung durch die Bayerische Immobilienverwaltung bereits in vollem Gange. Die Lage für die Gemeinde, die laut Bernhardt seit eineinhalb Jahren mit der Nutzung des Klosters liebäugelt, hat sich damit plötzlich verschärft. „Wenn in den nächsten Wochen keiner zuckt, ist das Kloster weg“, so der Rathauschef in der Sitzung.
Um das zu verhindern, will die Gemeinde nun ein Konzept erstellen, wie das Kloster verwendet werden soll. Eine Idee ist, dafür das Standesamt aus dem Keller des Rathauses zu verlegen und künftig im Kloster unterzubringen. Die weiteren Räumlichkeiten der rund 500 Quadratmeter großen Immobilie könnten nach der Vorstellung des Gemeinderates von den ortsansässigen Vereinen genutzt werden. „Bis dahin gibt es aber eine Menge Arbeit und damit verbundene Kosten von rund sechs Millionen Euro“, schätzt Bernhardt mit Blick auf die notwendigen Sanierungsarbeiten. Ein weiteres Problem könnte zudem darstellen, ob überhaupt Kirche und Kloster einzeln erstanden werden können. Denn das Interesse der Gemeinde Oberaudorf beschränkt sich ausschließlich auf die Klosteranlage. Die Kirche wolle man dagegen nicht übernehmen. Wenn der Freistaat allerdings beide Teile nur gemeinsam verkaufen oder für eine eigene Behörde nutzen will, würde laut Bernhardt auch das beste Konzept nichts helfen.
Laut dem bayerischen Kultusministerium ist man noch dabei, alle möglichen Interessenslagen zu prüfen. Aus diesem Grund sei auch noch nicht darüber nachgedacht worden, ob die Kirche und das Kloster getrennt voneinander verkauft oder betrieben werden können, heißt es auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Für die Klosterkirche setzt sich aktuell Pfarrer Hans Huber ein. Er würde sich wünschen, dass die Kuratie Niederaudorf-Reisach dort wieder ihre großen Gottesdienste feiern kann und hofft diesbezüglich auf eine positive Rückmeldung aus dem Kultusministerium. „Der Freistaat könnte als Träger für Dach und Fach bestehen bleiben und uns die innere Ausgestaltung überlassen“, meint Huber. Aufgrund diverser Not-Sanierungen wagt er allerdings ohnehin nicht zu hoffen, die Kirche in nächster Zeit nutzen zu können.
Auch Hendrik Steffens, Pressesprecher der Erzdiözese München und Freising, bestätigt, dass das Bistum eine langfristige Nutzung durch den Pfarrverband Oberes Inntal befürwortet und daher bereit ist, in Gespräche mit dem Freistaat zu treten. Die Klosteranlage zu erwerben und sich damit um den Bauunterhalt zu kümmern, sei allerdings kein Teil der Überlegungen.
Details noch
nicht beschlossen
Eines kristallisierte sich in der Oberaudorfer Gemeinderatssitzung heraus: Egal wie kompliziert die Lage um das Kloster auch ist, will man doch alles versuchen, das Objekt in den Besitz der Gemeinde zu integrieren. „Wenn wir es kaufen können, kaufen wir es. So ein Gebäude gibt man nicht aus der Hand“, sagte Susanne März (Freie Wähler). Magnus Waller (CSU) bekräftigte, dass es unverzeihlich wäre, wenn das historische Gebäude nicht erhalten und erweitert werde.
Auch wenn Bürgermeister Bernhardt schon länger „einen Plan für das Kloster im Kopf“ hat, will der Gemeinderat gemeinsam weitere Vorschläge sammeln. Ein Beschluss mit allen Details soll allerdings erst noch gefasst werden, wenn ein tragfähiges Konzept mit entsprechenden Partnern gefunden ist.
Dank der unerwartet schnellen Bedarfsprüfung durch den Freistaat könnte das Thema Kloster Reisach schon im November in der kommenden Gemeinderatssitzung wieder heiß debattiert werden.