Rundumversorgung auf 1400 Metern

von Redaktion

Die Kampenwand hat jetzt einen Trink-, Abwasser-, Strom- und Breitbandanschluss

Aschau – „Es ist ein Leuchtturmprojekt, nicht nur in der Region, sondern bayernweit“, sagt Aschaus Bürgermeister Simon Frank in seiner Rede zur Einweihung der Infrastrukturmaßnahme Kampenwand. Der Ortsteil Staffelstein besitzt jetzt einen Trink- Abwasser-, Strom- und Breitbandanschluss – und das auf rund 1400 Metern Höhe. Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf 4,2 Millionen Euro, 75 Prozent davon werden vom Freistaat Bayern übernommen.

Bei der Segnung des Hochbehälters durch Pfarrer Paul Jansen und Pfarrerin Betina Heckner, las Jansen aus dem Buch Exodus. Da die Israeliten in der Wüste durstig waren, schlug Moses mit seinem Stab gegen einen Stein und es floss Wasser. „Moses ist hier nicht vorbeigekommen und hat gegen den Felsen geschlagen“, sagt Jansen schmunzelnd und erntet Lacher. „Es war hohe Ingenieurskunst.“

Zukunftsweisendes
Jahrhundertprojekt

In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden am Berg unter anderem drei Hochbehälter zur Trinkwasserversorgung verbaut. Der letzte Behälter nahe der Sonnenalm war so groß, dass er in drei Teilen mit einem Hubschrauber hinaufgebracht werden musste. Damit kann der Tagesbedarf von zwölf Kubikmetern Wasser gedeckt werden. Dass die Almen auf der Kampenwand mit Trinkwasser versorgt werden können, sei „zukunftsweisend“, erklärte Frank.

Durch den Anschluss der Almen an die Abwasserversorgung sei zudem der Umwelt eine „große Last von den Schultern genommen worden“. Denn zuvor floss das Abwasser unkontrolliert den Berg hinab. Die Kläranlagen der Almbetreiber seien zu Teilen renovierungsbedürftig gewesen. „Wir haben hier einen touristischen Brennpunkt, wir haben hier im Jahr rund 550 Einwohnergleichwerte. Einen Ort mit 550 Einwohnern, der abwassertechnisch zu reinigen ist, das ist auf dem Berg äußerst schwierig“, sagt Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Das Abwasser läuft jetzt in Rohren ins Priental, wird über den Fellerer Stollen ins Inntal und dort in den Inn geleitet. Zur Abwasserentsorgung wurden unter anderem zwei Pumpstationen und drei Feststoffzerkleinerer am Berg verbaut.

Neben Trink- und Abwasser sind die Almen auf der Kampenwand jetzt auch ans Stromnetz der Bayernwerk Netz GmbH angeschlossen. 7000 Meter Hochspannungskabel und 1750 Meter Ortsnetzkabel wurden verbaut. „Das Besondere ist, dass wir nicht nur Kupfer- und Stahlkabel gelegt haben, sondern auch Intelligenz verbauen. Drei von fünf Stationen sind sogenannte intelligente Stationen“, erklärt Joachim Kabs, Geschäftsführer von Bayernwerk Netz.

Die Stationen können von der Ferne gesteuert werden. So müsse nicht bei jedem Störfall ein Techniker auf den Berg.

Finanzielle
Punktlandung

Gerade die Arbeit an steilen Hanglagen und in luftiger Höhe ist das Besondere der Infrastrukturmaßnahme. Die Arbeiter verbrachten insgesamt 341 Tage am Berg, sagte Johannes Höglauer vom Ingenieurbüro Dippold & Gerold. Dabei mussten 15000 Kubikmeter Erdreich bewegt werden, zum Teil durch Sprengungen. „Was mich besonders freut, ist, dass wir eine finanzielle Punktlandung geschafft haben“, sagt Geschäftsführer Anton Schmuck lachend. Aschaus Bürgermeister ist froh und stolz, dass die Maßnahme abgeschlossen ist.

Die Planungen

Am 7. Mai 2019 haben die Projektverantwortlichen im Tal den Spatenstich für die Infrastrukturmaßnahme

gesetzt. Die Planungen für das Projekt begannen

bereits 2010. Ein Jahr später wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Sie zeigte, dass eine zentrale Versorgung des Berges am sinnvollsten sei. Um eine

geeignete Förderung für

die Baumaßnahme zu erhalten, war die Gründung eines neuen Ortsteils nötig. So entstand der Ortsteil Staffelstein, der die Almen auf der Kampenwand umfasst. 2014 wurden die

ersten Förderanträge gestellt. Durch das Förderprogramm Berghütten, das der Freistaat 2018 erließ, konnte eine weitere Fördersumme von rund 90000 Euro generiert werden.

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