Riedering – Andernorts mangelt es an Personen, die in Vereinen Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Führungsspitzen brechen weg, Bräuche und Rituale drohen in Vergessenheit zu geraten. Lücken im gesellschaftlichen Leben tun sich auf. Ein Problem, mit dem viele Vereine zu kämpfen haben. Und das nicht nur in den Kreisen der Trachtler. Florian Niedermaier ist so etwas wie der Gegenentwurf zu dieser negativen Entwicklung. Das OVB sprach mit dem kürzlich zum stellvertretenden Gauvorstand des Gauverbandes I gewählten Riedingers über die Chancen seines Amtes.
Wie kamen Sie in Ihren
Trachtenverein?
Ursprünglich komme ich aus keiner „Trachten-Familie“. Ich wurde über meine Freunde und Nachbarschaft neugierig gemacht. Vor allem aber die Auftritte der Kinder- und Aktiven-Gruppe des Trachtenvereins beim traditionellen „Gögginger Dorffest“, das direkt vor meiner Haustüre stattfindet, war für mich bald klar: „I mog des a kena“!
Gibt es besondere
Erinnerungen, die Sie
als Trachtler nicht missen möchten?
Davon gibt es reichlich, aber wenn ich ehrlich bin, ist jede Erinnerung etwas Schönes und Besonderes.
Was reizt Sie am Amt des stellvertretenden Gauvorstandes?
Der Gauverband ist für mich eine sehr wichtige Institution. Das Mitgestalten und die Weichen für die Zukunft zu stellen, den Vereinen bei den immer mehr und komplizierter werdenden Vorschriften und Auflagen zu unterstützen, ist für mich eine wichtige Aufgabe, der ich mich gern stelle. Zudem ist das Repräsentieren des Verbandes nach innen und außen für mich eine große Ehre.
Was ist für die Zukunft der Trachtler besonders wichtig?
Zum Brauchtum zu stehen, zu seiner Tracht zu stehen. Trachtler sein ist ein Gefühl, eine Lebenseinstellung, die unbedingt weitergegeben werden muss. Sie soll und muss weiter ein Anker für Verbundenheit zur Heimat sein.
Welche Probleme
kommen aus Ihrer Sicht in Zukunft auf die
Trachtler zu?
Es gibt immer weniger, die in Vereinen Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Denn viele sehen nur die Arbeit und nicht den sozialen und gesellschaftlichen Mehrwert. Ohne Vorstände, Aktiven- und Jugendleiter, Kassiere und viele viele mehr werden die Vereine sich auflösen. Das wird die große Herausforderung für die Zukunft dem entgegenzuwirken. Ohne engagierte Mitmenschen verlieren wir das Vereinsleben.
Laptop und Lederhose! – Nur so daher gesagt?
Die Vereinsarbeit ist in der heutigen Zeit ohne Digitalisierung fast nicht mehr möglich. Zudem ist die Präsenz in den sozialen Medien heutzutage kaum noch wegzudenken, denn dadurch wird die Jugend, unsere Zukunft, angesprochen. Die Welt wird immer mehr digitaler vernetzt und die Vereine oder Verbände müssen sich auch dieser Herausforderung stellen. Die Pandemie hat uns außerdem gezeigt, dass uns die Digitalisierung das Leben und die Arbeit im Verein erhalten und erleichtert hat. Um auf die Frage „Laptop und Lederhose! – Nur so daher gesagt?“ zurückzukommen, nein, denn es ist schon längst Alltag.
Junge Leute gewinnen und an den Verein binden, ein Wunsch, den
jeder Verein hat. Wie können Sie die Vereine dabei zielgerichtet
unterstützen?
Durch die Förderung und die Weiterbildung für die Jugendleitung unterstützen wir als Verband die Vereine seit einigen Jahren. Um neue Ideen aufzuzeigen, interessante und gezieltere Probenkonzepte zu ermöglichen und auszuarbeiten. Wir werden auch weiterhin unser bestmögliches tun, die Vereine zu unterstützten um für diese immer schwierigere Aufgabe Lösungen zu finden.
Die Trachtensache ist facettenreich. Was ist Ihr „Steckenpferd“?
Das ist das Spielen auf der Theater-Bühne, die bei uns zum Trachtenverein in Riedering dazu gehört. Die Herausforderung anzunehmen, sich immer wieder neu zu erfinden und auf neue Rollen und auch Charaktere einzulassen.
Interview: Volkhard Steffenhagen