Die Strecke der Radtour vom Pruttinger Zentrum in Richtung Rosenheim. Klinger
Prutting – Jakob Kern ist einer, der gerne lacht und auch mal einen trockenen Witz reißt. Aber wenn es um sichere Radwege geht, dann versteht der pensionierte Lehrer keinen Spaß. Er fährt fast jeden Tag mit dem Fahrrad. Jedenfalls wenn es nicht regnet, sagt er. Eine seiner Stammstrecken ist die von seinem Wohnort Prutting nach Rosenheim.
Neue
Konzepte geplant
Die Probleme beginnen für Kern schon auf dem Weg vom Dorfzentrum in Richtung Ortsausfahrt. Radler müssen hier auf der linken Seite auf einem schmalen Feldweg fahren, der mit Schlaglöchern und erhöhten Gullideckeln gespickt ist. Am Ende des Weges, gleich neben dem Bolzplatz, bleibt Kern stehen. Jetzt muss er die Staatsstraße überqueren. „Hier schießen die Autofahrer manchmal regelrecht um die Ecke“, schimpft er. „Viele fahren schneller als die 60 km/h, die erlaubt sind.“ Kern wechselt die Straßenseite. Auf dem Weg, der zum Pruttinger Ortsteil Bamham führt, darf er nicht fahren. Hier sind nur Fußgänger zugelassen. Kern muss die Straße benutzen. Autos fahren links an ihm vorbei, während er den kleinen Berg hinaufradelt. Kern behindert die Autofahrer und bringt sich gleichzeitig selbst in Gefahr, weil diese ihn überholen. Für ihn ein nicht tragbarer Zustand.
Pruttings Bürgermeister Johannes Thusbaß (CSU) weiß um die Probleme. „Um unsere Fahrradwege steht es nicht besonders gut. Beziehungsweise sind sie oft nicht vorhanden“, sagt er. Thusbaß will das ändern. Die Verwaltung sei bereits dabei, Konzepte für Radwege in mehreren Teilen der Gemeinde zu planen – zum Beispiel vom Dorfzentrum nach Haidbichl am Hofstätter See entlang. So kämen die Menschen auch auf diesem Weg sicher Richtung Rosenheim.
Auch auf der Strecke vom Pruttinger Kreisverkehr in Richtung des Söchtenauer Ortsteils Rins sowie den Pruttinger Ortsteilen Reischach und Bamham sollen gut ausgebaute Wege entstehen.
Das Ziel: gemeindeübergreifende Fahrradstraßen. „Damit man zum Beispiel von Prutting nach Halfing durchfahren kann“, sagt Thusbaß. Einen konkreten Zeitplan gebe es jedoch nicht. Die Verwaltung ist laut dem Bürgermeister dabei, Fördermöglichkeiten durch den Staat zu eruieren. Herausfordernd sei bei dem Projekt auch, dass die für Radwege infrage kommenden Grundstücke nicht immer Eigentum der Kommune seien.
Für Jakob Kern geht es auf seinem Weg nach Rosenheim weiter auf dem Radweg, der an den Pruttinger Ortsteilen Wolkering und Sonnen neben der Staatsstraße auf der rechten Seite entlangführt. Der Weg endet bei den ersten Häusern im Weiler Ried. Dort geht er in einen Fußgängerweg über. Kern müsste hier entweder auf den Radweg auf der anderen Straßenseite wechseln („Bei hoher Verkehrsdichte eine brenzlige Situation“) oder auf der Staatsstraße weiterfahren – in einer unübersichtlichen Kurve. „Als gesetzestreuer Radfahrer bringt man sich in und um Prutting herum oft in Gefahr.“ Seine Forderung ist klar: Bessere, breitere und sicherere Radwege auf der Strecke Prutting-Rosenheim – nicht nur für die Einheimischen, sondern auch für die vielen Touristen in der Region.
Damit es für Fahrradfahrer einen Ansprechpartner gibt, hat die Gemeinde Prutting einen Posten für einen Fahrradbeauftragten geschaffen. „Radfahren ist das Beste, das man für die Gesundheit und die Gemeinschaft machen kann“, sagt Dr. Markus Reheis. Er denkt dabei ans Klima und an die mit Autos verstopften Straßen.
Immer
mit Vorsicht fahren
Reheis fordert, schon beim Bau von Verkehrsstraßen Radwege einzuplanen. Das werde oft vernachlässigt. Er sagt: „Die Planung hört an den Gemeindegrenzen nicht auf.“
Das findet auch Jakob Kern. Egal, ob sich bei den Fahrradwegen in der Region etwas ändert oder nicht – eine Sache bleibt gleich: seine Vorsicht. „Ich fahre immer wachsam.“